Donnerstag, 19. Juni 2008

It´s a hard, hard/war/e

Gerne vergisst man die zweite Seite der Medaille, die "Hinterbühne" des Web. Bis plötzlich etwas damit nicht stimmt.

So ein Weblog verleitet schonmal dazu, Dampf abzulassen - oder: seiner (natürlich völlig subjektiven) Meinung über die Dinge des täglichen Lebens Ausdruck zu verleihen. Nun ist es wiedermal soweit.


Als "mobiles Breitband" noch lange nicht so beliebt (und beworben) war wie dieser Tage, kam ich in den Genuss der immer verfügbaren Verbindung zur digitalen Welt in Form eines dezenten, kleinen, weißen Schächtelchens mit sympathischer Haptik: weiche Kanten, runde Formen, kompakt und handlich, sodass man kaum glauben würde, damit tatsächlich im Handumdrehen im Web surfen zu können.


Tatsächlich habe ich das Gerät (ein Huawei E220) zählbar oft benutzt - hin und wieder also, zB. als ich am Land war, oder aus purer Neugier am städtischen Badestrand. Denn erfahrungsgemäß würde ich nur mit reichlich Glück eine Verbindung zum Netz herstellen können, die wiederum nur in Ausnahmefällen länger als ein paar Minuten bestehen bliebe. Ich war froh, nicht von dem kleinen Runden abhängig zu sein.

Vor kurzem konnte ich ein äußerlich baugleiches Modell des selben Mobilfunkanbieters dabei beobachten, wie es - zu meiner Überraschung - völlig klag- und problemlos funktionierte und beim direkten Vergleich unter möglichst identischen Bedingungen auch spürbar schneller lud als das meinige. Eine fatale Entdeckung, wie sich noch am selben Tag herausstellen würde.

Stutzig ob der nun offenkundig schwachen Performance stoppte ich beim nächsten Offline-Shop des besagten Anbieters, um mich mit einem Fachmann (oder einer Fachfrau) über mögliche Ursachen und Gründe der wahrgenommenen Mängel auszutauschen - der Beginn einer Verkettung unglücklicher Entscheidungen. Denn dort machte man mich sogleich auf ein Firmware-Update aufmerksam, das sogar die Datenrate meines Modems auf den aktuellen Stand von 7,2 Mbit/s bringen würde.


Gesagt, getan
: Windows gestartet, die Website des Anbieters durchforstet und siehe da: wirklich wahr! Software herunter geladen und das Update gestartet. Ich war guter Hoffnung, nach dem Update auch zuverlässiger mit dem Internet verbinden und das Gerät - endlich! - intensiver nutzen zu können.

Das Resultat: Nachdem das Programm offenbar die bestehende Firmware erfolgreich vom Modem gelöscht hatte, meldete es einen Fehler, brach den Vorgang ab und ließ mich mit einem völlig unbrauchbaren Gerät zurück.

Als geduld-erprobter und grundsätzlich positiv eingestellter Hard- und Software-Nutzer habe ich sofort im Web nach nützlichen Hinweisen gesucht, bin sogar auf die Hersteller-Firmware von Huawei gestoßen, die das sorgfältig angeschlossene (und von Windows sogar erkannte!) Modem ebenfalls nicht finden konnte und ein Update verweigerte.

Völlig alleine gelassen wurde ich auch vom Mobilfunkanbieter. Schon am Telefon erfuhr ich, dass das Gerät nun kaputt wäre, defekt (dabei wurde doch nur die Firmware durch fehleranfällig programmierte Software gelöscht). Früher hatte ich Defekte immer mit physikalischen Einwirkungen mit oberflächlich sichtbaren Folgen in Verbindung gebracht. Heute gilt ein technisch völlig intaktes Gerät schon als zerstört, wenn seine Firmware gelöscht wurde oder schadhaft ist.

Man möchte also meinen, dass ein wesentlicher Vorteil der Offline-Shops darin besteht, jahrzehntelang treuen Kunden im Notfall Soforthilfe zu leisten. Gerade, wenn es sich bloß umein paar Megabyte an Software handelt, die von Autorisierten innerhalb weniger Minuten auf den Festspeicher des Modems geladen werden könnten.

