Donnerstag, 25. Dezember 2008

Ausprobiert: Nikon Coolpix P6000

Im Zuge des Weihnachtskonsums durfte ich mich ein wenig mit Nikons Bridgecam Coolpix P6000 beschäftigen: ein gelungenes Gerät mit Pros und Contras.

Eines ist klar: Kompakte Digital-Kameras und so genannte "Bridgecams" (als Bindeglied zwischen Kompaktkamera und digitaler Spiegelreflex) stellen auch für ambitionierte Hobbyfotografen maximal eine Variante als Zweitkamera dar. Weder Objektiv noch Sensor können in dieser Kompaktheit mit "richtigen" DSLRs mithalten. Dafür sind sie ideale alltägliche Begleiter, während man die Spiegelreflexkamera aus unterschiedlichsten Gründen nicht immer dabei hat.

Nach einigem Hin und Her, orientiert an verschieden gewichteten Kriterien, fiel meine Kaufentscheidung auf die Nikon Coolpix P6000 (Markteinführung im September 2008).

Wichigste Auswahlkriterien waren ein möglichst großer Sensor (1/1,72") sowie ein optischer Sucher für ungünstige Lichtverhältnisse wie direkte Sonneneinstrahlung auf das Display. Daneben besteht - zugegeben - nach jahrelanger Zufriedenheit eine gewisse Sympathie für Nikon-Geräte. Weil man Fotoapparate aber nicht nach Sympathie kauft, war meine Wahl einer Alltags-Digicam vor ein paar Jahren auf Sonys Cybershot gefallen [dies nur am Rande bemerkt].


Was gefällt

  • Objektiv mit Bildstabilisator und 4-fach-Zoom
  • Manuelle Einstellmöglichkeiten
  • ISO 2.000 / 6.400
  • Blitzschuh, guter interner Blitz
  • Intervallaufnahmen

  • Die Kamera besticht vor allem durch das hochwertige NIKKOR-Weitwinkelobjektiv mit 4-fach-Zoom (entspricht ca. 28 bis 112 mm), das mit einer Lichtstärke von 1:2,7 bis 1:5,9 mit dem Mittelfeld erschwinglicher Wechselobjektive mithält. Wer´s braucht oder unbedingt will, kann die Brennweite mittels Adapter (für ca. 100 €) um den Faktor 0,76 "erweitern".

    Ein absolutes Kaufargument war für mich aber die Möglichkeit, sowohl Blende als auch Belichtungszeit - und sogar den Fokus - bei Bedarf über ein kleines Rädchen manuell einstellen zu können. Die gewählten Einstellungen lassen sich an zwei Speicherplätzen ablegen und später über das Rädchen zur Programmwahl blitzschnell aktivieren. Eine wirklich gute Idee.

    Die Sensor-Empfindlichkeit reicht bis maximal ISO 2.000 (bzw. ISO 6.400 in kleineren Bildgrößen) und kann manuell begrenzt werden (zB. auf ISO 400, um Rauschen zu unterdrücken). Der optische Bildstabilisator sollte unruhige Händchen bis zu einem gewissen Grad kompensieren.

    Diese Aspekte alleine separieren die P6000 schon von anderen Modellen im schmalen Sektor der "Brückenkameras". Zusätzlich sorgt - wenn man mag oder bereits hat - ein externer Profiblitz für eine Veredelung dieser Kompakten (die P6000 verfügt über einen Blitzschuh). Ein solcher wird nur selten notwendig sein, denn der ausklappbare interne Blitz erhellt die dunkelsten Ecken in bis zu 8 m Entfernung.

    Die Kamera-Software bietet zudem etliche Bearbeitungs- und Optimierungsfunktionen (wie Rauschreduktion, Verzeichnungskorrektur, D-Lighting und "Picture Control"). Die Software sorgt unter anderem auch für Intervallaufnahmen, automatische Belichtungsreihen und andere Gags, die man von seiner DSLR kennt. Auch Firmware-Updates von der Nikon-Website funktionieren problemlos (Transfer per SD-Card).

    Das integrierte GPS-Modul fürs automatisches Geo-Tagging und der Ethernet-Port zum teilautomatisierten Upload der Fotos auf Nikons Bilderportal "myPictureTown.com" (2 GB sind kostenlos) sind sehr nette, wenn auch eher sekundäre Features. Ausreichend Knöpfchen und Rädchen und eine von Nikon-DSLRs bekannte Menüführung sorgen dafür, dass sämtliche Funktionen relativ leicht zugänglich sind. Eine spezielle Funktionstaste kann individuelle belegt werden, die am häufigsten benötigten Einstellungen lassen sich im Individualmenü sortieren, sodass man tatsächlich auf einen Klick zu den wichtigsten Parametern gelangt, ohne lange Irrwege durch unendliche Menüwindungen.

    Beim Kauf ist der P6000 neben einem Daten-Kabel, Ladegerät, Handbuch- und Software-CDs auch eine Halte- und Umhängschlaufe beigelegt, damit das gute Stück nicht aus Unachtsamkeit stürzt.


    Was nicht gefällt

  • Pixelwahn
  • RAW-Dateiformat "NRW"
  • USB-Modus beschränkt auf PTP
  • keine HD-Videos

  • Der CCD-Sensor ist mit knapp unter 1/1,7 Zoll zwar vergleichsweise groß für eine Kompakte, der Vorteil geht allerdings in der Masse der 13 Millionen Bildpunkte etwas unter. Die Hälfte hätte genügt - eben für eine Zweitkamera! - und möglicherweise für noch rauschärmere und bessere Bilder gesorgt. Der Megapixelwahn bleibt mir nach wie vor ein Rätsel. Zu viele Pixel versalzen das beste Kamerakonzept.

    Nicht ganz glücklich bin ich auch über das sehr eigentümliche RAW-Dateiformat "NRW". Während sich NEF-Dateien (zB. der Nikon D70) in Apples "Preview" bzw. "Vorschau" und in "Adobe Photoshop" problemlos öffnen und bearbeiten lassen, braucht´s für NRW-Dateien 150-Euro-teure Nikon-Software (Nikon Capture NX2). Nutzer von iPhoto 08 oder Aperture 2 können ihren Programmen mit einem UpDate beibringen, unter anderem auch Nikons NRW-Format zu lesen.

    Alle anderen müssen sich mit provisorischen Freeware-Lösungen wie zB. Rawker helfen: Dieses Programm bietet allerdings nur dürftige Bearbeitungsmöglichkeiten, beschränkt auf das Wesentlichste. Im Vergleich zur höchsten JPEG-Qualität liefert Rawker bei der Konvertierung von NRW zu TIFF nur unbefriedigende Resultate.

    Zudem ist es mir bis jetzt noch nicht gelungen, die Kamera im Mass-Storage-Modus an den Computer anzuschließen, sodass man auf die SD-Card zugreifen könnte. Das USB-Interface dürfte offenbar lediglich für den Anschluss kompatibler Drucker konzipiert sein (via PTP). Ein Manko, wenn man einmal kein SDHC-kompatibles Kartenlesegerät dabei hat - und die Zeit nicht reicht, um die jeweils 20 MB großen RAW-Dateien per Internet von der Kamera zu laden.

    Etwas schade ist auch, dass man Videos nur als AVI mit einer Auflösung von 640 x 480 Pixel drehen kann, während Konkurrenzgeräte HD-Material produzieren - zumal der Trend auch online in Richtung High Definition geht.


    Mein Fazit

    Kompakte Digitalcams, speziell Bridgecams, haben die schwierige Aufgabe, mit einer Vielzahl an Funktionen in jeder (alltäglichen und weniger alltäglichen) Situation eine gute Figur machen zu müssen. Der Kompromiss zwischen Kompaktheit und Leistung macht die perfekte "Digicam" für die Manteltasche zur Utopie.

    Dennoch: Die Nikon Coolpix P6000 wartet auf kleinem (nicht kleinstem!) Raum mit jeder Menge professioneller Features auf. Dass es sich mit einem winzigen Rädchen nicht genau so manuell fokussieren lässt wie am Einstellring eines Wechselobjektivs, versteht sich von selbst. Dafür passt der Apparat - ohne optionalen Blitz natürlich - bequem ins Handtäschchen, zur Not auch in die Jackentasche und ist somit ein anhänglicher Begleiter im Alltag.

    Makroaufnahmen gelingen schnell und einfach, und obwohl das rückseitige Display nicht neigbar ist, reicht der Blickwinkel für kontrollierte Überkopfaufnahmen ohne weiteres. Die 15 Knöpfchen, zwei Rädchen und der Zoom-Kippschalter überladen die Kamera nicht im geringsten, erleichtern dafür die intuitive Bedienung (und das gefällt mir deutlich besser als zwei verlorene Tasten mit jeweils 100 Funktionen, wie man es auf anderen Kompakten oftmals findet).

