Mittwoch, 11. November 2009

Kommunikation = Werbung

Werbung, ein Spezialfall von Kommunikation? Unwahrscheinlich, vor allem nach einem Blick in das "social web", oder auf unsere eigenen Kommunikationsgewohnheiten.

Die Gleichung ist banal, wirkt fast billig, und wird hier sicher nicht zum ersten Mal formuliert: Kommunikation ist gleich Werbung, Werbung ist gleich Kommunikation. Wer Werbung also für einen Spezialfall der menschlichen Kommunikation hält, sie nur im Zusammenhang mit kommerziellen Interessen wahrnimmt, sie lediglich als professionell betriebene Überredungskommunikation versteht, sollte beim nächsten Gespräch mit Freunden genauer hinhören.

Oder man wirft einen Blick auf formalisierte zwischenmenschliche Kommunikation, wie sie im Web 2.0 bzw. dem "social web" vorliegt. Die Standardisierung sprachlicher Ausdrücke im Web minimiert nonverbales Rauschen und gibt den Blick frei auf hochprozentige Werbung. Die ist vielleicht selten beabsichtigt und noch seltener bewusst, aber wer im Web kommuniziert, der wirbt.

Auf der Metaebene

Schulz von Thun (2002, S. 14ff, S. 44ff) hat im Rahmen seiner kommunikationspsychologischen Arbeit Ansätze von Watzlawick (Inhalts- und Beziehungsaspekt von Kommunikationen) und Bühler (Appell, Symbol und Symptom von Sprache) kombiniert zu einem Modell sprachlicher Kommunikation, in dem jede Nachricht vier Seiten hat: den eigentlichen Sachinhalt genauso wie Informationen über die Beziehung (zum Adressaten), Teile von Selbstoffenbarung sowie einen Appell. Vieles, das in "social networks" gesagt bzw. geschrieben wird, könnte man wahrscheinlich anhand dieser vier Aspekte analysieren, wobei Beziehungsaspekte von Nachrichten im Web durch sichtbare Verknüpfungen mit "Freunden" und durch "Nachrichten-Threads" oft besonders offenkundig werden.

Rückt man also von formalen Definitionen professionell betriebener (Wirtschafts-) Werbung (als geplante, zielgerichtete, zwangfreie Einflussnahme auf Einstellungen gegenüber Werbeobjekten; zB. vgl. Siegert/Brecheis 2005) ab, und legt man den Fokus auf den Appellaspekt von Nachrichten, wird die Gleichung plausibel: Wer kommuniziert, der wirbt - und appelliert dafür, das Erreichen der eigenen Ziele zu ermöglichen.

Werbung, etwas ganz Natürliches

Auf der Suche nach Prestige, sozialer Anerkennung und Selbstverwirklichung werben wir unentwegt für unsere Ideen, Einstellungen, Ideologien, Absichten - werben also mit allem was wir sagen, tun und wie wir uns nicht-sprachlich präsentieren für die Möglichkeiten, uns selbst zu verwirklichen. Augenscheinlich werden diese Persuasionsversuche in Gesprächen zu Entscheidungsfindungen (Restaurant X oder Café Y?), insbesondere wenn ein gewisses "Anerkennungskonto" - zB. bei Fremden - erst "erworben" werden muss. Aufgrund der spezifischen Form von Kommunikation ist persönliche Werbung nirgends leichter zu beobachten als im Web 2.0.

Werbemedium Web 2.0

Der Antrieb des "social web" ist die Suche seiner Nutzer nach sozialer Anerkennung und Prestige. Jeder Video-Upload, jeder Diskussionsbeitrag, jeder Tweet und jede Facebook-Statusmeldung (zugegeben, wohl auch dieser Blog-Eintrag) wirbt auf einer Metaebene für seinen Autor bzw. seine Autorin. Oft geschieht das unbewusst, wenn zB. von prestigeträchtigen Freizeitbeschäftigungen oder persönlichen Highlights berichtet wird (mit dem impliziten Appell, doch bitte die eigenen Qualitäten und Kompetenzen wahrzunehmen und anzuerkennen). Selten wird diese natürliche Werbung, die jeder Kommunikation quasi innewohnt, bewusst wahrgenommen. Wir haben uns wahrscheinlich seit je her an permanente (Eigen-) Werbung gewöhnt.

Für strategische (Wirtschafts-) Werbung birgt dieser Umstand gerade im Werbemedium Web 2.0 ein im doppelten Sinn ungeheures Potenzial. Das Engagement des Werbeunternehmens Google, mittels eines völlig neuen Protokolls namens "Wave" die gesamte Kommunikation im Web zu revolutionieren, spiegelt dieses Potenzial wider. Online-Werbung erfährt nicht von ungefähr im Unterschied zu klassischer Werbung auch in Krisenzeiten einen Aufschwung. Wird sich professionelle Werbung künftig hauptsächlich zwischenmenschlicher Kommunikation bedienen? Wird zwischenmenschliche Kommunikation von ihr zunehmend instrumentalisiert werden?

Das Werbemedium Web 2.0 bietet dafür jedenfalls die besten Voraussetzungen. Es ist nicht nur aus wirtschaftlicher Sicht ein Medium hochgradig personalisierter Werbung, sondern durch und durch ein Medium für persönliche Werbung, also Kommunikation... das heißt: Werbung.

Samstag, 26. September 2009

Ethik 2.0

Anfang Juni 2009 nahm der Österreichische Internetrat seinen Dienst auf. Dieser hat sich einer Online-Ethik sowie der freiwilligen Selbstkontrolle verpflichtet und gibt Empfehlungen für moralisches Verhalten im Web.

In kaum einer anderen Situation werden die Grenzen des Anstands, Respekts und des guten Geschmacks so aufgeweicht wie im Web 2.0, wo praktisch jeder Nutzer Inhalte publizieren, verbreiten, neu verknüpfen und verlinken (entkontextualisieren), kommentieren und bewerten kann. Der Frage nach moralisch "richtigem" Online-Verhalten und dem Einhalten ethischer Prinzipien gebührt daher eine besondere Betrachtung.

Zu diesem Zweck wurde Anfang Juni 2009 der Österreichische Internetrat ins Leben gerufen. Selbstbewusst berichteten die fünf Gründungsmitglieder des ÖIR damals von ihren lobenswerten Zielsetzungen, der geplanten Arbeitsweise und ihrem ethischen Selbstverständnis. Allerdings ergeben sich bei einem näheren Blick meiner Meinung nach ethisch problematische Aspekte, die in die Diskussion um eine Online-Ethik einfließen müssten.

