Donnerstag, 29. Januar 2009

Werbung 2.0, oder: Spread the action!

Feldherrenposen von Agenturchefs in Inseraten und die unaufhörliche Selbstbeweihräucherung mit unzähligen Awards täuschen gelegentlich über ein gravierendes Innovationsdefizit der Werbebranche hinweg.

Dabei bietet das Web 2.0 - oder: Social Web - unzählige Angriffspunkte (um dem militärisch angehauchten Duktus der Selbstvermarkter treu zu bleiben) für innovatives Targeting und noch größeren Impact einer Botschaft. Wie nirgendwo sonst kann man im neuen virtuellen Sozialgefüge des World Wide Web aus dem medialen Hinterhalt agieren, um kurzfristig an mehr Aufmerksamkeit oder langfristig am Image von Marken und Produkten zu drehen.

Noch immer wird der Werbewert eines langweiligen Plakats am Straßenrand daran gemessen, wie viele Rezipienten (einer Zielgruppe) im Schnitt daran vorbei kommen - als könnte man tatsächlich von einer persuasiven Wirkung immer gleicher Kaufhinweise ausgehen, während die angepeilten Konsumenten telefonierend, mit dem Beifahrer plaudernd, Kurznachrichten-tippend daran vorbei rollen oder spazieren. Vor allem junge Zielgruppen pflegen einen vollkommen anderen Medienumgang, dem derart träge, passive Werbemittel kaum gerecht werden.

Facebook, Flickr und StudiVZ, MySpace, YouTube oder delicious.com haben uns eine völlig neue - und zugleich nicht ungewöhnliche - Mediennutzung wieder gelernt, die gemeinsame nämlich. Ihr Erfolgsrezept ist das explizite oder implizite Ansprechen und Befriedigen vermeintlich banaler menschlicher Bedürfnisse, allen voran die der Kommunikation, der sozialen Anerkennung und der Unterhaltung (oder Realitätsflucht). Niemand hätte vor seiner Einführung Anfang der 1990er erwartet, dass das schrecklich unhandliche SMS (Short Message Service) einmal mehr als ein Viertel des Mobilfunkumsatzes generieren würde. Menschen wollen miteinander in Kontakt treten, um sich innerhalb sozialer Systeme zu orientieren (deren Grundbaustein wiederum Kommunikation darstellt), den selben Zweck erfüllt soziale Anerkennung, auf der die stark wachsende OpenSource-Bewegung genauso basiert, wie es YouTube mehr als 60.000 neue Videos pro Tag beschert. Es ist ein immer und immer wiederkehrendes "Key Feature" im neuen, sozialen Web, dessen Multimedialität schlichtweg zu einer Multimodalität des Austausches geführt hat - aber auch (zumindest potenziell) der Werbung.

Und? Neunmalklug?

Zurück zur Trägheit der Werbeindustrie und ihrer mangelhaften Experimentierfreude, wenngleich einige wenige Ausnahmen die Regel bestätigen: T-Mobile ließ ähnlich einem Flashmob Hunderte im öffentlichen Raum eines Bahnhofs abtanzen, und Eristoff rief unter dem Motto "Land of the Wolf" zum öffentlichen Wolfsgeheule auf. Warum also nicht die neu angeeignete Mediennutzung verbunden mit einer sozialen Komponente auch für werbliche Zwecke "missbrauchen"? Was spricht dagegen, zB. Plakatfläche im öffentlichen Raum nach einem adaptierten Modell des Social Web zur Kommunikation, Bewertung und Interaktion zur Verfügung zu stellen, um die Aktion geschickt mit einer Botschaft zu verknüpfen?

Oder ein anderes Beispiel einer verlockenden Gelegenheit, guerilla-mäßig für die eigenen Produkte zu werben: Am 4. April 2009 finden an verschiedenen Orten der Welt kleine, harmlose Polsterschlachten statt (www.pillowfightday.com). Einige der Teilnehmer sind darauf bedacht, die vermutlich entstehende Unordnung wieder zu bereinigen und rufen dazu auf, ein paar Besen mitzubringen. Eine Aktion wie diese, die unter Garantie überall im Web dokumentiert werden wird, eignet sich hervorragend, um ganz nebenbei den eigenen professionellen Reinigungsservice in Szene zu setzen. Die Flashmobber wären dankbar für die Unterstützung.