Weit gefehlt: Denn ohne Kaufbeleg geht rein gar nichts, auch wenn es noch so evident ist, dass man mit dem vorliegenden (unübersehbar gebrandeten) Gerät unter vorgelegter Kundennummer das hauseigene Service nutzt, wofür seit nunmehr vier Jahren regelmäßig bezahlt wird. Das bedeutet, dass nun an gut drei möglichen Standorten nach einer Rechnung von vor knapp zwei Jahren gesucht werden muss, ohne die das durch das - wohlgemerkt - empfohlene Firmware-Update "ruinierte" Gerät nicht zur "Reparatur" eingeschickt (!) werden kann. Und weil es noch dazu nicht im Offline-Shop des Anbieters, sondern bei einem offiziellen Vertriebspartner (nämlich in einer Filiale der Post) gekauft wurde, steht für die Zeit der "Reparatur" (also für rund 10 Tage) auch kein Leihgerät zur Verfügung. Bezahlt darf in der Zeit natürlich weiterhin werden.

Die Bequemlichkeiten des Web 2.0 täuschen oft darüber hinweg, dass es beim geringsten Problem mit der notwendigen Hardware ganz schnell äußerst unbequem werden kann. Dann geht plötzlich nichts mehr so unproblematisch wie das Login im Kundenportal seines Anbieters (sei es A1 mobilkom austria oder irgendein anderer). Dann hat die Bequemlichkeit wieder ihren Preis, nämlich mindestens 7.500 "Bonuspunkte" plus 15 Euro und weitere 18 Monate Vertagsbindung für ein gleichwertiges, sofort erhältliches Austauschmodem. Und all das nur, weil während des offiziell zur Verfügung gestellten und vom Fachberater empfohlenen Firmware-Updates ein Softwarefehler aufgetreten ist.

Meine persönlichen Konsequenzen: Mobilfunkanbieter und ihre überteuerten, fehlerbehafteten Dienstleistungen gilt es zu meiden. Außerdem sehe ich mich darin bestätigt, einen kleinen Beitrag zur Liberalisierung des kabellosen Internetzugangs zu leisten, indem ich vor einiger Zeit der FON-Community beigetreten bin und dadurch anderen Mitgliedern zumindest vor meinem Fenster Zugang zum Web 2.0 gewähre - gemeinsam mit vielen, vielen anderen in meiner Stadt.

Denn "Web 2.0" findet nicht nur auf Online-Plattformen statt (wo es meiner Meinung nach in erster Linie ums formale Kontaktesammeln geht mit einem Mindestmaß an Interaktion), "Web 2.0" sollte viel mehr als Lebenseinstellung verstanden werden in Form einer optimistischen Haltung gegenüber gemeinsam erreichbarer Ziele anstelle der vorwiegend egoistisch motivierten Listen potenziell nützlicher (Geschäts-) Kontakte.

In diesem Sinne hoffe ich im schlimmsten Fall im Web doch noch auf Leute mit dem selben technischen Problem und möglichen Lösungen zu stoßen (kann ja kaum sein, dass es nichts und niemanden gibt, der das Bisschen Code aufs Modem kriegt). Ansonsten werde ich auf das ohnehin nicht befriedigende "mobile Breitband" künftig bewusst verzichten.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Um deinem Frust noch das Tüpfelchen auf dem i zu geben: Der Herstellername der chinesischen Firma Huawei (mit 70.000 Beschäftigten) lässt sich theoretisch auch folgendermaßen ins Deutsche übersetzen: "Großartig handeln" ;-)

Gregor T. hat gesagt…

Hallo Martin, und danke für das Tüpfelchen! ;-) Mein Frust klingt langsam ab, nachdem sich das Ding bereits am Weg zur "Reparatur" befindet (und hoffentlich bald wieder mit draufgespielter Software in den Post-Shop Retour geschickt wird). Was mich am meisten anzipft ist, dass A1 zwar groß kassiert, sogar offensichtlich riskante Firmware-Updates empfiehlt, aber wenn dann mal etwas nicht hinhaut, gibt´s keinerlei Hilfestellung, nur weil das A1-Modem bei der (achso fremden) Post (Telekom / AON) gekauft wurde. Naja, was soll´s! ;-)