    Das Konzept der P6000 als gute Zweitkamera mit manuellen Einstellmöglichkeiten gefällt mir daher - allerdings nicht uneingeschränkt. Über merkwürdige Dateiformate und den fehlenden Mass-Storage-Modus für den USB-Anschluss am Computer könnte ich locker hinwegsehen. Aber 13 Millionen Bildpunkte auf einem Sensor dieser Größe ist schlichtweg unnötig. Ich würde mir daher genau diese Kamera mit maximal 8 Megapixel wünschen. Dann wäre sie meiner Meinung nach sehr nahe dran an der Utopie einer durch und durch perfekten Kompaktkamera für den täglichen Gebrauch.

    Update:

    Mittlerweile wird das etwas unpraktische Raw-Format NRW auch ohne Nikon-Software verwertbarer. Neben Rawker gibt es weitere Möglichkeiten der Konvertierung und Bearbeitung, zB. mittels des GIMP-Plugins UFRaw. Möglicherweise ist auch unter den Programmen in dieser Liste der eine oder andere nützliche Raw-Konverter.


    Beispielaufnahmen

    Dienstag, 16. Dezember 2008

    Gesundheits-Web für "Geizhälse"?

    Das Ziel beim Shoppen im Web: Der beste Preis beim besten Händler. Und wenn´s um die Gesundheit geht?

    Das Gesundheitssystem (in Österreich) steckt in einem Dilemma: Einerseits schmückt sich der (Sozial-) Staat gerne mit der Gewährleistung einer gesundheitlichen Grundversorgung für alle, und die Ärzte selbst fordern (wie einst in einer groß angelegten Plakatkampgne gegen mehr Qualitätskontrolle) "die beste Medizin" für ihre Patienten, "nicht die billigste" (aerztekammer.at).

    Auf der anderen Seite kämpfen Ärzte um Ihre Kassen-Bezüge, die Krankenkassen ums blanke finanzielle Überleben - und die Pharmaindustrie um höchst lukrative Anteile auf hochsensiblen, boomenden Massenmärkten.

    Zwischen finanziellen Interessen und sozialestaatlichen Pflichten steht "der Patient", angesichts eines durch und durch kommerzialisierten Umfeldes wäre allerdings die marktübliche Bezeichung "Kunde" oder "Klient" treffender. Dies würde möglicherweise auch das Bewusstsein für einen mündigen Umgang mit der eigenen Gesundheit - und Zeit - stärken und an das Recht der freien Wahl auch von Gesundheitsdienstleistern erinnern.

    Denn abseits von Vertragsverhandlungen und politischen Diskussionen um ein für alle gleichermaßen funktionierendes Gesundheitssystem sieht der Alltag eines Kunden am Gesundheitsmarkt eher trist aus: stundenlanges Warten trotz Terminvereinbarung, die Konfrontation mit unsensiblen Kommentaren empathieloser "Gesundheitsingenieure" oder gar totgeschwiegene Fehlleistungen mit fatalen Folgen.

    Welchem Arzt / welcher Ärztin vertrauen Sie?

    Nicht zuletzt wegen restriktiver Werbeverbote (in Deutschland wie in Österreich) fällt die Entscheidung für oder gegen einen Arzt oftmals aufgrund persönlicher Weiterempfehlungen durch Bekannte oder Verwandte. Dabei gilt Mundpropaganda (oder: Word-of-Mouth-Marketing) ohnehin als eine höchst effektive und kostensparende Werbeform (ein eigenes für Zahnärzte aufgelegter Ratgeber etwa bietet Tipps und Tricks zur Effizienzsteigerung der Empfehlungswerbung: books.google.com). In den USA ist die persönliche Weiterempfehlung erwiesenermaßen die Hauptwerbeform im Gesundheitswesen (hschange.org).

    Was läge also näher, als sich auch im Web 2.0 über die Leistungen seiner Ärzte auszutauschen? Dabei beschränken sich die Erfahrungsberichte nicht auf den kleinen Kreis unmittelbarer Kontakte, sondern theoretisch auf sämtliche Kunden eines Mediziners mit Zugang zum Netz und ein wenig entsprechender Medienkompetenz.

    Und genau in diese Kerbe - oder: Marktlücke - schlagen einige neuere Gesundheitsportale, auf denen nicht nur nach Ärzten bestimmter Fachgebiete gesucht werden kann, sondern zusätzlich Bewertungen und Erfahrungsberichte abgegeben werden können. Das System funktioniert zumindest am "Front-End", für den kundigen Webuser und versierten Online-Shopper also, auf gewohnte "Geizhals"-Manier: Für bestimmte Kriterien wird eine der Leistung entsprechende Anzahl an Sternchen vergeben - unter anderem auch für das "Einfühlungsvermögen", für Pünktlichkeit oder den Beratungsumfang, wie zB. auf www.meineaerzte.at oder www.patienten-empfehlen-aerzte.de.


    So sinnvoll ein Erfahrungsaustausch in Gesundheitsfragen auch ist: Das System der Arzt-Bewertungen im Web 2.0 bleibt nicht unkritisiert (welt.de). Schließlich birgt die anonyme Meiungsäußerung über Dienstleistungen auch Gefahren - wie die der gezielten Denuntiation (von zu Unrecht enttäuschten Klienten oder gar konkurrierernden Kollegen). Ein Problem allerdings, mit dem sämtliche Shopping- und Preisvergleichsportale im Web zu kämpfen haben - und es einigermaßen in den Griff zu bekommen scheinen.

    Vielleicht liegt der Schlüssel zum Erfolg brauchbarer - also objektiver - Bewertungen, egal ob es sich um Ärzte, Elektrohändler oder Touristikbetriebe handelt - in einer möglichst großen Beteiligung aller Konsumenten, damit vereinzelte "Bewertungsattacken" in der Masse glaubwürdiger Urteile verschwinden.

    Auf jeden Fall aber sind die Zeiten vorbei, in denen man als "Patient" dem Arzt seiner Tradition über Jahrzehnte blindes Vertrauen entgegen bringt und sich beständig über Wartezeiten, unbefriedigende Beratungen oder zu flüchtige Untersuchungen wundert.

    Info & URLs

  • Arztbewertung per Internet (Futurezone.at)
  • meineaerzte.at
  • arztbewertung.net
  • Samstag, 13. Dezember 2008

    Flashmob in Wien: Tatsächlich!

    Es funktioniert also tatsächlich! Wie im Internet verabredet, versammelten sich heute Dutzende (theoretisch Hunderte) in der Wiener Innenstadt, um ihren "Helden des Alltags" zuzujubeln.

    Samstag, der 13. Dezember 2008. Um kurz vor 16 Uhr befinde ich mich an jener Stelle, die (wie berichtet) auf Facebook als Schauplatz eines Flashmobs vereinbart wurde. Über 500 User hatten ihr Kommen zugesagt.


    Nichts deutete darauf hin, was in Kürze hier passieren würde. Nur ein Polizist stand sehr verdächtig in unmittelbarer Nähe zum Schauplatz, unauffällig versteckt neben einer Werbetafel, und blickte musternd durch die Menge. Ich wartete also gespannt auf das angekündigte Startkommando per Megaphon.

    Und tatsächlich: Der Minutenzeiger der großen Uhr kratzte kaum an der vollen Stunde, als einige Eingeweihte nervös wurden, bis schließlich das Kommando fiel und sich die bis dahin unauffällig Umherschlendernden am UBahn-Aufgang "Kärntner Straße" formierten.

    Das Motto der Aktion: Jubel an die Helden des Alltags, die in diesem Fall in Form nichts ahnender UBahn-Fahrgäste die Rolltreppe empor kamen. Während vorbei kommende Passanten teilweise skeptisch reagierten ("das ist sicher eine Werbeaktion"), sollte Beifall, Jubel und frentische Zurufe mit viel Konfetti und kleinen Transparenten die alltäglichen Helden motivieren.

    Einzig das Timing war vielleicht nicht optimal gewählt. Denn der Flashmob drohte in den vorweihnachtlich gestressten Menschenmassen in der Wiener Innenstadt unterzugehen. Dennoch war die Aktion ein ziemlicher Spaß für alle (teilweise unfreiwillig) Beteiligten und repräsentiert die wahrscheinlich angenehmste Form des modernen Aktionismus.

    Donnerstag, 11. Dezember 2008

    Flashmob in Wien

    Das Web 2.0 schlägt wieder Wellen hinüber in die Realität. Am 13. Dezember wird in der Wiener Innenstadt gutmütig "gemobbt" und aufgelaufen.

    Kommenden Samstag, den 13. Dezember 2008, darf man sich als Fahrgast der Wiener UBahn feiern lassen. Denn ein "kurzer, scheinbar spontaner Menschenauflauf" - ein so genannter Flashmob - wird sich am Nachmittag vor einer der Rolltreppen versammeln, um die "Helden des Alltags" gebührend zu begrüßen, anzufeuern und ihnen entgegen zu jubeln:

    "Werft Blumen, haltet Fanplakate hoch, werdet ohnmächtig... eurer Kreativität sind [...] keine Grenzen gesetzt", heißt´s im Event-Eintrag auf Facebook (facebook.com/event.php?eid=37042813958).

