Montag, 31. Dezember 2007

Das Web-2.0-Dilemma

Das Web als Gratwanderung zwischen autonomer Vernetzung und finanziellem Erfolg: Wie hält dieses sensible System sein Gleichgewicht?

Die Services und Plattformen im "neuen" Web zeichnen sich ja dadurch aus, dass ihre Inhalte von den Nutzern selbst kommen - User-Profile, Diskussionsforen und -beiträge, (im Idealfall eigenproduzierte) Musik und Videos oder nur Linklisten und Page-Ratings. Da die Website-Betreiber also kaum oder keinen eigenen Content produzieren und veröffentlichen, den sie verkaufen könnten, bleibt "nur" die Werbung zur Finanzierung des Service-Betriebs.


Dabei sind möglichst detaillierte User-Profile inklusive der zahlreichen Verknüpfungen im (virtuellen) sozialen Netzwerk Gold wert für (Werbe-) Plattformen wie MySpace oder Facebook. Aus dieser Sicht besteht eine klare Abhängigkeit vom guten Willen und der aktiven Partizipation der Nutzer (die dazu angehalten werden, ihre Selbstdarstellungen möglichst vollständig zu gestalten).


Die Nutzer wiederrum kommen in social networks einigen der grundlegendsten menschlichen Bedürfnisse nach - jenen der Kommunikation und sozialen Interaktion, identitätsstiftende Handlungen. Sich auf diese einfache Weise seiner selbst zu vergewissern und einen Teil seiner Sozialhygiene "auszulagern", birgt aufgrund der Unkompliziertheit für manche möglicherweise "Suchtpotenzial", womit sich auch hier eine gewisse Abhängigkeit einstellt.


Das Resultat ist eine sensibles System gegenseitiger Abhängigkeiten: Plattformen brauchen hohe Mitgliederzahlen und detaillierte Nutzerdaten, um mit möglichst zielgenauer Werbung Geld zu verdienen; und die User gewöhnen ihrerseits sich an die neuen, bequemen Formen des Kontaktmanagements und verlassen sich auf die bereitgestellten Vernetzungsangebote und Tools.


Geringfügige Änderungen in Angebot und / oder Strategie (Stichwort: Datenschutz) können die User einer Plattform auf die Barrikaden treiben und das vermeintliche Gleichgewicht ins Schwanken bringen.

So schwierig diese Dynamik zu beobachten ist, vor allem weil auf Seiten der heterogenen, dispersen Nutzerschaft jede Menge individueller Faktoren und Dispositionen wirken, so interessant sind die Fragen, die sich schon bei der oberflächlichen Beobachtungen der Phänomene stellen:

Welche neuen Formen einer verträglichen (und akzeptierten) - möglicherweise stark suberversiven - Werbung werden sich in der nächsten Zeit entwickeln? Popups, Text- und Bildeinschaltungen lassen sich durch technische Hilfsmittel relativ leicht ausblenden.

Gibt es in den neuen sozialen Netzwerken soetwas wie Opinion Leader (oder andere Hierarchien), und wie entwickeln sich diese bzw. woran sind "Meinungsführer" auf MySpace & Co. zu erkennen? Ich denke, sollten sich solche Strukturen nachweisen oder gar vorhersagen lassen (möglicherweise schon anhand der ersten Angaben bei der Anmeldung eines neuen Nutzers), werden sie für eine indirekte Form der Werbung - bzw. eine Art "kommerzielles Lobbying" - besonders interessant sein (sofern die neuen Meinungsmacher noch nicht genutzt werden).

Klar ist für mich, dass die größte Stärke sozialer Webplattformen (die sich in irgendeiner Form indirekt finanzieren) gleichzeitig auch potenziell ihre größte Schwäche darstellen: Die Möglichkeit zur leichten und multidimensionalen Vernetzung und Kommunikation (und Bildung von Sub-Systemen und virtuellen Gruppen) ist ihr Hauptangebot, die "Killer Application" im Web 2.0. Gleichzeitig besteht durch die intensive Vernetzung der Mitglieder für "social software" die Gefahr einer enorm raschen Reaktion der User auf Veränderungen der Rahmenbedingungen (ob extern oder intern).

Diese Dynamik systematisch zu analysieren, könnte neue sozialwissenschaftlichen Forschungperspektiven eröffnen.