"Exklusive" Abmahnungen bei Ethik-Verstößen

Das Ziel der freiwilligen Selbstkontrolle steht im krassen Widerspruch zur Gründung einer externen Organisation durch Einzelne, die - quasi von außen - "Internet-Surfer dazu bringen [möchten], sich näher und enger mit dem Konzept der freiwilligen Selbstkontrolle auseinanderzusetzen" (futurezone.orf.at). Die Nutzung einer gemeinsamen technischen Infrastruktur (dem Internet) alleine macht niemanden zum Teil einer virtuell-sozialen Gemeinschaft. Auch die Diktion des ÖIR entspricht nicht dem angepriesenen Konzept: Abmahnungen, Ermittlungen und Verurteilungen können nicht Teil eines ethischen Programms und schon gar nicht eines zur freiwilligen Selbstkontrolle sein.

Gleichzeitig beschwichtigt der ÖIR, keine "normative Ethik" für das Internet erarbeiten zu wollen. Dabei wird Medienethik durchaus als "normbegründend" verstanden (vgl. Funiok 2002; in: Karmasin 2002: Medien und Ethik) - und zwar in der Hinsicht, die Logik moralischer Normen und praktizierter Handlungsweisen zu erörtern (und eben zu begründen). Es wäre daher die Aufgabe einer ernstzunehmenden Kontrollinstanz, die moralischen Normen und Werte innerhalb einzelner Online-Communities zu thematisieren, um auf diese Weise eine integrierte Reflexion anzuregen, anstatt auf (Beschwerde-) "Eingaben" mit moralischen Urteilen zu reagieren.

Doch dazu bedarf es interner, transparenter Diskurse, die von einer möglichst breiten Basis getragen werden. Ein gutes Beispiel für diese Vorgehensweise bieten die unzähligen partizipativen Angebote im Web 2.0, wie zB. Diskussionsforen, die wir alle kennen, wenn wir im Web nach Hilfe bei technischen Problemen suchen oder uns über spezielle Interessen austauschen möchten. In solchen Foren sind übrigens so gut wie immer Kodizes etabliert, die Verhaltensnormen für Teilnehmer verbindlich machen - ebenso wie die bis ins kleinste Detail ausgefeilten Geschäftsbedingungen aller großen Web-2.0-Plattformen wie Facebook oder Twitter. Die Notwendigkeit (und Reichweite) zusätzlicher Leitfäden, erstellt von externen, nationalen "Arbeitsgruppen", ist daher stark begrenzt.

Das Web 2.0 stellt aus ethischer Sicht zweifellos eine besondere Herausforderung (für alle Akteure) dar. Gleichzeitig ermöglicht das "social web" wie kein anderes Medium zuvor die Integration aller Interessensgruppen und ihre Teilnahme am ethischen Diskurs (zB. vgl. Karmasin & Winter 2002; in: Karmasin 2002). Denn eine angewandte Online-Ethik, oder: Ethik 2.0, kann nicht von außen agieren, um "innere Steuerungsressourcen" (Funiok 2002) zu etablieren.

Leider lädt die ÖIR-Website aber durch ihre Exklusivität ganz und gar nicht zum breiten Diskurs und Austausch ein, sondern sieht sich als selbstlegitimierte Institution zur Ahndung von Ethikverstößen. Auch die Imitation verstaubter, österreichischer Bürokratie (Ethik-Beschwerden haben mittels Eingabe zu erfolgen) trägt nicht zur Öffnung der Kommunikation bei. Obendrein impliziert die Verwendung von visuellen Gerichtsmetaphern einen weiteren ethischen Widerspruch. Es entspringt offenbar dem Kommunikationskonzept, dass von der angeblichen "Eingabeflut" bisher kaum ausgearbeitete Empfehlung einsehbar und nachzulesen sind (womit ihr Potenzial zur Bewusstseinsbildung ungenutzt bleibt und "Transparenz" zum guten Vorsatz verkommt) sowie, dass lediglich der Vorstand, nicht aber etwaige weitere Mitglieder identifizierbar sind, und nicht zuletzt der Umstand, dass kein Kommunikationsraum für den informellen Austausch Beteiligter und Betroffener geboten wird, zB. in Form eines moderierten Diskussionsforums. Die Linkliste, hinter der man thematisch relevante Ressourcen vermuten würde, enthält lediglich Verweise auf die Websites einzelner Gremiumsmitglieder. Damit ist der Österreichische Internetrat von einer ernstzunehmenden Ethikinstanz weit entfernt.

Mehr Biss, weniger Zwist

Man hätte der Initiative für ein wachsendes Ethik-Bewusstsein unter Web-Nutzern eine durchaus sympathischere - und damit wirkungsvollere - Publizität spendieren können. Im Web 2.0, das vornehmlich zur Selbstvergewisserung, Identifizierung und Selbstdarstellung verwendet wird (Kommunikation erfüllt all diese Aufgaben), lässt man sich nur ungern von außen diktieren, was "gut" und "richtig" zu sein hat. Nicht umsonst flüchtet man sich in den virtuellen Raum zur ungehemmten Meinungsäußerung. Was ich mir von einer entsprechenden Initiative also erwartet hätte:

  • ein bissiges Watchblog mit scharfem, vielleicht satirischen, Blick auf die Österreichische Internet-Landschaft anstelle eines weiteren virtuellen "Amtes". Der Prozess der Bewusstseinsbildung könnte durch Gewinnung einer kritischen Leserschaft vorangetrieben werden.

  • partizipative Initiativen auf allen Handlungsebenen, also Aufklärungsarbeit auf breiter Basis, mittels Workshops und Seminaren innerhalb von Organisationen und Institutionen (Medien- und Plattformbetreibern) und durch öffentlich wirksame Kampagnen für ein respektvolles Miteinander. Insofern ist auch nichts gegen "Hobby-Ethiker" einzuwenden, die auf den Plattformen selbst initiativ werden. Die junge Geschichte des Web 2.0 hat Plattformbetreiber - hoffentlich - gelehrt, auf Kritik nicht mit Zensur zu reagieren.

  • eine offene Diskussionsplattform für themen- und problemspezifischen Austausch aller Interessierten, in dem sich durch kommunikatives Handeln Normen und Werte im virtuellen Umgang mit anderen etablieren und festigen können.

  • eine Spezialisierung statt der Erhebung von Universalitätsansprüchen. Das Web bietet auf mindestens vier großen Ebenen Anwendungsbereiche für eine Internet-Ethik (vgl. Debatin 2002; in: Karmasin 2002): auf der einer privaten Individualkommunikation sowie im wirtschaftlichen, massenmedialen und wissenschaftlichen Kontext. Es erscheint geradezu utopisch, sich mit sämtlichen Handlungsweisen in allen Bereichen dauerhaft konstruktiv auseinanderzusetzen. Viel eher ergibt sich aus dem Zusammenhang einzelner Teil-Online-Ethiken ein Gesamtüberblick vertretbaren und wünschenswerten Online-Verhaltens.