    Dort findet man nähere Informationen zur höchst erwünschten Teilnahme. Oder man befindet sich um ca. zehn vor Vier in der Nähe des UBahnaufgangs "Kärntnerstraße" und schließt sich nach Ertönen des offiziellen Startsignals dem "Blitzauflauf" an.

    Dienstag, 2. Dezember 2008

    Nagelneue Regierung in Österreich

    Österreich hat einen neuen Bundeskanzler - und einige neue Minister, die fortan die Bürger dieses Landes und ihre Interessen vertreten sollen.

    Verabredet zum "Regierungschauen" traf man sich heute am Ballhausplatz im Herzen Wiens. Allerdings nur spärlich: Der größte Andrang herrschte seitens der Medien, interessierte oder nur neugierige Schaulustige musste man genau suchen. Und von Demonstrationen oder Anti-Regierungskundgebungen - wie man sie an selber Stelle auch schon erlebt hatte - war weit und breit nichts zu sehen. Alles in allem also eine unspektakuläre Veranstaltung nach Protokoll und für die Medien.

    Ein persönliches Highlight gab´s trotzdem, denn in richtiger Begleitung (und nach einigermaßen gründlicher Kontrolle der Personalien) war ich plötzlich mitten drinnen, statt nur dabei: Regierung Backstage.


    [In höherer Qualität auf YouTube ansehen]



    Sachliche Darstellungen, perfekt in Szene gesetzte Eindrücke und jede Menge Informationen rund um "Rot-Schwarz neu" finden sich an anderer Stelle, zB.:

    ORF.at:
    http://www.orf.at/081202-32355/index.html

    Kurier.at:
    http://kurier.at/nachrichten/276150.php

    Nachrichten.at
    :
    http://www.nachrichten.at/nachrichten/politik/innenpolitik/art385,78718

    diePresse.com
    :
    http://diepresse.com/home/politik/innenpolitik/434463/index.do

    derStandard.at
    :
    http://derstandard.at/?url=/?id=1227287488454

    WienerZeitung.at
    :
    http://www.wienerzeitung.at/DesktopDefault.aspx?TabID=4753&cob=385322

    Krone.at
    : http://www.krone.at/krone/S25/object_id__124207/hxcms/index.html


    Internationale Medien:

    sueddeutsche.de:
    http://www.sueddeutsche.de/,ra1l1/politik/216/449940/text/

    Zeit.de:
    http://www.zeit.de/news/artikel/2008/12/02/2675050.xml

    news.bbc.co.uk:
    http://news.bbc.co.uk/2/hi/europe/7760921.stm

    Sonntag, 9. November 2008

    Herbstzeit ist Bastelzeit

    Der Herbst ist traditionell die Zeit häuslicher Indoor-Aktivitäten. Umso mehr, je näher Weihnachten rückt und es sich anbietet, das eine oder andere Präsent zu basteln.

    Wer selbstbemalte Kaffeetassen, eigenhändig getöpferte Aschenbecher, vermeintlich altmodische Fotoalben oder exklusiv entworfene Gutscheine für private Dienstleistungen jeglicher Art mit der Zeit langweilig findet, der könnte doch mal soetwas wie "Klangstufen", ein Telefon für Zimmerpflanzen oder ein elektronisches Schlagzeug basteln.

    [http://www.adafruit.com/]

    OpenSource - und einigen findigen Entwicklern - sei Dank gibt es für diese (und viel mehr) Zwecke "offene" Hardware. Und wer in der Web-Community der Do-It-Yourself-Experten (DIY) noch keinen fertigen Bauplan findet, kann mit Arduino einfach selbst ein paar Hardware-Controller entwerfen.

    In der letzten Ausgabe von WIRED bin ich über einen interessanten Artikel gestolpert, der erst nach und nach meine Aufmerksamkeit und mein Interesse geweckt hat. Darin ist von einer "OpenSource Hardware"-Bewegung die Rede, was für sich genommen ziemlich "freaky" klingt. Tatsächlich ist das Konzept dahinter so einfach wie genial, wie WIRED-Chefredakteur und Autor von "The Long Tail" Chris Anderson mit selbst gebauten Autopiloten für unbemannte Fluggeräte beweist:

    Kostenlose Software herunterladen, fertige Baupläne für Platinen kopieren und nach Laune und Bedarf modifizieren, anschließend die bisweilen noch virtuelle Hardware in China für rund 10 Dollar bauen lassen oder lediglich die elektronischen Bausteine beziehen - fertig ist die eigene Platine für ganz spezielle Anforderungen. Die erfolgreichen Konstruktionen zum Ansteuern unterschiedlichster Hardware (Sensoren, Servos, ...was immer man braucht, um ein spezifisches Problem zu lösen - oder auch nur, um ein Modellflugzeug autonom durch die Luft navigieren zu lassen) können unter der Creative Commons-Lizenz anderen Usern zur Verfügung gestellt oder kommerziell von spezialisierten Dienstleistern wie Adafruit vertrieben werden.

    Letztendlich steckt mehr hinter Arduino als ein riesiger Spielplatz für Bastler und Ingenieure. Was auf den ersten Blick nach einem selbstlosen Projekt idealistischer Technik-Freaks aussieht, hat durchaus auch kommerzielles Potenzial.

    Auf die Marke kommt´s an. Daher ist der Markenname Arduino eingetragen und darf nur gegen eine (angeblich geringe) Lizenzgebühr für den Vertrieb besonders hochwertiger Konstruktionen verwendet werden. Mit den Qualitätsprodukten verbreitet sich die Marke und steigt ihr Wert. Davon profitieren dann vor allem die drei Mitglieder des Arduino-Teams Gianluca Martino, Massimo Banzi, und David Cuartielles, die allesamt in der Technologieentwicklung tätig waren oder weiterhin sind. Diese schöpfen wiederrum aus dem Know-How ihrer eifrigen Community, verwenden und verkaufen Entwicklungen im Rahmen ihrer eigenen Produkte. Im eigenen Haus nicht annähernd so viele Entwickler anzustellen, die nur einen Bruchteil dessen bewältigen könnten, wäre ungleich teurer.

    Zudem kommt ein bekannter OpenSource-Effekt zu tragen: eine ständige Qualitätskontrolle und Weiterentwicklung bestehender Hardware-Controller. Was also aussieht wie ein teures Hobby verträumter Techniker, entpuppt sich als über Umwege überaus rentables Innovationsprojekt.

    Als reiner Nutzer dieser und jener Hardware würde man sich solche "offenen" Mechanismen (letztendlich einfachster Feedback-Schleifen) öfters wünschen, um nicht mit Ausgeburten (ja, ich formuliere es bewusst so) wie den neuen MacBooks belästigt zu werden.

    Apropos OpenSource: Weil pure Elektronik selten attraktiv ist, wird sie meistens in hübschen Hüllen versteckt. Vor allem dann, wenn man seinen selbst konstruierten Prototypen möglichen Geschäfts- und Vertriebspartnern vorstellen möchte. Aber auch die selbst entworfene Weihnachtselektronik will einigermaßen ansehnlich daherkommen.

    [http://www.desktopfactory.com/our_product/]

    Wenn´s schnell und am besten von zuhause aus gehen soll, könnte man zur Herstellung schicker Polymerhüllen zu einem "gewöhnlichen" 3D-Drucker (Prototyper) greifen. Der Desktop Factory 3D printer - kaum größer als ein Farblaserdrucker - soll knapp 5.000 US-Dollar kosten und wäre nach eigenen Angaben somit die günstigste kommerzielle Lösung am Markt.

    [http://www.reprap.org]

    Wenn Kostenersparnis, nicht aber Bequemlichkeit, oberste Priorität haben, empfiehlt sich der Blick auf die OpenSource-Variante eines 3D-Druckers, dem "Replicating Rapid-prototyper" oder kurz: RepRap. Das besonders Praktische - und gleichzeitig etwas Unheimliche - daran ist seine exklusive Fähigkeit, sich selbst zu reproduzieren: "So, if you have a RepRap machine, you can make another and give it to a friend...", heißt´s auf der Website. Mit etwas Glück findet man einen RepRap in der Nähe - zum Staunen oder Ausprobieren.

    Angeregten Bastelstunden in der nahenden Vorweihnachtszeit steht also nichts mehr im Weg - am besten mit Freunden, denen man nebenbei einen 3D-Drucker baut.

    Samstag, 4. Oktober 2008

    Web 2.0 Professional

    Bisher galt das "Mitmachweb" vor allem für Amateure und ambitionierte Schreiber, Filmer, Fotografen oder exhibitionistisch veranlagte Jugendliche auf der Suche nach Anschluss als schier unerschöpfliche Spielwiese.