Nie zuvor ließen sich neue Medienkompetenzen einerseits, soziale und kommunikative Grundbedürfnisse der Menschen andererseits so einfach instrumentalisieren. Was aus kritischer Sicht ein gewisses Gefahrenpotenzial birgt, eröffnet innovativen Agenturen neue Wege zu involvierten Konsumenten. Und auch wenn klassische Werbung zur Erreichung bestimmter Zielgruppen durchaus ihre Berechtigung hat, ich würde mir keinen Plakatstandort der Welt mit dem Argument der Kontaktzahlen verkaufen lassen. Von den "Feldherren" der Branche sollte man mehr Strategie erwarten dürfen.

Mittwoch, 14. Januar 2009

Power up! Gemeinsam gegen die Energiekrise

Wenn es kalt wird, weil jemand den Gashahn zudreht oder die Energiereserven aus anderen Gründen (wie Ressourcenknappheit) schrumpfen, beginnt die Suche nach Alternativen.

Alternative Energiequellen sind oftmals konnotiert mit Naserümpfen und Skepsis. "Unrentabel", "teuer" und "Spielereien realitätsferner Idealisten" sind beliebte Argumente gegen private Initiativen. Die Skepsis könnte schwinden und sich in Neugier und Experimentiertfreude wandeln - wenn man einen Blick auf die lebendige Community rund um alternative Energiegewinnung wirft. Gerade in Zeiten russisch-ukrainischen Gasstreits.

Die Palette dezentralisierter Energiegewinnung - ob als Backup-System, Energiesparmaßnahme oder mit dem Ziel einer Energieautarkie - reicht von Anlagen zur Umwandlung biogener Materie (Biomasseanlagen wie Holz- bzw. Pelletsheizungen, Biogasanlagen) über solarthermische Installationen bis zur Photovoltaik. So betreibt das Parkhotel Schönbrunn in Wien bereits seit 1999 ein so genanntes Blockheizkraftwerk zur Wärme- und Stromerzeugung (mittels Kraft-Wärme-Kopplung) und spart damit 317 Tonnen Heizöl bzw. 1.330 Tonnen an CO2-Emissionen pro Jahr (siehe: energytech.at).

Und auch wenn Photovoltaik-Anlagen Energie mit einem Wirkungsgrad von "nur" ca. 8 bis 15 Prozent erzeugen, besticht die Vorstellung, ungenutzte Flächen auf Hausdächern und Fassaden kontinuierlich zu erschließen - weil es in diesem Fall die Masse macht. Denn bis zur Marktreife effizienterer Systeme (zB. zur durch Bündelung der Sonnenenergie) könnte noch etwas Zeit vergehen.

Warum also nicht Schritt für Schritt damit beginnen, gemeinsam unseren immer größer werdenden Energiedurst etwas nachhaltiger zu stillen? Wer Lust dazu hat, dem sei versichert: In den Weiten des Web 2.0 ist er mit dieser Idee wahrlich nicht alleine.

Im Web vernetzen sich die viel zitierten "Träumer" und helfen einander mit Tipps und Tricks zum Stromsparen und -selbsterzeugen. Erste Inspirationen findet der ambitionierte Eigenproduzent auf YouTube:

youtube-videos
So baut man einen Windgenerator:
http://www.youtube.com/watch?v=9oI0N21QqwA

... oder erzeugt Biogas (Methan):
http://www.youtube.com/watch?v=k2l9LLKIaKs

Auch Photovoltaik-Panele lassen sich selber bauen:
http://www.youtube.com/watch?v=eE-X8qUzi7E

Solar-Panel
... um damit zB. Wasserstoff zu erzeugen...
http://www.youtube.com/watch?v=qdLFFPjgpfc

... das man für die selbst gebaute Brennstoffzelle verwenden kann:
http://www.youtube.com/watch?v=3fWqVlAfd6Y

Brennstoffzelle
Ist der Funke erst einmal übergesprungen, vernetzt es sich ganz schnell mit anderen, die an einer gemeinsamen "Energie-Revolution" basteln. Das Web bietet eine Fülle an Foren und Plattformen zum Gedanken- und Ideenaustausch (zB. energiewende.com, eurosolar.at oder solalbert.info).