  • und schließlich eine Beteiligung "machtvoller" (institutionalisierter) Akteure, die die Perspektive der Ethik-Beobachter erweitern und den Gedankenaustausch bereichern. Dazu gehört allerdings auch eine hundertprozentige Transparenz der Teilnehmerschaft, die durchaus Einfluss auf die Bewusstseinsbildung einer Allgemeinheit haben kann.

    Selbstkontrolle muss von innen, von den Nutzern, den Institutionen und letztendlich der Gesellschaft selbst kommen und besteht nicht aus "Urteilssprüchen" gegen unmoralische Praktiken im Web-2.0. Eine aktualisierte Medienethik kann meiner Meinung nach nur dezentral konzeptioniert sein und muss vor allem aus einem Miteinander aller Interessensgruppen hervorgehen.

    Immerhin, eines hat das Projekt "ÖIR" geschafft, nämlich die Thematisierung einer stets aktuellen Problematik.
  • Freitag, 19. Juni 2009

    Lichterkette um das Wiener Parlament

    Ein Aufruf auf Facebook, dem ca. 3.500 Menschen in Wien folgten: Mit einer Lichterkette verliehen Tausende ihrer Unzufriedenheit mit der politischen Kultur in Österreich Ausdruck.

    Alles begann mit der Idee zweier Studentinnen, die auf Facebook zu einer Lichterkette aufriefen. Die Mittel des Web 2.0 verhalfen den beiden nicht nur zu einer plötzlichen Bekanntheit weit über die Universitätsräumlichkeiten hinaus, sondern brachten Tausende zusammen, um friedlich zu "PROtestieren". Unter anderem schloss sich auch Schriftsteller Robert Menasse mit Appellen an die Versammelten der Aktion an.


    [ Größer: http://www.youtube.com/watch?v=uf6qNOKTHHQ&fmt=18 ]




    Berichte, Infos, Bilder und mehr:

  • lichterkette2009.blogspot.com
  • 3.500 Menschen bei Lichterkette (wien.orf.at)
  • Lichter gegen Rechts (him.at)
  • Video von him.at (youtube.com)
  • Ein Lichtermeer ums Parlament (polilog.wordpress.com)
  • Lichterkrette gegen rechte Hetze (kurier.at)
  • 3500 Menschen bei Lichterkette für Zivilcourage in Wien (diepresse.com)
  • "Martin Graf muss gehen"
  • Montag, 27. April 2009

    Aspern Revival, die Letzte: Großer Preis von Wien 2009

    Maserati, Jaguar, MG - und das alles zum allerletzten Mal am ehemaligen Flugfeld Aspern. Genügend Gründe also, sich das Spektakel auch als nur mäßig Motosportinteressierter nicht entgehen zu lassen.

    Nur gelegentlich möchte ich mir an dieser Stelle Seitenblicke ins analoge Offline-Leben gönnen, weil Weblogs mit spezifischer Thematik (in diesem Fall eigentlich das Web) immer noch ihre sinnvollste Verwendung darstellen. Daher wollte ich ursprünglich auch nicht von alten Autos und ihren klangvollen Motoren schwärmen. Letztendlich ist mir die gelungene Veranstaltung in Aspern - der 9. Große Preis von Wien - aber dennoch eine kurze, persönliche Retrospektive wert.


    [ Größer: http://www.youtube.com/watch?v=dHOZWvWj9hI&fmt=18 ]

    Nachdem Mitte Mai die Bagger kommen, war es nun wirklich das allerletzte Mal, dass betuchte und sich aufopfernde Enthusiasten ihre edlen Gefährte am Asperner Flugfeld versammelten, um gemeinsam ihrer Leidenschaft für seltene Kulturgüter auf vier Rädern zu frönen. Mein persönliches - wenn nicht DAS - Highlight war zweifellos einer von weltweit nur drei gebauten (mittlerweile kurioserweise vier existierenden) Maserati S 35 (Baujahr 1957) in schickem Rot. Die Augenweide hatte einen Sound, der selbst phlegmatisch veranlagten Zaungästen wie mir den Puls in die Höhe trieb.


    Andere Kuriositäten waren Formel-Wagen aus den Jahren zwischen 1938 und 1968: Der Lotus 51A machte auf mich eher den Eindruck eines gerade erst zusammengebauten Neuwagens als den eines 40 Jahre alten Rennveterans - blitzblank und top-gepflegt ließ er auch mein Herz höher schlagen.


    Viele andere Raritäten, darunter Mini (Cooper) in den unterschiedlichsten Varianten und Ausführungen oder der monströse Ford GT40, bretterten mit Gebrüll und quietschendem Gummi um den harten Betonkurs, dass es eine Freude war. Und die war umso größer, als man sich als Zuseher vor allem am Trainingstag nahezu völlig frei rund um die Strecke bewegen konnte. Dadurch ermöglichten die zu beglückwünschenden Veranstalter ein hautnahes Motorsporterlebnis, erfahrbar aus sämtlichen Perspektiven, die die Rennstrecke hergab. Und das rechtfertige für mich den relativ stolzen Eintrittspreis von 10 Euro (für beide Tage). Ein schwacher Trost also, dass ich wenigstens beim letzten Mal dabei war...


    Nachlesen und -sehen

  • On-Bord Mini 1275 GT: youtube.com/watch?v=ByRdc9Ujj7I
  • Meine Fotos dazu auf Flickr
  • Fotos von petermwien auf Flickr
  • Fotos von Esther A. Crapélle auf adk-media.eu
  • Fotos auf dragspace.at
  • Bericht auf auto.at
  • Fotos auf auto.at
  • wien.orf.at/stories/356928/
  • www.pressemeldungen.at
  • Donnerstag, 23. April 2009

    Donauinsel, ein Paradies in Wien

    In nur acht Minuten gelangt man vom Zentrum Wiens in eines seiner beeindruckendsten Erholungsgebiete: Auf den 21 Kilometern der Wiener Donauinsel finden Hunderttausende Erholung, Natur und Raum für sportliche Aktivitäten.

    Drachensteigen im Herbst, baden im Sommer, skaten und joggen, oder radfahrend die vielen Facetten der "Insel" erkunden - jeder tankt auf seine Weise Kraft und Energie im Freizeitparadies der Wiener. Die Einen wagen sich ins Getümmel der "Copa Kagrana", die Anderen ziehen sich in ruhige Ecken der Donauinsel zurück um zu lernen, zu lesen oder die scheinbare Abgeschiedenheit zu genießen.