    Nun machen die "Professionals" ernst - und zwar nicht nur auf Social-Networking-Plattformen wie Xing. Wie die Futurezone berichtet, schlossen sich namhafte Musiker und Bands (David Gilmour, Iron Maiden, Radiohead, Robbie Williams, Travis und andere) zusammen, um die Featured Artists Coalition zu günden - eine gemeinsame Künstlerplattform zur Wiedererlangung von Kontrolle und Urheberrechten:

    "We believe that all music artistes should control their destiny because ultimately it is their art and endeavours that create the pleasure and emotion enjoyed by so many."
    [Quelle: http://www.featuredartistscoalition.com/our_charter.html]

    Mehr Informationen über - und Einfluss auf - die Verwertung ihrer Werke sowie einen größeren Anteil an den enormen Einnahmen, die mit ihrer Musik erzielt werden, sind die Ziele dieser "Musiker-Gewerkschaft".

    Es war nur eine Frage der Zeit, bis jene, die der Musikindustrie glaubwürdig mit der unabhängigen Vermarktung ihres geistigen Eigentums drohen könnten, einen Schritt in diese Richtung setzen. Digitale Medien, eine wachsende Web-Community, größer werdende Bandbreiten bei gleichzeitig sinkenden Zugangskosten begünstigen diese Entwicklung seit langem.

    Wenn Hobby-Musiker auf MySpace, Facebook, YouTube & Co. treue Fans gewinnen, warum sollte es nicht erst recht den schillernden Marken wie "Bryan Ferry" möglich sein, ihre Fangemeinde (Community) online zu versorgen? Radiohead, Saul Williams und Nine Inch Nails haben bereits überaus erfolgreich mit unabhängigen Vertriebsmöglichkeiten, die das Web bietet, experimentiert (http://futurezone.orf.at/it/stories/231394/). In Kombination mit der sozialen Komponente des Web 2.0 sind diese Möglichkeiten mit einer bloßen Band-Website bei weitem nicht ausgeschöpft.

    So speziell also die haptische Erfahrung sein mag, das aufwendig gestaltete Case einer Musik-CD in Händen zu halten, zu öffnen, das Hochglanz-Booklet durchzublättern, so sehr wird sie in einem von MP3-Playern dominierten Markt an den Rand gedrängt.

    Für mich ist es fast verwunderlich, dass die Großen der Branche sich noch von Musikverlagen abzocken lassen, was ich in erster Linie auf Tradition und Bequemlichkeit zurückführe. Denn mit den Mitteln, die im Web zur Verfügung stehen, und mit dem Know-How der Community ist es nur ein kleiner weiterer Schritt zum Musiker als selbstverantworlichen Unternehmer (im kollegialen Netzwerk), der seinen Preis selbst bestimmt und verdient, was ihm zusteht. Letztendlich würden wahrscheinlich auch wir Musik-Konsumenten davon profitieren, dass die Preise durch das Wegfallen teurer Vertriebswege (CD-Produktion, Distribution und Vermarktung) sinken.

    Eine neue Systemstruktur des Music Business 2.0 könnte außerdem neuartige Feedback-Schleifen etablieren und die Interaktion zwischen Künstler und Konsumenten fördern, weit über Download-Zahlen und Zugriffsstatistiken hinaus. Deshalb, finde ich, sollte man diese Entwicklung fördern und dadurch dem musikalischen Raubbau durch multinationale Vermarktungskonzerne Einhalt gebieten.

    Montag, 29. September 2008

    Denkwürdig, bedenklich: Nationalratswahl 2008

    "Es reicht!", rief´s und steuerte Österreich in ein Neuwahlendesaster. Diese Wahl ist nun seit einigen Stunden Geschichte. Ein trauriger Anlass für ein weiteres Posting in eigener Sache...

    Ich versuche stets, Politisches in mir und um mich herum zu isolieren, streng zu trennen von Geschäftlichem, Freundschaftlichem oder Sachlichem. Daher soll´s nicht zur Regel werden, an dieser Stelle zu politisieren, wo´s doch an anderer Stelle und von anderen um einiges kompetenter und sachkundiger betrieben wird.



    Dennoch komm ich nicht darum herum, die Eindrücke der letzten Stunden Revue passieren zu lassen - im öffentlichen Raum des Web 2.0 (wenigstens darin besteht ein gewisser Themenbezug zum übrigen Inhalt dieses Weblogs).

    Martin Hieslmair, begeisterter und begeisternder Fotograf und Hobby-Dokumentar denkwürdiger Ereignisse wie dieses, hat mich dazu "ermutigt", dem Zeitgeschehen mit ihm ein wenig auf die Pelle zu rücken. So verbrachte ich die Momente um die ersten Hochrechnungn der vorläufigen Wahlergebnisse im Regierungsviertel unserer Stadt, insbesondere beim "Wahlgewinner" SPÖ.

    Dort war - wie bei solchen Gelegenheiten üblich - die Creme de la Creme der Partei zu sehen, von Karl Blecha und Rudolf Hundstorfer über Josef Cap bis zum ehemals jüngsten Finanzminister der Republik, Hannes Androsch. Und natürlich wurde nach Bekanntwerden des vorläufigen Wahlergebnisses auch der SPÖ-Spitzenkanditat, Werner Faymann, feierlich empfangen.

    Eine perfekte Inszenierung - in erster Linie für die Medien. Denn wenn man vor Ort ist, der mediale Rahmen bzw. Ausschnitt fehlt, wirkt alles halb so spektakulär. Und obwohl die SPÖ mit den meisten Stimmen als Sieger aus der Wahl hervor ging und sich auch gerne so feiern ließ, war in den Blicken Anderes zu lesen.

    Besorgnis erregend ist das Ergebnis dieser Nationalratswahl allemal. Dabei mache ich mir weniger Sorgen um die österreichischen Sozialdemokraten. Auch ihr ehemals größter politischer Gegner, die ÖVP, entlockt mir kein Mitleid (letztendlich wurde da und dort bei der Inszenierung der Spitzenkandidaten ordentlich gepatzt).

    Was wirklich tragisch ist, ist der viel zitierte "Ruck nach rechts". Machen wir uns nichts vor: Das vorliegende Ergebnis dieser Abstimmung über die künftige Zusammensetzung unseres Nationalrates ist nicht das Resultat vernünftigen Abwiegens rationaler Argumente zur Verbesserung der politischen Situation dieses Landes. Es darf bezweifelt werden, dass sich die "bürgerlichen" Rechts-Wähler die Wahlprogramme der FPÖ und des BZÖ gewissenhaft durchgelesen haben. Selbst wenn: Hier wurden ohnehin Ideologien angeboten, die vom wahlkämpfenden Redner
    möglichst direkt ins Blut der Zielgruppe gehen sollten.

    Warum sieht es so aus, als wären im "Bündnis Zukunft Österreich" (BZÖ) bis auf Peter Hojac (der sich lieber den biederen Namen "Westenthaler" gegeben hat) fast ausschließlich Funktionäre und Mitglieder aus Kärnten zu finden? Hier wird Regional-Patriotismus bedient, der gefährliche Tendenzen in die Richtung "wir sind wir, die anderen wollen wir hier nicht" beinhaltet.

    Diese Ausgrenzungsmotive treiben viele Wähler auch ins Lager der "Freiheitlichen Partei Österreichs" (FPÖ), deren Gallionsfigur H-C Strache sich in seinen deftigen Reden dieser Empfänglichkeit für einen Rechtspopulismus bedient und fleißig darauf los hetzt. Immer wieder kommt es im Umfeld dieser Partei und ihres Anführers zu Anzeigen nach dem Verbotsgesetz (wie erst kürzlich bei einer Wahlveranstaltung), das er selbst übrigens gerne abschaffen würde.

    Die politische Entwicklung, die wir zur Zeit erleben, entbehrt jeder Vernunft, ist unsympathisch und abstoßend und geprägt von ewig gestrigen nationalistischen Ideologien, die in einer sich stetig "globalisierenden" Weltgesellschaft und einem schrumpfenden Europa nur kurzfristig und oberflächlich begründbar sind: mittels Angst-Parolen, Panikmache und Menschenhetze, weil einfache Gemüter nunmal gerne zuerst an sich selbst und ihr unmittelbar begreifbares Umfeld denken, auch wenn sie von all dem Schrecken, der in wütenden Kampfreden bunt an die Wand gemalt wird, nicht im Entferntesten selbst betroffen sind.

    Es ist bezeichnend, dass dieses Gedankengut am ehesten jene infiziert, die besonders unreflektiert über Politik, Gesellschaft und ihre eigene Stimmabgabe nachdenken: Nicht ohne grund wurde im Vorfeld darüber spekuliert, dass die Senkung des Wahlalters auf 16 vor allem den "Rechten" zu Gute kommen könnte.

    Aber weil die Introspektion - die Selbstbeobachtung - keine sehr zuverlässige Methode ist, um einen Sachverhalt zu beschreiben, sei ein Blick auf jene Stimmen empfohlen, die von außen kommen, von wo aus man uns distanzierter beobachtet:

    Unter dem Titel "Rechtsruck" in Österreich fasst ORF.at die Wahlbeobachtung "der Anderen" zusammen: Besorgt kommentiert man in der Welt den (gar nicht so heimlichen) Sieg der Rechten.

