Montag, 16. Februar 2009

Telekom Austria und der YouTube-Upload

4 Kilobyte pro Sekunde. Das bedeutet, mein ca. 80MB großes Video benötigt rund 4,5 Stunden für seinen Weg zu YouTube - mit meinem Telekom Austria-Anschluss.

Vor einiger Zeit bin ich als langjähriger (und daher leidgeprüfter) TA-Kunde auf das verlockende Angebot des KombiPakets umgestiegen: Festnetz & Internet zu einem einigermaßen günstigen Preis. Soviel zum Hintergrund des Phänomens:

Mysteriöses geht vor sich, sobald ich versuche, über meinen regulären Internet-Anschluss des "Ex-Monopolisten" Telekom Austria (Aon) eine Videodatei auf YouTube zu laden. Nicht, dass es sich dabei um lebenswichtige, unbedingt notwendige und keinesfalls entbehrliche Online-Aktivitäten handeln würde. Aber es fällt auf, dass etwas mit der Internet-Verbindung dorthin nicht stimmen könnte, obwohl sowohl Anschluss als auch mein Router (ein SpeedTouch 546 mit der Firmware v.5.4.0.14) sonst problemlos funktionieren. Einzig eine VPN-Verbindung in ein anderes Netz schafft Abhilfe, sodass ich Aon umgehe und mit normaler Geschwindigkeit (in meinem Fall ca. 42 KB/s) Dateien aufs Videoportal lade.

Uploads auf Flickr laufen auch über Aon gewohnt schnell. Auch Panoramio saugt meine Bildchen flott von der Platte. Und mit allen anderen Uplaods über Webbrowser (zumeist über das HyperText Transfer Protocol HTTP) gab es auch nie derartige Probleme. Was also passiert, wenn ich Videodateien per HTTP auf YouTube lade, dass mein Upstream auf durchschnittlich 4 bis 6 KB/s herab fällt?

Neugierig und von Natur aus skeptisch, fragte ich beim allgemeinen technischen (!) Support von Aon nach, wie denn der Geschwindigkeitsunterschied erklärbar sei. Dieser verwies mich kurzerhand auf die kostenpflichtige "Computer-Helpline", die sich mit der "Sonderkonfiguration" meines Anschlusses für 1,56 Euro pro Minute auseinandersetzen würde.

"Sonderkonfiguration"?

Ein Blick in meine Router-Konfigurationsdatei zeigt keinerlei Auffälligkeiten, wie explizit blockierte oder niedrig priorisierte IP-Adressen oder Hostnamen. Nichts deutet darauf hin, dass eine Änderung der Konfiguration (die für alle Sites außer YouTube zu funktionieren scheint) mehr Probleme lösen als verursachen würde. Also lasse ich die Finger davon...

... und erinnere mich an einen Fall aus den USA, von dem ich in Wired gelesen habe (Wired 17.02, Feb. 2009, S. 54ff). Dort hat ein Filesharing-Nutzer ähnliches festgestellt: Sein Provider Comcast schien Uploads in das P2P-Filesharing-Netz Shareaza zu blockieren. Heftigen User-Protesten und einer intensiven Medienberichterstattung folgten schließlich sogar Hearings vor der Federal Communications Commission (FCC).

Dass die Netzneutralität tatsächlich gefährdet ist, zeigt nicht zuletzt die Nachahmung durch Cox Communications, die sich nach Comcast ebenfalls dazu entschlossen hat, über Wichtigkeit und Unwichtigkeit von Traffic zu urteilen und bei Bedarf entsprechend auszubremsen.

Was also tun?

Zurück also ins kleine, überschaubare Austria, das unter der TA-Dominanz möglicherweise Gefahr läuft, ebenfalls etwas von der Neutralität des Datenverkehrs einzubüßen. Denn ich halte es für unwahrscheinlich, dass meine lokale Hard- und Software (-Konfiguration) dafür verantwortlich ist, dass lediglich der Upload auf YouTube so langsam geht, dass es de facto zwecklos ist, auch nur den kürzesten Clip bereit zu stellen. Dabei muss man den Sachverhalt auch aus der Sicht der Telekom Austria betrachten, die ihrerseits versucht, sich als alternativer TV-Anbieter (AonTV) zu etablieren. Vielleicht will oder muss man vermeiden oder es wenigstens erschweren, dass die per ADSL gestreamten urheberrechtlich geschützten Inhalte mit einem Klick direkt auf YouTube wandern?

Sobald die offenbar recht knappen Ressourcen des Googles Measurement Lab es mir erlauben, werde ich versuchen, meinen Anschluss auf Neutralität zu untersuchen und bin gespannt auf das Ergebnis. Bis dahin harre ich der weiteren Entwicklung, bewege mich wachsamen Auges durch die Wirren des Cyberspace - und muss mich wohl zum Upload auf YouTube weiterhin alternativer Internet-Anbieter bzw. Netzwerke bedienen.