    [ Größer: http://www.youtube.com/watch?v=ome-NxDGFjQ&fmt=18 ]


    Das Faszinierende des ursprünglich als reiner Hochwasserschutz konzipierten Naherholungsgebiets ist sein vielfältiges Natur- und Freizeitangebot. Dabei standen zu Beginn der Planungsarbeiten zur Donauregulierung in der Mitte des 19. Jahrhunderts die industrielle und militärische Nutzung der neu gewonnenen Fläche im Mittelpunkt. Die Idee einer Entlastungsrinne zur Verbesserung des Hochwasserschutzes geht zurück bis ins Jahr 1918. Die Entlastungsrinne - die heutige "Neue Donau" - wurde schließlich 1969 beschlossen, drei Jahre darauf wurde mit ihrem Bau begonnen. Durch Aufschütten des Aushubs der Rinne (rund 28 Millionen Kubikmeter Material) entstand die Donauinsel also als "Nebenprodukt".

    Heute tummeln sich an sonnigen Wochenenden über 300.000 Action- wie Erholungsuchende zwischen dem Einbaulaufwerk bei Klosterneuburg und dem abschließenden Wehr beim Hafen Lobau. Sportlern, Spaziergängern und Badenden steht ein 30 Kilometer langes (teilweise beleuchtetes) Wegenetz zur Verfügung. Fast zwei Millionen Bäume und Sträucher spenden auf rund 170 Hektar Schatten und Schlupfwinkel - für Mensch und Tier.

    Eine Vielzahl ökologischer Nischen lädt zu Erkundungsreisen durch die Fauna und Flora der Donauinsel ein. Der "Tote Grund", ein ehemaliger Donauarm und heutiges Naturdenkmal etwas nördlich des Kraftwerks Freudenau, dient vielen Tier- und Pflanzenarten als Rückzugsgebiet. Amphibien und Sumpfpflanzen finden sich im "Hüttenteich", sogar Niederwild (wie zB. Hasen) sind auf der Donauinsel beheimatet.

    Besonders am frühen Morgen, wenn die gerade erst erwachende Stadt zu pulsieren beginnt, eröffnet sich einem auf der "Insel" ein wahres Paradies - und das noch dazu ohne erst lang ins "Grüne" fahren zu müssen.

    Weiter schauen:

    Im Web finden sich zahlreiche Dokumente zur Donauinsel, wodurch sich bisher Ferngebliebene völlig gefahrlos ein Bild von den Gegebenheiten machen können. So gibt es jede Menge Fotos auf Flickr. Auf YouTube gibt´s neben vielen anderen Videos auch einen Beitrag, der die Unterwasserwelt (vermutlich) der Neuen Donau zeigt. Skurril dagegen war jene Folge der "Alltagsgeschichten", die sich den "Donauinsulanern" widmete. Ausnahmsweise sei an dieser Stelle auch auf die preisgekrönte Universum-Dokumentation "Die Insel" verwiesen, die im ORF-Shop käuflich erworben werden kann.

    Weitere Informationen rund um das Freizeitgebiet gibt´s natürlich auch auf Wikipedia und auf Wien.gv.at.

    Sonntag, 5. April 2009

    Wiener Hofburg: "World Pillow Fight Day 2009"

    Da flogen die Fetzen am "World Pillow Fight Day 2009", der auch in Wien in Form eines Flashmobs stattfand.

    04. April 2009, ca. 14:45 Uhr: Per Web 2.0 haben sich Dutzende am Maria-Theresia-Platz verabredet, um gemeinsam den "World Pillow Fight Day 2009" zu begehen. Dort sollte der Ort des eigentlichen Schlachtfeldes bekannt gegeben werden. Mit Polstern ausgerüstet, ging's also weiter.

    Die "Organisatoren" der Polsterschlacht haben sich eine exklusive Location ausgesucht: Ziel des Konvois bestens gelaunter Flashmobber war der Josefsplatz im Innenhof der Hofburg. Dort fand man sich ein, um - in zwei Gruppen geteilt - hinter dem Reiterdenkmal Kaiser Josephs II. Stellung zu beziehen. Wenige Momente später stürmten die beiden Gruppen mit Gebrüll aufeinander und ließen die Fetzen fliegen. Aber ordentlich...

    [ Größer: http://www.youtube.com/watch?v=XuKtOxEUhao&fmt=18 ]

    ... bis ein Organ der Exekutive nach rund 20 Minuten einschritt. Danach begann das Aufräumen mithilfe mitgebrachter Besen und Müllsäcke - wollte man doch betont positiv wirken.

    Der Mob ist gelungen, etliche Polster fanden im Innenhof der Wiener Hofburg ihre ruhmreiche letzte Ruhe, Tausende Federn säumten das historische Pflaster. Lediglich das hohe Verhältnis der Teilnehmer zu den Beobachtern des Events wirkte ein wenig befremdlich für einen (wenn auch nur scheinbar) spontanen Flashmob: Etliche Hobby-Filmer und -Fotografen (wie wir) hatten sich eingefunden, um das Spektakel gebührend zu dokumentieren.

    Entsprechend groß ist die Resonanz im Web, sodass es (demnächst wahrscheinlich) genügend Möglichkeiten gibt, mehr über die möglicherweise erste Polsterschlacht in der Gerschichte der Hofburg zu erfahren.

    Nachlesen / -sehen:

  • www.him.at/2009/04/04/polsterschlacht-in-der-hofburg
  • www.flickr.com/photos/vizzzual-dot-com/sets/72157616374528764
  • www.youtube.com/watch?v=_hs-uJi11GY
  • nallevalle.twoday.net/stories/5626619
  • www.youtube.com/watch?v=kdRX1AQfefM
  • www.youtube.com/watch?v=BHaMrHroxW0
  • www.youtube.com/watch?v=0lSJ6q4vWX8
  • www.youtube.com/watch?v=BRn_a2YV59Q
  • www.kurier.at/multimedia/bilder/309063.php

  • Mittwoch, 18. März 2009

    Diskussion: Der Untergang der Qualitätspresse?

    Quote vor Qualität? Ist qualitativer Printjournalismus am Ende? Gibt die fortschreitende Kommerzialisierung gerade in Krisenzeiten etablierten Qualitätsmedien den Rest?