    Desaster des alten Regimes titelt die "Süddeutsche":
    http://www.sueddeutsche.de/,tt6m1/politik/99/312016/text/

    Austria braced for right-wing surge heißt´s im "Guardian":
    http://www.guardian.co.uk/world/2008/sep/28/austria.elections.strache

    Far Right Surges In Austria Vote, Instability Looms prophezeit die "New York Times":
    http://www.nytimes.com/reuters/world/international-us-austria-election.html?_r=1

    Die Liste der Berichte, die die Besorgnis nach dem Ausgang dieser Wahl wiederspiegeln, ließe sich fortsetzen. Fakt ist: Das vorliegende Ergebnis kann nur als - gelinde gesagt - "Besorgnis errgend" bezeichnet werden. Verniedlichungen der gestärkten Parteien als "bürgerlich" täuschen über das Gefahrenpotenzial hinweg. Und es wird völlig egal gewesen sein, dass so mancher im Frust über die letzte "Große Koalition" seinem Protest fahrlässig durch FPÖ oder BZÖ Ausdruck verleihen wollte. Hätten diese Wähler nur lieber gebloggt...

    Mittwoch, 10. September 2008

    Schwebender Schwertransport

    Seit Tagen lag ich auf der Lauer, dann ging´s plötzlich ganz schnell. Immerhin passiert´s nicht alle Tage, dass uns ein Kamov Ka-32 (Lastenhubschrauber) einen Besuch abstattet.

    Um eine neue Leuchtreklame am höchsten Punkt der Stadt zu montieren, flog HB-ZFX ein, ein spezieller Transporthubschrauber der Firma Heliswiss vom Typ Kamov Ka-32 A12. Das Besondere an diesem Helikopter ist weniger seine (nicht übermäßige) Größe, sondern viel mehr die komplizierte Mechanik eines gegenläufigen Doppelhauptrotors, der gleichzeitig für mehr Auftrieb und Stabilität sorgt - zwei wesentliche Aspekte, wenn´s darum geht, schwere Außenlasten im Schwebeflug punktgenau zu platzieren.

    Es handelt sich jedenfalls um ein nicht alltägliches Vehikel, dessen "Auftritte" sich Enthusiasten nur ungern entgehen lassen. Auch ich schwang mich also blitzschnell aufs Fahrrad, als ich den Hubschrauber vom Fenster aus anfliegen sah (oder besser: hörte). Bepackt mit Fotoapparat und Videokamera radelte ich in den nahegelegenen Donaupark, wo am Fuße des Donauturms - zwischen den Bäumen geparkt - schon der Ka-32 auf seine Mission wartete.

    Alle Fotos: flickr.com/photos/gregvie/sets/72157607194553592/

    Das Resultat seines Einsatzes sind - neben der erfolgreichen (aber nicht unproblematischen) Montage des Riesenlogos - etliche nette Fotos und ein "Action-Video". Und dass auch ich nun - spät aber doch - einen Account bei Flickr habe.

    Hier die kurze Version des Videos vom gestrigen Montageflug (ca. 4 Min.):




    Wer mehr sehen will: Hier gibt´s Teil 1 und Teil 2 des insgesamt ca. 18-minütigen Clips auf YouTube.

    Montag, 7. Juli 2008

    Das P-Wort

    Was das N-Wort für amtierende Regierungen, ist das P-Wort für mich. Aus gegebenem Anlass möchte ich´s trotzdem wagen, ein paar Gedanken dazu in mehr oder weniger elaboriertem Zustand in die Weiten des Web 2.0 zu schicken.

    Es gibt sie, die politischen Plattformen im Netz, auf denen aktuelle Entwicklungen diskutiert werden. Oft war ja sogar die Rede davon, das partizipative Web 2.0 könnte zu einer Re-Demokratisierung der Gesellschaft(en) führen. Dabei fällt allerdings auch das K-Wort: Komplexität.

    Immer mehr Stimmen zu einer immer länger werdenden Themen-Agenda bewirken vor allem eines: diejenigen mit Überblick über Themen und die relevantesten Meinungen dazu verwerten den gestiegenen Informationsfluss effizienter und zu ihrem (Wissens-) Vorteil, während alle anderen daraus nicht sehr viel klüger werden - ein mittlerweile altbekanntes Phänomen einer wachsenden Wissenskluft.

    Wie politisch also kann das Web 2.0 sein, in dem jeder über das vermeintlich Wesentliche sich täglich ändernder Fragen in einer immer dynamischer werdenden Gesellschaft sinniert - gepaart mit einer kräftigen Portion Ideologie und Fanatismus, oder Euphorie - alle samt wichtige Identitätsstifter.

    Identität entsteht - abseits des Politischen - am bewährtesten durch Gemeinsamkeiten und das Abgrenzen vom vermeintlich Fremden. Feindbilder wirken immer: die Mitbewerber, die bösen Nachbarn, die andere Abteilung. Selbstverständlich bedient sich auch die Politik dieser Mechanismen und entwickelt entsprechende Identitätsangebote - möglichst plakativ, eingängig, prägnant -, die Zielgruppen vereinen und gegen das Fremde, Andere, Böse abgrenzen.

    Mit der Darstellung komplexer Systemzusammenhänge zwischen ökonomischen, sozialen und ökologischen Faktoren im globalen Kontext gewinnt man keine Wahlen. Das Andere, Fremde kann bei dieser Betrachtungsweise "next door" oder zwei Kontinente weiter lauern, vielleicht sogar innerhalb der eigenen Handlungen verborgen sein. Diese "Feinde" lassen sich schwer abbilden, schwer zu Feindbildern formen. So diffus wie die tatsächlichen Feindbilder sind auch die Meinungen im Netz.

    Wie soll ein derartiges Konglomerat Gesellschaften demokratisieren? Ganz zu schweigen davon, dass die Nutzung des Netzes nach wie vor wesentlich von sozioökonomischen Faktoren abhängt - vom Zugang bis zur Wahl der völlig individualisierbaren Inhalte. In vielen Schichten herrscht standhafte Informationsvermeidung vor, steht das Video-Portal deutlich über der Nachrichten-Site. Die von Natur aus selektive Wahrnehmung des Menschen wird durch das massenhafte Angebot im Netz gefördert, die Themen-Integration gehemmt.

    Ich befürchte, bei allem Idealismus bleibt das Web 2.0 in Summe politisch bedeutungslos, der Diskurs in social networks wird unter Gleichgesinnten geführt - wenn er denn zugelassen und nicht - wie bei Xing - bewusst unterbunden wird. Dennoch wäre das Thema eine nähere Betrachtung wert, die über das subjektive Gefasel eines Beobachters hinausgeht, der den Gebrauch des P-Wortes am liebsten vermeidet.

    Samstag, 28. Juni 2008

    Sicher ist sicher?

    "Geistermeldungen" und Googles Informationshunger regen an zur Suche nach sicheren Wegen durchs Web.

    Google hat sich mit all seinen praktischen und noch dazu kostenlosen Diensten zum fixen Bestandteil unserer Informationsgesellschaft gemacht. Ihm zu entkommen, erscheint geradezu unmöglich - auch wenn man mit aller Gewalt versucht, die Suche über seine Suchmaschine zu reduzieren. Denn wer Google nicht sucht, wird trotzdem gefunden: Das Content-Netzwerk, dem sich Google AdWords bedient, lieferte (schon 2006!) täglich 4,5 Milliarden Seiten aus (internetmarketing-news.de).
    Egal also, ob man ein Weblog, einen Online-Shop, eine Nachrichtenseite oder des Nachbars private Hobby-Page besucht, die kleinen (zumeist) Textanzeigen von Google finden sich immer und überall. Die Ausweitung des Werbenetzwerks auf die analoge Offline-Welt ist nur ein logischer Schritt hin zu einer lukrativen Vermarktung von Nutzerdaten (dem Um und Auf beim zielgruppengenauen und effizienten Werben).

    Etwas unauffälliger sammelt Google - offiziell im Dienste der Website-Betreiber - Besucherinformationen mittels "Analytics". Der kleine Javascript-Code am Ende einer Seite ist auf den ersrten Blick nicht sichtbar, hilft aber beim Sichtbarmachen von Herkunftsländern der Besucher, Besucherfrequenzen, Aufenthaltsdauer, Ursprünge der Seitenbesuche, Sprachen, verwendete Suchworte, sogar der Besuchertreue bis hin zur Bildschirmauflösung. Diese Daten anonym verknüpft (wie Google garantiert), ergeben ein Ranking der eigenen Website im Vergleich zu Seiten ähnlichen Umfangs. Alles sehr nützliche Informationen für Webmaster und Site-Betreiber. Eine Unmenge an Informationen...


    Wo die langen Arme von AdWords und Analytics nicht hinreichen, trifft man wenigstens noch auf eingebettete YouTube-Videos, Picasa-Slideshows oder Blogger-Headline-Buttons (allesamt über Google ausgeliefert). Eine Flucht ist vollkommen ausgeschlossen.