Und auch wer auf persönlichen Austausch mit erfahrenen Gleichgesinnten Wert legt, findet im Netz Erstaunliches - wie zB. den ersten österreichischen energieautarken Bauernhof (www.energiebauernhof.com), der auf seinen alljährlichen Hoffesten Hersteller, Interessierte und Fachleute zum Fachsimpeln und Informieren zusammen bringt.

An eine Vernetzung auf anderer Ebene denkt eine deutsche Informatikerin: Im Rahmen des Projekts SESAM arbeiten findige Techniker, Juristen, Wirtschaftswissenschafter und Informatiker daran, lokale, private Stromerzeuger zu "virtuellen Kraftwerken" zu vernetzen (siehe: Sonnenzeitung, 1/08, S. 23). Auf diese Weise würde eine Community entstehen, die selbsterzeugte Energie zwischen den Mitgliedern - Software-optimiert - austauscht, anstatt sie verpuffen zu lassen oder zu Dumpingpreisen an Stromlieferanten zu verhökern.

Partizipative Netzwerke können also zu etwas mehr Nachhaltigkeit beitragen: Bei der Motivation und Information ambitionierter Neulinge über die gegenseitige Hilfe während des "Do It Yourself"-Prozesses bis zur Selbstorganisation einer neuen, innovativen Bewegung. Wenn das nicht in jeder Hinsicht spannend klingt...!

Samstag, 10. Januar 2009

Ausprobiert: Skiarena Nassfeld

Skifahren ist Ehrensache für uns kleines Alpenvölkchen. So scheint´s jedenfalls. Also stieg ich nach gut 13 Jahren zum ersten Mal wieder auf die Bretter, die manchen die Welt bedeuten.

Wenn ich schon beim Testberichten bin (siehe: Ausprobiert: Nikon Coolpix P6000), kann ich im Sinne des kolaborativen Web 2.0 auch vom ersten Versuch seit langem berichten, endlich wieder mal auf Ski zu steigen, insbesondere aber die mehr oder weniger förderlichen Rahmenbedingungen schildern.

Nassfeld Panorama
Am Programm standen zwei Tage in der Skiarena Nassfeld (nassfeld.at) - ein an Popularität und Bekanntheit den großen Skigebieten Österreichs etwas unterlegener Geheimtipp. Die Schlagworte "Österreich" und "Skifahren" induzieren eher Assoziationen wie "St. Anton", "Lech", "Obertauern" oder "Schladming".

Teilweise zu Unrecht, hat sich doch das Skigebiet bei Hermagor (in Kärnten), an der Grenze zu Italien, in den letzten 20 Jahren geradezu gewaltig entwickelt: Liftanlagen und Pisten haben sich rasant vermehrt und ließen das Skigebiet "erwachsen" werden.




Was gefällt

  • Perfekte Verkehrslogistik
  • Viele Lifte, viele Pisten
  • Ausreichend Sanitäranlagen
  • Ski-Shops überall

  • Die Gondelbahn - wegen ihrer Eröffnung Anfang dieses Jahrtausends "Millenium Express" getauft - erspart allen Skifahrern (und Chauffeuren des kostenlosen Skibusses) die mühsame Fahrt über steile Serpentinen hinauf aufs Nassfeld. Stattdessen bleibt man im Tal und startet von Tröpolach aus den bequemen Aufstieg.

    Gartnerkofel
    Die Organisation ist gut: Kommt man mit dem eigenen Auto, wird man auf einem der freien Parkplätze eingewiesen, um - je nach Entfernung - die letzten Meter zur Talstation per pedes oder mit einem kostenlosen Parkplatz-Shuttle zurück zu legen. Entscheidet man sich für die Anreise mit einem der gratis Skibusse, wird man direkt vor die Talstation der Gondelbahn gebracht. Einfacher und bequemer geht´s kaum.

    Das Skigebiet umfasst neben dem "Millenium Express" vier weitere Gondelbahnen, acht Sessellifte und 17 Schlepplifte, über die man alle Pisten mit einer Gesamtlänge von 110 km erreicht. Darunter befinden sich sowohl gutmütige Übungspisten für (hoffentlich nur sprichwörtlich) blutige Anfänger, als auch anspruchsvolleres Gelände bis hin zur unpräparierten Tiefschneepiste. Als Schmankerl erweist sich die von der FIS offiziell anerkannte Weltcup-Piste "FIS-Abfahrt", deren einst wegen seines enormen Anstiegs gefürchteter Schlepplift mittlerweile durch einen harmlosen Sessellift ersetzt wurde. Insgesamt kann ich ohne zu flunkern von absolut minimalen Wartezeiten an den Lifteinstiegen berichten.