    Diesen und anderen Fragen widmeten sich am Abend des 17. März 2009 fünf Experten der Medien- und Nachrichtenbranche im "Neuen Institutsgebäude" (NIG) der Universität Wien im Rahmen einer Podiumsdiskussion (Moderation: Elisa Vass von Ö1). Bei freiem Eintritt lauschte ein interessiertes Publikum dem Journalist und Autor Nick Davies (Guardian, "Flat Earth News"), Journalist Joachim Riedl (DIE ZEIT), Medienwissenschaftler Fritz Hausjell (Uni Wien) und Nachrichtenmoderator Armin Wolf (ORF) sowie Chefredakteur Atha Athanasiadis (NEWS).


    So kurz war eine Stunde noch nie: Die "Keynote" - bzw. das Impulsreferat - von Nick Davies über den Inhalt seines Buches "Flat Earth News" in wunderbarem britischen Englisch erschien keine Sekunde zu lang. Im Gegenteil: Ich denke, der Großteil des Publikums im völlig überfüllten Hörsaal 1 hätte dem extra angereisten Briten bedeutend länger zuhören können, als es der Zeitplan vorsah.

    Eine seiner Kernaussagen lautete: Immer weniger Journalisten müssten aufgrund des gestiegenen Gewinndrucks durch neue Verlagseigentümer immer mehr an Inhalt produzieren. Dieser Zeitdruck führe zunehmend dazu, dass die vermeintlichen Fakten ungeprüft von Nachrichten- und PR-Agenturen übernommen würden. Davies illustrierte seine Aussagen mit einigen eindrucksvollen Beispielen aus den USA und Großbritannien.


    Die anderen Diskutanten hatten es entsprechend schwer, das Auditorium nach Nick Davies' Eingangsrede auf dem selben Niveau zu unterhalten - geistreich, fachlich und trotzdem zum Schmunzeln oder Lachen. Dennoch wurden die Erwartungen nicht enttäuscht. Nicht zuletzt das aufkeimende "NEWS-Bashing" (Armin Wolf) sorgte für den nötigen Zündstoff, der die Diskussion zeitweise über-belebte.


    Was bleibt, sind düstere Prognosen jener, die sich lange genug professionell und wissenschaftlich mit der Materie beschäftigen. Diese bewegen sich zwischen den Polen "teure Eliten-Presse mit Charakter" und "öffentlich-rechtliche Medien für alle". Dabei stehen uns (Medienrezipienten) die schlechten Zeiten noch bevor, wenn traditionelle Geschäftsmodelle etablierter Medien endgültig versagen. Denn einigermaßen Einigkeit herrscht darüber, dass sich mit Nachrichten aus aller Welt in gedruckter Form künftig noch schlechter Geld verdienen lassen wird.


    Zum Abschluss des Diskussionsabends kam die eine oder andere Frage aus dem Publikum. Bemerkenswert dabei war eine getwitterte Zwischenfrage, gestellt via "RBrf" von "Matthias_Cremer". Auch Weblogs wurden in einer Randbemerkung erwähnt und in einem Nebensatz erklärt, warum sie dem Qualitätsjournalismus nur bedingt unter die Arme greifen können: Ihnen fehlt schlichtweg die massenmediale Breitenwirksamkeit.

    Nachhören /-lesen /-sehen

    Sollten sich im Web weitere Aufzeichnungen audiovisueller Art finden, werde ich die Links dazu hier platzieren.

    Siehe auch:

  • Ö1 Mittagsjournal:
    Nick Davies: Qualitätsjournalismus bedroht

  • Christian Tawfik:
    Nachrichten oder NEWS - Entweder oder?

  • Martin Blumenau / FM4:
    Journal '09: 18.3.

  • Herrn Bs Blog:
    Ausverkauf der Qualität - Steht journalistischer Anspruch vor dem Ende?

  • DoggX Blog:
    Düstere Aussichten für Qualitätsjournalismus

  • derStandard.at:
    Zukunft der Qualitätsmedien - Davies: Es geht schlicht um die Wahrheit

  • ots.at / ORF:
    "ORF-DialogForum": Kommerz statt Qualität?

  • Schade


    Der ORF als Co-Veranstalter (gemeinsam mit DIE ZEIT und der Universität Wien) sah sich leider noch nicht im Stande, den Abend live im Web zu streamen. Auch die Verfügbarkeit einer Aufzeichnung wurde nicht angekündigt, was aus meiner Sicht die einzige Enttäuschung des Abends darstellt.

    Andererseits hätte einer von uns Publikumsgästen die verfügbare Infrastruktur (gratis WLAN für Studierende) dazu nutzen können, die Diskussion zB. über BlogTV in die Wohnzimmer der Daheimgebliebenen zu tragen...

    Montag, 16. Februar 2009

    Telekom Austria und der YouTube-Upload

    4 Kilobyte pro Sekunde. Das bedeutet, mein ca. 80MB großes Video benötigt rund 4,5 Stunden für seinen Weg zu YouTube - mit meinem Telekom Austria-Anschluss.

    Vor einiger Zeit bin ich als langjähriger (und daher leidgeprüfter) TA-Kunde auf das verlockende Angebot des KombiPakets umgestiegen: Festnetz & Internet zu einem einigermaßen günstigen Preis. Soviel zum Hintergrund des Phänomens:

    Mysteriöses geht vor sich, sobald ich versuche, über meinen regulären Internet-Anschluss des "Ex-Monopolisten" Telekom Austria (Aon) eine Videodatei auf YouTube zu laden. Nicht, dass es sich dabei um lebenswichtige, unbedingt notwendige und keinesfalls entbehrliche Online-Aktivitäten handeln würde. Aber es fällt auf, dass etwas mit der Internet-Verbindung dorthin nicht stimmen könnte, obwohl sowohl Anschluss als auch mein Router (ein SpeedTouch 546 mit der Firmware v.5.4.0.14) sonst problemlos funktionieren. Einzig eine VPN-Verbindung in ein anderes Netz schafft Abhilfe, sodass ich Aon umgehe und mit normaler Geschwindigkeit (in meinem Fall ca. 42 KB/s) Dateien aufs Videoportal lade.

    Uploads auf Flickr laufen auch über Aon gewohnt schnell. Auch Panoramio saugt meine Bildchen flott von der Platte. Und mit allen anderen Uplaods über Webbrowser (zumeist über das HyperText Transfer Protocol HTTP) gab es auch nie derartige Probleme. Was also passiert, wenn ich Videodateien per HTTP auf YouTube lade, dass mein Upstream auf durchschnittlich 4 bis 6 KB/s herab fällt?

    Neugierig und von Natur aus skeptisch, fragte ich beim allgemeinen technischen (!) Support von Aon nach, wie denn der Geschwindigkeitsunterschied erklärbar sei. Dieser verwies mich kurzerhand auf die kostenpflichtige "Computer-Helpline", die sich mit der "Sonderkonfiguration" meines Anschlusses für 1,56 Euro pro Minute auseinandersetzen würde.