    Dass mit jeder Server-Anfrage relativ individuelle Datenspuren entstehen (von der Netzwerk-Adresse über das Herkunftsland bis zum verwendeten Browser), ist zumindest schon bis ins Unterbewusstsein vieler Netznutzer vorgedrungen. Auch dass es soetwas wie Cookies gibt, die quasi beliebig ausgelesen und beschrieben werden können - und das meistens völlig unkontrolliert. Besonders unangenehm (weil langlebig und user-resistent) sind Cookies in Flash, die auch nach einem Wechsel des Browsers wirkungsvoll bleiben und von seiner Cookie-Verwaltung nicht entfernt werden können.

    All diese gängigen Technologien in Kombination mit einem beinahe Web-umspannenden Sammel-Netzwerk könnten (man will Google ja keine bösen Absichten unterstellen) dabei helfen, eine demographisch genaue Karte der Nutzerlandschaft zu erstellen. Mit einer Expansion des (Google-) Netzwerks in die Welt abseits des Computers ergeben sich ungeahnte Werbemöglichkeiten (auf Passanten zugeschnittene Plakat-Anzeigen sind keine Utopie mehr!), von einer Verknüpfung mit genetischen Informationen oder Patientendaten ganz zu schweigen!


    Nicht genug also, dass man als Webuser der Sammelwut gigantischer Datenbankserver scheinbar schutzlos ausgeliefert ist, kursieren auf einmal gespenstische Meldungen über Browser-Bugs, die es Bösewichten ermöglichen, sämtliche Tastenanschläge (also auch eingegebene Passwörter!) mitzulesen.


    Bleibt noch die Unzahl mehr oder weniger nützlicher "social networks" zu bedenken, in denen oft sehr bereitwillig persönliche Daten bis hin zu ganz persönlichen Vorlieben preisgegeben werden - vielleicht in der Hoffnung, die Plattformen wären tatsächlich so "sozial" konzipiert, wie ihre Bezeichnung vermuten lässt. Keiner ihrer Betreiber hat ein ernsthaftes Interesse daran, soziale Bedürfnisse anderer ohne jede Gegenleistung zu befriedigen. Auch dahinter steckt der bislang nur minder erfolgreiche Versuch, durch Werbung aus detaillierten Userdaten Kapital zu schlagen. Vielleicht kann mit der Initiative, Profile einer Person auf unterschiedlichen Plattformen mittels einer einheitlichen Identität zu verknüpfen, das leidige Problem mit zu wenig lukrativer Werbung in den Griff bekommen werden?

    Wer sich also spätestens jetzt nicht Gedanken darüber macht, wie er seine Identitäte(n) beim Browsen durchs Web 2.0 zumindest bedarfsweise schützen kann, dem sei wenigstens dies zur Lektüre empfohlen: http://sicherheitskultur.at/spuren_im_internet.htm

    Konkrete Möglichkeiten, die einen basalen Schutz vor übermäßigem Datenmissbrauch bieten und keine besonderen Expertenkenntnisse erfordern, gibt es tatsächlich. Auch wenn ich sie selbst nicht immer und zu jeder Zeit konsequent nutze (weil sich Gewonheiten und Handlungsroutinen eben nur sehr langsam und schwer ändern lassen), würde ich dennoch im Umgang mit dem Web folgende Maßnahmen empfehlen:


    Gründliche Wahl des Browsers:

    Auch wenn es am naheliegendsten erscheint, einen mitgelieferten, vorinstallierten Browser zu verwenden, sollte man einen Blick auf etablierte Alternativen wie Firefox oder Opera werfen. Beide bringen in der "Serienausstattung" wichtige, intuitiv verständliche Optionen zum raschen Aus- und Einschalten potenziell gefährlicher Erweiterungen wie Java, Javascript und Cookies mit. Während es zB. für Firefox hilfreiche Erweiterungen wie Stealther oder noscript (siehe auch noscript.net) gibt, sei Nutzern von Safari bei Bedarf die Funktion "Privates Surfen" wärmstens empfohlen (entspricht Firefox´ Stealther). Zudem lässt sich Firefox beim Schließen automatisch zurücksetzen (History und Cookies löschen).


    Cookies löschen:

    Manche Cookies haben ein langes Leben, wenn man ihnen zuvor nicht eigenhändig den Garaus macht. Auch, wenn es mir selbst oft schon zwangfhaft vorkommt, hin und wieder während des Surfens (vor allem aber nach Logins bzw. Logouts!) sämtliche Cookies zu vernichten, sorgt es für ein deutlich besseres Gefühl. Das muss man probiert haben!


    Zumindest aber sollte man Cookies nur von jenen Seiten akzeptieren, die man selbst besucht (eine Option in allen Browsern).


    Dynamische IP-Adresse:

    Bei vielen Internet Service Providern sind sie ohnehin Standard, weil die Zahl ihrer Kunden die der reservierten IP-Adressen bei weitem übersteigt und so ein Adress-Sharing notwendig wird. Was auf den ersten Blick als lästig empfunden wird - vor allem, wenn man mal schnell die betriebsystemintegrierte Funktion eines Servers nutzen möchte -, erleichtert andererseits den Schutz der eigenen Identität, da die sich ständig ändernde Netzwerkadresse nicht ohne weiteres mit ein und dem selben Anschluss bzw. Nutzer in Verbindung gebracht werden kann. Dienste wie WieIstMeineIP.at verraten mit einem Klick die eigene Adresse und ob sie sich seit der letzten Session geändert hat.


    NOCH dynamischere IP-Adresse:

    Noch wohler ist mir beim Surfen, wenn ich einen Proxy-Server nutze, der meine Anfragen so wild durchs Netz schickt, dass der Weg zurück zu mir so gut wie gar nicht mehr eruierbar ist. Mit dem von der TU-Dresden entwickelten JAP, einem kleinen Java-Programm, ist das im Handumdrehen möglich. Programm starten, in Firefox, Opera oder Safari als Proxy "localhost" definieren, fertig! Unbedingt mal ausprobieren!


    Wenn´s hart auf hart kommt:

    Auch, wenn viele lieb gewonnene Webseiten dann nicht mehr ganz so hübsch wie gewohnt aussehen, kann ich es dennoch nur empfehlen, testweise sämtliche Erweiterungen des Browsers zu deaktivieren: Javascript, Java, Flash, Pop-Ups zu unterdrücken und Cookies ausnahmslos abzulehnen. Dann schaut Google beim Datensammeln durch die Finger und böse Scripts zum Ausspionieren von Passwörtern bleiben wirkungslos. In Kombination mit einer dynamischen IP-Adresse und einem Anonymisierungs-Proxy wird es dann kaum möglich sein, beim Surfen durchs Web beobachtet zu werden.


    Insgesamt gilt ein gefahrenbewusster, verantwortungsvoller Umgang mit den eigenen Daten (aber auch den Daten Anderer) im vermeintlich sozialen Web. Denn sozial werden Web-Anwendungen nur, wenn es um Gemeinsamkeiten von Zielgruppen geht. Wer im Web (also öffentlich!), auch unter einem Pseudonym, über seinen Chef schimpft oder Intimes verrät, muss damit rechnen, dass diese Informationen auch in die falschen Hände geraten und zum eigenen Schaden Verwendung finden können. Auch, wenn neue Dienste und Services im Web rosarot schimmern und unheimliche Erleichterungen versprechen: Bequemlichkeiten (wie gespeicherte Passwörter!) haben immer ihren Preis - der bei Nichtgefallen niemals refundiert wird.

    Donnerstag, 26. Juni 2008

    Google macht ernst: Vermarktung der Nutzungsdaten?

    Die Gerüchteküche brodelt: Nach Jahren des Datensammelns - nicht nur bei Suchanfragen, sondern im ganzen Web 2.0 - könnte bald ihre Vermarktung beginnen.

    Wie in einer "Eilmeldung" auf blog.datenschmutz.net zu lesen ist, berichten amerikanische Medien im Web - The Wall Street Journal oder das Sacramento Business Journal - von möglichen Plänen Googles, kommenden Dienstag eine Weiterentwicklung des Dienstes "Analytics" zu präsentieren.


    Im Fokus von "Internet Usage", so der kolportierte Arbeitstitel, stehen für Werbetreibende relevante Informationen über die Nutzung bestimmter Websites. Diese Informationen sollen über bloße page views in Verbindung mit geographischen Angaben hinaus gehen. Offenbar soll man sämtliche relevante demographische Daten erhalten, wie Geschlecht, Alter und sogar das Einkommen der Website-Besucher. Anhand dieser Daten können Nutzer des neuen Dienstes über den Einsatz spezifischer Werbemittel und -formen entscheiden. Und wer weiß, was noch alles...

    Doch auch seitens der Werbewirtschaft steigt scheinbar das Misstrauen: Was geschieht mit den Daten der Werbenden - über Kampagnen, bevorzugte Websites und Ausgaben? Könnte die Werbekonkurrenz - irgendwie - Zugang zu diesen Informationen erhalten?