Samstag, 29. Dezember 2007

Nur dabei, oder mitten drinnen?

Als wäre das Web nur ein Massenmedium. Manche, die darüber berichten, scheinen zu vergessen, dass sich das Web und seine Genese, vor allem sein Inhalt von sämtlichen herkömmlichen Massenmedien und ihren Darbietungen unterscheidet.

Dass User das Web mitgestalten, ist schlichtweg falsch. Das Web, wie wir es heute kennen und (beinahe) täglich nutzen, ist nicht von uns Usern mitgestaltet - es ist zur Gänze ein Produkt der ca. 1,2 Milliarden Internet-Nutzer weltweit.

Was wäre YouTube ohne seine User, die täglich mehr als 65.000 Videos online stellen? Wie sähe es auf MySpace.com aus ohne die ca. 180 Millionen Mitglieder, die dort täglich Musik, Videos, Blogs und Messages verlinken? Was wären all die News-Websites ohne User-Kommentare in ihren Foren (die teilweise interessanter zu lesen sind als die eigentlichen Beiträge)? Sogar CNN.com baut "Amateurbeiträge" seiner Leserschaft in das Angebot ein (die i-Reports).

Das Web wird von uns nicht nur mitgestaltet, wir sind nicht nur dabei - aus Gnade übermächtiger Medienkonzerne. Wir sind mitten drinnen, wir gestalten, definieren, bestimmen das Web - was es zeigt, wie es funktioniert, und wie es künftig aussieht. Sämtlich Plattformen und Services, jede Website ist lediglich ein Handlungsangebot, ein Vorschlag - keine Diktate irgendeines "Programmverantwortlichen".

Es mag noch eine Zeit dauern, bis diese bizarre Situation (und die ungewohnte Lage, in der wir uns befinden) von allen begriffen und akzeptiert werden wird. Aber ich bin zuversichtlich (und im übrigen dankbar für in Form von Kommentaren verfasste Gegenpositionen... ;-) ).

Freitag, 28. Dezember 2007

Push it real good

Meine ersten Erfahrungen mit Weblogs und dem aktiven Bloggen sind also gemacht. Obwohl es nach den ersten paar Einträgen (die nur wenige Zugriffe verzeichnen - meistens von mir selbst) viel zu früh ist für ein Resümee, sind einige Gedanken dazu nicht zu unterdrücken.

Für eine (pseudowissenschaftliche) Arbeit habe ich mich im Jahr 2003 ganz am Rande mit Weblogs beschäftigt, habe einen flüchtigen - vorwiegend skeptischen - Blick auf ein vermeintliches Phänomen des neuen World Wide Web geworfen. Eher sachlich-distanziert waren mir damals vor allem harte Fakten wichtig:

Je nach Quelle und Betrachtungsweise wird der Beginn des Bloggings auf das Jahr 1993 datiert, als Marc Andreesen auf seiner persönlichen Webseite über die Entwicklung des neuesten der neuen Medien berichtete (siehe 3Sat.de). Andere sehen den Anfang eher mit der Einführung von Pyra Labs "Blogger" im Jahr 1999 - das ursprünglich zu Kollaborationszwecken entwickelt wurde.

Günter Hack hat Weblogs einst hinsichtlich ihrer journalistischen Qualität, gemessen an Kriterien wie Periodizität und Publizität, auseinander genommen, wie ich damals herausfand (http://hirnverbr.antville.org/stories/187145/ am 10.11. 2003, nicht mehr abrufbar). Er stellte fest, dass Weblogs - mit etwas Nachsicht betrachtet und eher gemessen an ihrem Einfluss statt an klassischen journalistischen Kriterien - durchaus eine neue Form vertrauenswürdiger Informations- und Nachrichtenvermittlung sein können. Wie ich erst jetzt entdeckt habe, saß jener Günter Hack das letzte Jahr hindurch rund zwei Meter neben mir im Büro...

Tatsächlich nutzen viele Medienprofis ihre Weblogs für informelle Kommentare (möglicherweise zu Themen und Ereignissen, über die sie kurz davor noch professionell recherchiert haben) - ein Phänomen, das Jochen Wegner in einem Beitrag beschreibt. Und mancher Weblogger hatte durchaus gravierenden Einfluss auf Medienprofis: Gerne erinnert man sich an die Lewinsky-Clinton-Affäre, die von Matt Drudge auf drudgereport.com ihre Publizität bekam.