    "Sonderkonfiguration"?

    Ein Blick in meine Router-Konfigurationsdatei zeigt keinerlei Auffälligkeiten, wie explizit blockierte oder niedrig priorisierte IP-Adressen oder Hostnamen. Nichts deutet darauf hin, dass eine Änderung der Konfiguration (die für alle Sites außer YouTube zu funktionieren scheint) mehr Probleme lösen als verursachen würde. Also lasse ich die Finger davon...

    ... und erinnere mich an einen Fall aus den USA, von dem ich in Wired gelesen habe (Wired 17.02, Feb. 2009, S. 54ff). Dort hat ein Filesharing-Nutzer ähnliches festgestellt: Sein Provider Comcast schien Uploads in das P2P-Filesharing-Netz Shareaza zu blockieren. Heftigen User-Protesten und einer intensiven Medienberichterstattung folgten schließlich sogar Hearings vor der Federal Communications Commission (FCC).

    Dass die Netzneutralität tatsächlich gefährdet ist, zeigt nicht zuletzt die Nachahmung durch Cox Communications, die sich nach Comcast ebenfalls dazu entschlossen hat, über Wichtigkeit und Unwichtigkeit von Traffic zu urteilen und bei Bedarf entsprechend auszubremsen.

    Was also tun?

    Zurück also ins kleine, überschaubare Austria, das unter der TA-Dominanz möglicherweise Gefahr läuft, ebenfalls etwas von der Neutralität des Datenverkehrs einzubüßen. Denn ich halte es für unwahrscheinlich, dass meine lokale Hard- und Software (-Konfiguration) dafür verantwortlich ist, dass lediglich der Upload auf YouTube so langsam geht, dass es de facto zwecklos ist, auch nur den kürzesten Clip bereit zu stellen. Dabei muss man den Sachverhalt auch aus der Sicht der Telekom Austria betrachten, die ihrerseits versucht, sich als alternativer TV-Anbieter (AonTV) zu etablieren. Vielleicht will oder muss man vermeiden oder es wenigstens erschweren, dass die per ADSL gestreamten urheberrechtlich geschützten Inhalte mit einem Klick direkt auf YouTube wandern?

    Sobald die offenbar recht knappen Ressourcen des Googles Measurement Lab es mir erlauben, werde ich versuchen, meinen Anschluss auf Neutralität zu untersuchen und bin gespannt auf das Ergebnis. Bis dahin harre ich der weiteren Entwicklung, bewege mich wachsamen Auges durch die Wirren des Cyberspace - und muss mich wohl zum Upload auf YouTube weiterhin alternativer Internet-Anbieter bzw. Netzwerke bedienen.

    Donnerstag, 29. Januar 2009

    Werbung 2.0, oder: Spread the action!

    Feldherrenposen von Agenturchefs in Inseraten und die unaufhörliche Selbstbeweihräucherung mit unzähligen Awards täuschen gelegentlich über ein gravierendes Innovationsdefizit der Werbebranche hinweg.

    Dabei bietet das Web 2.0 - oder: Social Web - unzählige Angriffspunkte (um dem militärisch angehauchten Duktus der Selbstvermarkter treu zu bleiben) für innovatives Targeting und noch größeren Impact einer Botschaft. Wie nirgendwo sonst kann man im neuen virtuellen Sozialgefüge des World Wide Web aus dem medialen Hinterhalt agieren, um kurzfristig an mehr Aufmerksamkeit oder langfristig am Image von Marken und Produkten zu drehen.

    Noch immer wird der Werbewert eines langweiligen Plakats am Straßenrand daran gemessen, wie viele Rezipienten (einer Zielgruppe) im Schnitt daran vorbei kommen - als könnte man tatsächlich von einer persuasiven Wirkung immer gleicher Kaufhinweise ausgehen, während die angepeilten Konsumenten telefonierend, mit dem Beifahrer plaudernd, Kurznachrichten-tippend daran vorbei rollen oder spazieren. Vor allem junge Zielgruppen pflegen einen vollkommen anderen Medienumgang, dem derart träge, passive Werbemittel kaum gerecht werden.

    Facebook, Flickr und StudiVZ, MySpace, YouTube oder delicious.com haben uns eine völlig neue - und zugleich nicht ungewöhnliche - Mediennutzung wieder gelernt, die gemeinsame nämlich. Ihr Erfolgsrezept ist das explizite oder implizite Ansprechen und Befriedigen vermeintlich banaler menschlicher Bedürfnisse, allen voran die der Kommunikation, der sozialen Anerkennung und der Unterhaltung (oder Realitätsflucht). Niemand hätte vor seiner Einführung Anfang der 1990er erwartet, dass das schrecklich unhandliche SMS (Short Message Service) einmal mehr als ein Viertel des Mobilfunkumsatzes generieren würde. Menschen wollen miteinander in Kontakt treten, um sich innerhalb sozialer Systeme zu orientieren (deren Grundbaustein wiederum Kommunikation darstellt), den selben Zweck erfüllt soziale Anerkennung, auf der die stark wachsende OpenSource-Bewegung genauso basiert, wie es YouTube mehr als 60.000 neue Videos pro Tag beschert. Es ist ein immer und immer wiederkehrendes "Key Feature" im neuen, sozialen Web, dessen Multimedialität schlichtweg zu einer Multimodalität des Austausches geführt hat - aber auch (zumindest potenziell) der Werbung.

    Und? Neunmalklug?

    Zurück zur Trägheit der Werbeindustrie und ihrer mangelhaften Experimentierfreude, wenngleich einige wenige Ausnahmen die Regel bestätigen: T-Mobile ließ ähnlich einem Flashmob Hunderte im öffentlichen Raum eines Bahnhofs abtanzen, und Eristoff rief unter dem Motto "Land of the Wolf" zum öffentlichen Wolfsgeheule auf. Warum also nicht die neu angeeignete Mediennutzung verbunden mit einer sozialen Komponente auch für werbliche Zwecke "missbrauchen"? Was spricht dagegen, zB. Plakatfläche im öffentlichen Raum nach einem adaptierten Modell des Social Web zur Kommunikation, Bewertung und Interaktion zur Verfügung zu stellen, um die Aktion geschickt mit einer Botschaft zu verknüpfen?