    Offenbar beginnt der attraktive Mix interessanter Services immer weniger zu schmecken. Bleibt nur abzuwarten, wie sich der Informations- (ist gleich: Werbe-) Markt entwickelt in einem Umfeld, in dem die Informationssuche sowie Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, die private Bilder- und Videoverwaltung, das Kommunikations- und Zeitmanagement (mit Google Mail und Kalender) und viele andere nützliche Angebot zunehmend von nur einem einzigen Anbieter stammen. Über 23andMe.com ("genetics just got personal") - mit starker geschäftlicher wie privater Beziehung zu, natürlich, Google - könnten demnächst auch (die freiwillig eingesandten) Erbinformationen der Netznutzer potenziell in ein und die selbe Datenbank fließen, sodass künftig genetische Dispositionen einzelner Konsumenten bei der Schaltung ganz individueller Werbung berücksichtigt werden. Dazu passt auch Googles Interesse an Patientendaten.

    Unsere Handlungsmöglichkeiten sind trotz bester Vernetzung begrenzt. Denn Google hat es - wohl gemerkt ohne aufwendige Kampagnen - geschafft, ein fixer Teil unserer Informationsgesellschaft zu werden. Und nichts spricht für ein absehbares Ende dieser phänomenalen Entwicklung.

    Update (27.06. 2008):

    Wie derStandard.at berichtet, handelt es sich bei dem angekündigten Gratis-Dienst offenbar um "Google Ad Planer", das sich zur Zeit in einer geschlossenen Betaphase befindet. Laut Google-Blog soll es vor allem der Medien-Planung dienen und Werbenden zielgruppenspezifische Websites zeigen, die sonst nur schwer zu finden wären.

    Dienstag, 24. Juni 2008

    Feldexperiment: Hotspots in Wien

    Als Mitglied einer WLAN-Community wollte ich wissen, was ich - theoretisch - davon hätte, wenn ich´s bräuchte.

    Und so machte ich mich aus purer Neugier auf den Weg quer durch die Wiener Innenstadt. Mit dem Daumen auf dem "Scan"-Button meines Mobiltelefon-PDAs wanderte ich durch die Gassen zwischen Schottentor und Urania. Meiner "kognitiven Landkarte" zufolge müsste ich zumindest auf einen aktiven FON-Hotspot stoßen.

    WLAN mit dem P1iTatsächlich hatte ich in jeder Gasse und zu jedem Zeitpunkt mindestens einen sichtbaren Access Point am Display: etliche Firmennetze, Kanzleien und Ärzte, immer wieder "Netgear", "Linksys" oder "default", wovon die meisten wenigstens verschlüsselt waren oder den Zugriff per MAC-Filter regelten.

    Zu meiner Verwunderung kam ich am ehesten über Freewave ins Netz - neben Cafés und Lokalen. Auch ein, zwei "Funkfeuer" hatte ich am Radar. Doch obwohl die Landkarte Wiens übersät ist mit FON-Spots, konnte ich auf meinem Spaziergang durchs Zentrum der Stadt zu meinem Entsetzen keinen einzigen entdecken.

    Diese ernüchternde Erkenntnis führe ich jetzt einmal darauf zurück, dass die allermeisten FON-Mitglieder höchst wahrscheinlich den rund 15 Euro teuren Standard-Router "La Fonera"
    mit seiner eher mickrigen 2dBi-Antenne betreiben, dessen Empfang vielleicht gerade einmal vom Arbeits- bis ins Wohnzimmer reicht. Damit sind sie zwar offiziell "Foneros", können (oder wollen) aber ihren Internetzugang nur schwer mit vorbeikommenden Anschlusssuchenden teilen.

    Immerhin: Am Weg durch die Stadt gab es genügend Alternativen, die eine kostenlose Einwahl ins Web per WLAN ermöglichten. Zählt man die anderen sichtbaren Hotspots dazu und kalkuliert etliche mit versteckter SSID mit ein, haben wir im Zentrum Wiens bereits ein gut ausgebautes, möglicherweise sogar flächendeckendes Netz kabelloser Internetzugänge, die uns theoretisch dabei helfen könnten, wieder etwas Unabhängigkeit von den übermächtigen Mobilfunkanbietern zu erlangen. Theoretisch...

    Donnerstag, 19. Juni 2008

    It´s a hard, hard/war/e

    Gerne vergisst man die zweite Seite der Medaille, die "Hinterbühne" des Web. Bis plötzlich etwas damit nicht stimmt.

    So ein Weblog verleitet schonmal dazu, Dampf abzulassen - oder: seiner (natürlich völlig subjektiven) Meinung über die Dinge des täglichen Lebens Ausdruck zu verleihen. Nun ist es wiedermal soweit.


    Als "mobiles Breitband" noch lange nicht so beliebt (und beworben) war wie dieser Tage, kam ich in den Genuss der immer verfügbaren Verbindung zur digitalen Welt in Form eines dezenten, kleinen, weißen Schächtelchens mit sympathischer Haptik: weiche Kanten, runde Formen, kompakt und handlich, sodass man kaum glauben würde, damit tatsächlich im Handumdrehen im Web surfen zu können.


    Tatsächlich habe ich das Gerät (ein Huawei E220) zählbar oft benutzt - hin und wieder also, zB. als ich am Land war, oder aus purer Neugier am städtischen Badestrand. Denn erfahrungsgemäß würde ich nur mit reichlich Glück eine Verbindung zum Netz herstellen können, die wiederum nur in Ausnahmefällen länger als ein paar Minuten bestehen bliebe. Ich war froh, nicht von dem kleinen Runden abhängig zu sein.

    Vor kurzem konnte ich ein äußerlich baugleiches Modell des selben Mobilfunkanbieters dabei beobachten, wie es - zu meiner Überraschung - völlig klag- und problemlos funktionierte und beim direkten Vergleich unter möglichst identischen Bedingungen auch spürbar schneller lud als das meinige. Eine fatale Entdeckung, wie sich noch am selben Tag herausstellen würde.

    Stutzig ob der nun offenkundig schwachen Performance stoppte ich beim nächsten Offline-Shop des besagten Anbieters, um mich mit einem Fachmann (oder einer Fachfrau) über mögliche Ursachen und Gründe der wahrgenommenen Mängel auszutauschen - der Beginn einer Verkettung unglücklicher Entscheidungen. Denn dort machte man mich sogleich auf ein Firmware-Update aufmerksam, das sogar die Datenrate meines Modems auf den aktuellen Stand von 7,2 Mbit/s bringen würde.


    Gesagt, getan
    : Windows gestartet, die Website des Anbieters durchforstet und siehe da: wirklich wahr! Software herunter geladen und das Update gestartet. Ich war guter Hoffnung, nach dem Update auch zuverlässiger mit dem Internet verbinden und das Gerät - endlich! - intensiver nutzen zu können.

    Das Resultat: Nachdem das Programm offenbar die bestehende Firmware erfolgreich vom Modem gelöscht hatte, meldete es einen Fehler, brach den Vorgang ab und ließ mich mit einem völlig unbrauchbaren Gerät zurück.

    Als geduld-erprobter und grundsätzlich positiv eingestellter Hard- und Software-Nutzer habe ich sofort im Web nach nützlichen Hinweisen gesucht, bin sogar auf die Hersteller-Firmware von Huawei gestoßen, die das sorgfältig angeschlossene (und von Windows sogar erkannte!) Modem ebenfalls nicht finden konnte und ein Update verweigerte.

    Völlig alleine gelassen wurde ich auch vom Mobilfunkanbieter. Schon am Telefon erfuhr ich, dass das Gerät nun kaputt wäre, defekt (dabei wurde doch nur die Firmware durch fehleranfällig programmierte Software gelöscht). Früher hatte ich Defekte immer mit physikalischen Einwirkungen mit oberflächlich sichtbaren Folgen in Verbindung gebracht. Heute gilt ein technisch völlig intaktes Gerät schon als zerstört, wenn seine Firmware gelöscht wurde oder schadhaft ist.

    Man möchte also meinen, dass ein wesentlicher Vorteil der Offline-Shops darin besteht, jahrzehntelang treuen Kunden im Notfall Soforthilfe zu leisten. Gerade, wenn es sich bloß umein paar Megabyte an Software handelt, die von Autorisierten innerhalb weniger Minuten auf den Festspeicher des Modems geladen werden könnten.

    Weit gefehlt: Denn ohne Kaufbeleg geht rein gar nichts, auch wenn es noch so evident ist, dass man mit dem vorliegenden (unübersehbar gebrandeten) Gerät unter vorgelegter Kundennummer das hauseigene Service nutzt, wofür seit nunmehr vier Jahren regelmäßig bezahlt wird. Das bedeutet, dass nun an gut drei möglichen Standorten nach einer Rechnung von vor knapp zwei Jahren gesucht werden muss, ohne die das durch das - wohlgemerkt - empfohlene Firmware-Update "ruinierte" Gerät nicht zur "Reparatur" eingeschickt (!) werden kann. Und weil es noch dazu nicht im Offline-Shop des Anbieters, sondern bei einem offiziellen Vertriebspartner (nämlich in einer Filiale der Post) gekauft wurde, steht für die Zeit der "Reparatur" (also für rund 10 Tage) auch kein Leihgerät zur Verfügung. Bezahlt darf in der Zeit natürlich weiterhin werden.