    Für genügend Abwechslung ist also gesorgt - auch auf den vielen Hütten. Besonders erfreulich ist die großzügige Verteilung von Sanitäranlagen im Skigebiet, die man nicht nur in Skihütten, sondern auch bei größeren Liftstationen findet. Ebenfalls dort finden sich Ski-Shops und Fachgeschäfte für ein schnelles Skiservice zwischendurch (ab fünf Minuten, Kostenpunkt: ab 5 Euro). Diese bieten auch top-moderne Leihgeräte für all jene Wintersportler, die mit möglichst wenig Gepäck auf Urlaub fahren möchten oder für die zwei, drei Mal im Jahr nicht in eine eigene Ausrüstung investieren.


    Was nicht gefällt
  • Schwache Beschilderung, verwirrende Pistennummerierung
  • Blaue Pisten oft nur über Rote erreichbar
  • Skifahren ist weiterhin teuer (und zunehmend gefährlich)

  • Skifahren ist nach wie vor nicht nur ein gefährlicher Spaß, sondern auch ein teurer. Die zwei Skitage haben gut 150 Euro gekostet: 52 Euro für die günstigsten Leihgeräte, 74 Euro für die Zweitages-Liftkarte und zwei dezente Einkehrschwünge. Dazu kommen Kosten für die Anreise und im Normalfall für die Unterkunft (meine - zugegeben: nicht ganz objektive - Empfehlung: www.Schnee3.at). Auch die anderen Rahmenbedingungen liegen unverändert in der Natur der Sache und weniger an der Skiarena Nassfeld.

    Etwas schwierig haben es Neulinge, die sich erst ans alpine Skivergnügen herantasten möchten: Nur wenige der blauen Anfängerpisten sind direkt vom Tal aus per Lift erreichbar. In einigen Fällen gelangt man nur über "normale" rote Pisten zu den richtig gemütlichen Hängen.

    Sonnenuntergang
    Ein wesentliches Manko aber, das besonders im Kurz-Skiurlaub von zwei Tagen Länge auffällt, ist die eher dürftige Beschilderung und verwirrende Nummerierung der vielen Abfahrten, sodass wir erst am zweiten Tag, als der Spaß bereits zu Ende war, langsam einen Überblick gewannen und uns erfolgreich zu orientieren begannen. Bis dahin verfährt man sich garantiert zumindest ein, zwei Mal, um daraus zu lernen, dass den Richtungspfeilen auf den wenigen Übersichtstafeln nicht immer blind zu trauen ist. Das macht aber nichts, solange man sich wieder rechtzeitig - also bis kurz nach 16 Uhr - auf der richtigen Piste talwärts bzw. zur Mittelstation des "Millenium Express" befindet.


    Mein Fazit

    Vor allem, wenn man als versierter und / oder begeisterter Skifahrer mit den Tücken dieses Sportes und seinen natürlichen Rahmenbedingungen vertraut ist, kann ich die Skiarena Nassfeld guten Gewissens weiter empfehlen. Selbst in der Hochsaison verteilen sich die wedelnden Massen überraschend unauffällig auf die gesamte hochalpine Skiregion, sodass es erst recht nicht auf der Piste zu Wartezeiten kommt. Wer sich sicherheitshalber schon einmal auf die üblichen überteuerten Preise, volle Skihütten und den obligatorischen Sonnenbrand am Nasenspitzerl einstellt, wird am traumhaften Schnee und an den abwechslungsreichen Pisten seine pure Freude haben.

    Dabei hat die Karinische Region im Gailtal selbstverständlich weitaus mehr zu bieten, als "nur" das Nassfeld. Neben einigen anderen (kleineren und daher deutlich günstigeren) Skigebieten laden etliche zugefrorene Seen (wie der nahegelegene Pressegger See) zu ein wenig Eissport ein.

    Ich wünsche einen abwechslungsreichen Winterurlaub!