    Oder ein anderes Beispiel einer verlockenden Gelegenheit, guerilla-mäßig für die eigenen Produkte zu werben: Am 4. April 2009 finden an verschiedenen Orten der Welt kleine, harmlose Polsterschlachten statt (www.pillowfightday.com). Einige der Teilnehmer sind darauf bedacht, die vermutlich entstehende Unordnung wieder zu bereinigen und rufen dazu auf, ein paar Besen mitzubringen. Eine Aktion wie diese, die unter Garantie überall im Web dokumentiert werden wird, eignet sich hervorragend, um ganz nebenbei den eigenen professionellen Reinigungsservice in Szene zu setzen. Die Flashmobber wären dankbar für die Unterstützung.

    Nie zuvor ließen sich neue Medienkompetenzen einerseits, soziale und kommunikative Grundbedürfnisse der Menschen andererseits so einfach instrumentalisieren. Was aus kritischer Sicht ein gewisses Gefahrenpotenzial birgt, eröffnet innovativen Agenturen neue Wege zu involvierten Konsumenten. Und auch wenn klassische Werbung zur Erreichung bestimmter Zielgruppen durchaus ihre Berechtigung hat, ich würde mir keinen Plakatstandort der Welt mit dem Argument der Kontaktzahlen verkaufen lassen. Von den "Feldherren" der Branche sollte man mehr Strategie erwarten dürfen.

    Mittwoch, 14. Januar 2009

    Power up! Gemeinsam gegen die Energiekrise

    Wenn es kalt wird, weil jemand den Gashahn zudreht oder die Energiereserven aus anderen Gründen (wie Ressourcenknappheit) schrumpfen, beginnt die Suche nach Alternativen.

    Alternative Energiequellen sind oftmals konnotiert mit Naserümpfen und Skepsis. "Unrentabel", "teuer" und "Spielereien realitätsferner Idealisten" sind beliebte Argumente gegen private Initiativen. Die Skepsis könnte schwinden und sich in Neugier und Experimentiertfreude wandeln - wenn man einen Blick auf die lebendige Community rund um alternative Energiegewinnung wirft. Gerade in Zeiten russisch-ukrainischen Gasstreits.

    Die Palette dezentralisierter Energiegewinnung - ob als Backup-System, Energiesparmaßnahme oder mit dem Ziel einer Energieautarkie - reicht von Anlagen zur Umwandlung biogener Materie (Biomasseanlagen wie Holz- bzw. Pelletsheizungen, Biogasanlagen) über solarthermische Installationen bis zur Photovoltaik. So betreibt das Parkhotel Schönbrunn in Wien bereits seit 1999 ein so genanntes Blockheizkraftwerk zur Wärme- und Stromerzeugung (mittels Kraft-Wärme-Kopplung) und spart damit 317 Tonnen Heizöl bzw. 1.330 Tonnen an CO2-Emissionen pro Jahr (siehe: energytech.at).

    Und auch wenn Photovoltaik-Anlagen Energie mit einem Wirkungsgrad von "nur" ca. 8 bis 15 Prozent erzeugen, besticht die Vorstellung, ungenutzte Flächen auf Hausdächern und Fassaden kontinuierlich zu erschließen - weil es in diesem Fall die Masse macht. Denn bis zur Marktreife effizienterer Systeme (zB. zur durch Bündelung der Sonnenenergie) könnte noch etwas Zeit vergehen.

    Warum also nicht Schritt für Schritt damit beginnen, gemeinsam unseren immer größer werdenden Energiedurst etwas nachhaltiger zu stillen? Wer Lust dazu hat, dem sei versichert: In den Weiten des Web 2.0 ist er mit dieser Idee wahrlich nicht alleine.

    Im Web vernetzen sich die viel zitierten "Träumer" und helfen einander mit Tipps und Tricks zum Stromsparen und -selbsterzeugen. Erste Inspirationen findet der ambitionierte Eigenproduzent auf YouTube:

    youtube-videos
    So baut man einen Windgenerator:
    http://www.youtube.com/watch?v=9oI0N21QqwA

    ... oder erzeugt Biogas (Methan):
    http://www.youtube.com/watch?v=k2l9LLKIaKs

    Auch Photovoltaik-Panele lassen sich selber bauen:
    http://www.youtube.com/watch?v=eE-X8qUzi7E

    Solar-Panel
    ... um damit zB. Wasserstoff zu erzeugen...
    http://www.youtube.com/watch?v=qdLFFPjgpfc

    ... das man für die selbst gebaute Brennstoffzelle verwenden kann:
    http://www.youtube.com/watch?v=3fWqVlAfd6Y

    Brennstoffzelle
    Ist der Funke erst einmal übergesprungen, vernetzt es sich ganz schnell mit anderen, die an einer gemeinsamen "Energie-Revolution" basteln. Das Web bietet eine Fülle an Foren und Plattformen zum Gedanken- und Ideenaustausch (zB. energiewende.com, eurosolar.at oder solalbert.info).

    Und auch wer auf persönlichen Austausch mit erfahrenen Gleichgesinnten Wert legt, findet im Netz Erstaunliches - wie zB. den ersten österreichischen energieautarken Bauernhof (www.energiebauernhof.com), der auf seinen alljährlichen Hoffesten Hersteller, Interessierte und Fachleute zum Fachsimpeln und Informieren zusammen bringt.

    An eine Vernetzung auf anderer Ebene denkt eine deutsche Informatikerin: Im Rahmen des Projekts SESAM arbeiten findige Techniker, Juristen, Wirtschaftswissenschafter und Informatiker daran, lokale, private Stromerzeuger zu "virtuellen Kraftwerken" zu vernetzen (siehe: Sonnenzeitung, 1/08, S. 23). Auf diese Weise würde eine Community entstehen, die selbsterzeugte Energie zwischen den Mitgliedern - Software-optimiert - austauscht, anstatt sie verpuffen zu lassen oder zu Dumpingpreisen an Stromlieferanten zu verhökern.

    Partizipative Netzwerke können also zu etwas mehr Nachhaltigkeit beitragen: Bei der Motivation und Information ambitionierter Neulinge über die gegenseitige Hilfe während des "Do It Yourself"-Prozesses bis zur Selbstorganisation einer neuen, innovativen Bewegung. Wenn das nicht in jeder Hinsicht spannend klingt...!

    Samstag, 10. Januar 2009

    Ausprobiert: Skiarena Nassfeld

    Skifahren ist Ehrensache für uns kleines Alpenvölkchen. So scheint´s jedenfalls. Also stieg ich nach gut 13 Jahren zum ersten Mal wieder auf die Bretter, die manchen die Welt bedeuten.

    Wenn ich schon beim Testberichten bin (siehe: Ausprobiert: Nikon Coolpix P6000), kann ich im Sinne des kolaborativen Web 2.0 auch vom ersten Versuch seit langem berichten, endlich wieder mal auf Ski zu steigen, insbesondere aber die mehr oder weniger förderlichen Rahmenbedingungen schildern.