    Die Bequemlichkeiten des Web 2.0 täuschen oft darüber hinweg, dass es beim geringsten Problem mit der notwendigen Hardware ganz schnell äußerst unbequem werden kann. Dann geht plötzlich nichts mehr so unproblematisch wie das Login im Kundenportal seines Anbieters (sei es A1 mobilkom austria oder irgendein anderer). Dann hat die Bequemlichkeit wieder ihren Preis, nämlich mindestens 7.500 "Bonuspunkte" plus 15 Euro und weitere 18 Monate Vertagsbindung für ein gleichwertiges, sofort erhältliches Austauschmodem. Und all das nur, weil während des offiziell zur Verfügung gestellten und vom Fachberater empfohlenen Firmware-Updates ein Softwarefehler aufgetreten ist.

    Meine persönlichen Konsequenzen: Mobilfunkanbieter und ihre überteuerten, fehlerbehafteten Dienstleistungen gilt es zu meiden. Außerdem sehe ich mich darin bestätigt, einen kleinen Beitrag zur Liberalisierung des kabellosen Internetzugangs zu leisten, indem ich vor einiger Zeit der FON-Community beigetreten bin und dadurch anderen Mitgliedern zumindest vor meinem Fenster Zugang zum Web 2.0 gewähre - gemeinsam mit vielen, vielen anderen in meiner Stadt.

    Denn "Web 2.0" findet nicht nur auf Online-Plattformen statt (wo es meiner Meinung nach in erster Linie ums formale Kontaktesammeln geht mit einem Mindestmaß an Interaktion), "Web 2.0" sollte viel mehr als Lebenseinstellung verstanden werden in Form einer optimistischen Haltung gegenüber gemeinsam erreichbarer Ziele anstelle der vorwiegend egoistisch motivierten Listen potenziell nützlicher (Geschäts-) Kontakte.

    In diesem Sinne hoffe ich im schlimmsten Fall im Web doch noch auf Leute mit dem selben technischen Problem und möglichen Lösungen zu stoßen (kann ja kaum sein, dass es nichts und niemanden gibt, der das Bisschen Code aufs Modem kriegt). Ansonsten werde ich auf das ohnehin nicht befriedigende "mobile Breitband" künftig bewusst verzichten.

    Montag, 16. Juni 2008

    Stell´ Dir vor...

    ... Du bist Unternehmer, oder ein Manager mit Verantwortung gegenüber einem Geschäftsführer, den Mitarbeitern bzw. den Anteilseignern..

    Und Du möchtest - oder musst - relativ kurzfristig eine Gegenkampagne starten, weil der Mitbewerber mit dem Finger auf dein "Mutterschiff" zeigt und sich über Deine Preispolitik lustig macht. Vertrauensvoll wendest Du Dich an den Dienstleister Deines langjährigen Vertrauens.


    Dieser wagt es, aufzubegehren: Er fordert lebenslange Auftragsgarantien ohne Qualitätskontrolle und verweigert bis zu Deiner Zusage jegliche Arbeit.

    Da die Zeit drängt und der mediale Informationsfluss kontrolliert werden will, wenn die Schlacht um potente Konsumenten nicht verloren werden soll, entscheidest Du Dich - etwas verärgert über die abstrusen Fantasien deines bisherigen Lieferanten (langfristige Garantien ohne Kontrolle?!) -, einen anderen mit der dringenden Arbeit zu beauftragen. Jemanden, der nicht die Hände verschränkt und sich zurück lehnt und dazu bereit ist, kontrollierbare Leistung zu erbringen und dafür entsprechend entlohnt zu werden.

    Und was tust Du, wenn Dein (Haus-) Arzt streikt?

    Donnerstag, 22. Mai 2008

    Web 2.0 auf dem Prüfstand

    Die Zeit des Selbstzwecks im Web 2.0 ist vorbei. Zumindest sollte sie das sein, denn die zu Verfügung stehenden Mittel können zu mehr verwendet werden, als online pseudo-soziale Kontakte zu pflegen und virtuelle Werbeflächen zu schaffen.

    Es ist ja - vor allem am Anfang der "Erkundungsreise" - ganz nett und interessant, das soziale Web zu entdecken: ein Video auf YouTube zu laden, da und dort Profile anzulegen... oder ein Weblog zu starten, um die Belanglosigkeiten des Alltags im virtuell-öffentlichen Raum Revue passieren zu lassen. Langsam aber wird es Zeit, sich der wesentlichen Dinge - und Möglichkeiten - bewusst zu werden.


    Dass social networks besonders effektiv funktionieren, wenn es um "etwas" geht, wenn ihre Mitglieder gemeinsame Ziele verfolgen, zeigen Phänomene wie "Anonymous" (im Kampf gegen Scientology, der auch auf YouTube bestritten wird), die WLAN-Community fon oder die Improvisationsperformer "Improv Everywhere", deren Nachahmer sich auch in Wien finden lassen, wo Flash Mobs Szenen auf Bahnhöfen, sogar am Stephansplatz für einige Momente "einfrieren". Nicht zuletzt ist die wachsende OpenSource-Gemeinde ein gutes Beispiel für den Erfolg einer gemeinsamen Sache oder Idee.

    Während es sich bei vielen dieser Netz-Aktivitäten um eine Art Randgruppenphänomene handelt, für die sich nur eine begrenzte Anzahl der Netznutzer interessieren (und engagieren), steht ein Thema vor der Türe, das alle betrifft: der Sprit fürs Gefährt.

    Nur sehr zögerlich wird hierzulande über die undurchschaubaren Geschäftsgebarungen der Tankstellenbetreiber und Öl-Konzerne diskutiert (zB. auf oeamtc.at). Sogar in Esoterik-Foren tauscht man mittlerweile auch Rezepte fürs Treibstoffsparen aus. Und hie und da funkelt der eine oder andere schüchterne Beitrag zu den horrenden Preisen in der Blogsphäre auf. Einer bringt die Fakten im Zuge seiner betont sachlichen Marktanalyse eher beiläufig auf den Punkt: "Die Nachfrage haben dagegen wir in der Hand!" (brott bloggt).

    Moment! Die Sache mit dem "Wir" haben wir nun lange genug geprobt - auf MySpace und StudiVZ, in XING und Facebook und auf all den anderen Plattformen des sozialen Web. "Wir" sind richtig gut darin, spontane Mobs zu organisieren, bekannte wie neue Kontakte zu finden und auszutauschen, was auszutauschen ist: Tratsch, Anleitungen, Referate und Mitschriften... und einiges mehr.

    Auch der Austausch von Spritpreis-Informationen hat ganz gut funktioniert, bis ein Teil des riesigen Marktes begann, an seinen Regeln zu drehen: Die Angebot-Seite - also Öl-Konzerne und Tankstellenbetreiber - machten sich die naturgegebene Trägheit der Kommunikation zu nutze und variierten die Preise öfter, als sie von den eifrigen "Spritpreismeldern" verbreitet werden konnten. Die Nachfrage-Seite aber sind wir, das bedeutet (für Österreich): 5.942.912 Kraftfahrzeuge, die auf ca. 8,3 Millionen Menschen kommen. Darunter befinden sich (mit Stand 2007) 5,2 Millionen potenzielle Web-2.0-Nutzer (ab 14 Jahre) - beindruckende Zahlen für ein kleines Land, das zur Zeit auf allen Kanälen über die hinaufschießenden Benzin- und Dieselpreise und die verwirrenden Taktiken der Anbieter stöhnt und jammert.

    Dabei war es uns - Nachfragern und Kunden - nie leichter, den Markt ganz gezielt mit zu beeinflussen (so wie es die andere Seite mit scheinbar übermächtigen Mitteln der Marktkommunikation und Preispolitik seit je her tut). Nie war es leichter, den gemeinsamen Interessen (nämlich an einer fairen Preis-/Politik) Ausdruck zu verleihen. Und nie standen uns derart effiziente und effektive Kommunikationsmittel zu Verfügung wie heute.

    Es ist eine Bewährungsprobe für das Web 2.0: Bleibt es ausschließlich ein Tool zur schnellen Scheinbefriedigung sozialer Bedürfnisse, ein Zeitvertreib für zwischendurch, oder hilft es uns allen, mehr zu bewegen? Wir sind das Web - und wir sind ein (nicht unwesentlicher Teil) des (Treibstoff-) Marktes.

    Mit den Mitteln des Web besteht erstmals die Möglichkeit, (zB. tageweise) Boykotte oder andere Protestaktionen auf ganz breiter Ebene zu organisieren, ohne auf professionelle Massenmedien als Vermittler angewiesen zu sein. Ich bin gespannt, ob wir es schaffen, die ausgiebig geübten Fertigkeiten im Umgang mit dem Internet zu nutzen.