    Nassfeld Panorama
    Am Programm standen zwei Tage in der Skiarena Nassfeld (nassfeld.at) - ein an Popularität und Bekanntheit den großen Skigebieten Österreichs etwas unterlegener Geheimtipp. Die Schlagworte "Österreich" und "Skifahren" induzieren eher Assoziationen wie "St. Anton", "Lech", "Obertauern" oder "Schladming".

    Teilweise zu Unrecht, hat sich doch das Skigebiet bei Hermagor (in Kärnten), an der Grenze zu Italien, in den letzten 20 Jahren geradezu gewaltig entwickelt: Liftanlagen und Pisten haben sich rasant vermehrt und ließen das Skigebiet "erwachsen" werden.




    Was gefällt

  • Perfekte Verkehrslogistik
  • Viele Lifte, viele Pisten
  • Ausreichend Sanitäranlagen
  • Ski-Shops überall

  • Die Gondelbahn - wegen ihrer Eröffnung Anfang dieses Jahrtausends "Millenium Express" getauft - erspart allen Skifahrern (und Chauffeuren des kostenlosen Skibusses) die mühsame Fahrt über steile Serpentinen hinauf aufs Nassfeld. Stattdessen bleibt man im Tal und startet von Tröpolach aus den bequemen Aufstieg.

    Gartnerkofel
    Die Organisation ist gut: Kommt man mit dem eigenen Auto, wird man auf einem der freien Parkplätze eingewiesen, um - je nach Entfernung - die letzten Meter zur Talstation per pedes oder mit einem kostenlosen Parkplatz-Shuttle zurück zu legen. Entscheidet man sich für die Anreise mit einem der gratis Skibusse, wird man direkt vor die Talstation der Gondelbahn gebracht. Einfacher und bequemer geht´s kaum.

    Das Skigebiet umfasst neben dem "Millenium Express" vier weitere Gondelbahnen, acht Sessellifte und 17 Schlepplifte, über die man alle Pisten mit einer Gesamtlänge von 110 km erreicht. Darunter befinden sich sowohl gutmütige Übungspisten für (hoffentlich nur sprichwörtlich) blutige Anfänger, als auch anspruchsvolleres Gelände bis hin zur unpräparierten Tiefschneepiste. Als Schmankerl erweist sich die von der FIS offiziell anerkannte Weltcup-Piste "FIS-Abfahrt", deren einst wegen seines enormen Anstiegs gefürchteter Schlepplift mittlerweile durch einen harmlosen Sessellift ersetzt wurde. Insgesamt kann ich ohne zu flunkern von absolut minimalen Wartezeiten an den Lifteinstiegen berichten.

    Für genügend Abwechslung ist also gesorgt - auch auf den vielen Hütten. Besonders erfreulich ist die großzügige Verteilung von Sanitäranlagen im Skigebiet, die man nicht nur in Skihütten, sondern auch bei größeren Liftstationen findet. Ebenfalls dort finden sich Ski-Shops und Fachgeschäfte für ein schnelles Skiservice zwischendurch (ab fünf Minuten, Kostenpunkt: ab 5 Euro). Diese bieten auch top-moderne Leihgeräte für all jene Wintersportler, die mit möglichst wenig Gepäck auf Urlaub fahren möchten oder für die zwei, drei Mal im Jahr nicht in eine eigene Ausrüstung investieren.


    Was nicht gefällt
  • Schwache Beschilderung, verwirrende Pistennummerierung
  • Blaue Pisten oft nur über Rote erreichbar
  • Skifahren ist weiterhin teuer (und zunehmend gefährlich)

  • Skifahren ist nach wie vor nicht nur ein gefährlicher Spaß, sondern auch ein teurer. Die zwei Skitage haben gut 150 Euro gekostet: 52 Euro für die günstigsten Leihgeräte, 74 Euro für die Zweitages-Liftkarte und zwei dezente Einkehrschwünge. Dazu kommen Kosten für die Anreise und im Normalfall für die Unterkunft (meine - zugegeben: nicht ganz objektive - Empfehlung: www.Schnee3.at). Auch die anderen Rahmenbedingungen liegen unverändert in der Natur der Sache und weniger an der Skiarena Nassfeld.

    Etwas schwierig haben es Neulinge, die sich erst ans alpine Skivergnügen herantasten möchten: Nur wenige der blauen Anfängerpisten sind direkt vom Tal aus per Lift erreichbar. In einigen Fällen gelangt man nur über "normale" rote Pisten zu den richtig gemütlichen Hängen.

    Sonnenuntergang
    Ein wesentliches Manko aber, das besonders im Kurz-Skiurlaub von zwei Tagen Länge auffällt, ist die eher dürftige Beschilderung und verwirrende Nummerierung der vielen Abfahrten, sodass wir erst am zweiten Tag, als der Spaß bereits zu Ende war, langsam einen Überblick gewannen und uns erfolgreich zu orientieren begannen. Bis dahin verfährt man sich garantiert zumindest ein, zwei Mal, um daraus zu lernen, dass den Richtungspfeilen auf den wenigen Übersichtstafeln nicht immer blind zu trauen ist. Das macht aber nichts, solange man sich wieder rechtzeitig - also bis kurz nach 16 Uhr - auf der richtigen Piste talwärts bzw. zur Mittelstation des "Millenium Express" befindet.


    Mein Fazit

    Vor allem, wenn man als versierter und / oder begeisterter Skifahrer mit den Tücken dieses Sportes und seinen natürlichen Rahmenbedingungen vertraut ist, kann ich die Skiarena Nassfeld guten Gewissens weiter empfehlen. Selbst in der Hochsaison verteilen sich die wedelnden Massen überraschend unauffällig auf die gesamte hochalpine Skiregion, sodass es erst recht nicht auf der Piste zu Wartezeiten kommt. Wer sich sicherheitshalber schon einmal auf die üblichen überteuerten Preise, volle Skihütten und den obligatorischen Sonnenbrand am Nasenspitzerl einstellt, wird am traumhaften Schnee und an den abwechslungsreichen Pisten seine pure Freude haben.

    Dabei hat die Karinische Region im Gailtal selbstverständlich weitaus mehr zu bieten, als "nur" das Nassfeld. Neben einigen anderen (kleineren und daher deutlich günstigeren) Skigebieten laden etliche zugefrorene Seen (wie der nahegelegene Pressegger See) zu ein wenig Eissport ein.

    Ich wünsche einen abwechslungsreichen Winterurlaub!