So besteht also durchaus die Möglichkeit, dass aus einstigen Amateuren Medienprofis werden. Der Schreiber des Blogs Radlnews zum Beispiel war mit der Meldung zum tragischen Unfalltot eines Radprofis schneller als so manche News-Website inklusive korrekter Quellenverweise, die seine Glaubwürdigkeit belegten. Und die wachsende, kritische Community ist beinhart - sie "ratet" und "rankt" und verleiht den Autoritätsstatus an zuverlässige und gründliche Blogger. Besteht im professionellen Journalismus ein vergleichbares Kontrollsystem?

Die Frage, die ich mir damals in meiner Arbeit gestellt habe - Weblogs: Eine neue Form des Journalismus? - darf ruhig weiterhin gestellt werden. Was spricht dafür, dass private "Online-Tagebücher" den aktuellen Online-Journalismus zumindest ergänzen (wenn sie ihn schon nicht in absehbarer Zeit ablösen)?

Bloggen als Verbreitung von Nachrichten hat eine wesentliche Stärke in Echtzeitsuchmaschinen wie technorati.com. Und in seiner Verbreitung durch RSS, die es mir zB. erlaubt, individuell zusammengestellte Echtzeitkanäle in Form dynamischer Bookmarks anzulegen - ein ganz persönliches Nachrichten-Pool. Was auf einem Weblog (das ich abonniert habe) publiziert wird, erreicht mich quasi in Echtzeit, ohne, dass ich mich erst aktiv auf die Suche machen und durch sämtliche Websites browsen muss.

Ganz unscheinbar hat sich damit ein attraktives Push-Medium für die Allgemeinheit etabliert. Wurde "Push statt Pull" früher in erster Linie mit Aktienkursen von n-tv.de & Co. in Verbindung gebracht, kann heute jeder sein eigenes Angebot an den Mann und die Frau pushen. Seien es die Vereinsnachrichten einer Modellfluggemeinschaft, der neueste Tratsch im Wohnblock oder für eine breitere Öffentlichkeit relevante Nachrichten: Sie erreichen per Mausklick ihre Adressaten bzw. Abonnenten. Und sie gelangen sofort per Ping in die Datenbanken der Suchmaschinen.

Eine Verbreitung (fast) in Echtzeit und teilweise Topaktualität machen Weblogs zu einer relevanten Quelle - speziell für Insider-News und Nischen-Informationen -, um die man auch bei der seriösen Recherche künftig kaum herum kommen wird. Das macht Weblogs besonders faszinierend.

Außerdem gelernt habe ich, dass es den Zugriffszahlen gut tut, sein Weblog einem konkreten (Nischen-) Thema zu widmen und damit ein ganz bestimmtes Publikum anzusprechen (das idealerweise nach Aktuellem lechzt). Offen und ehrlich gestanden bin ich mir diesbezüglich noch etwas im Unklaren und hoffe, dass ich während der kommenden Einträge auch darüber etwas mehr Klarheit erhalte.

Bis dahin wird noch fleißig experimentiert - und abonniert (vielleicht ja auch dieses Blog)...

Mittwoch, 26. Dezember 2007

Web 2.1

Was kommt nach dem Hype um das Web 2.0, Mitmachweb, Zweiwegeweb? Der herannahende Jahreswechsel sorgt allerorts für Rückblicke und Prognosen. Es ist zum Trend geworden, über künftige Trends im Web zu spekulieren.

Man sagt, es sei ein wesentliches Charakteristikum des "Web 2.0", dass es zu einem beachtlichen - wachsenden - Teil aus User-generierten Inhalten und Communities bestünde. Was wäre daher naheliegender, wenn man sich Gedanken über die Zukunft "unseres" Webs macht, als einen Blick auf die Einschätzungen der User selbst zu werfen?

Die Blogs und Kommentar-Seiten sind voll mit mehr oder weniger ausgereiften Prognosen zu dem, was wohl danach kommen mag oder könnte. Die einen sprechen davon, dass sich persönliche Information (oder gar ein Teil der Persönlichkeit?) ins dezentrale Internet verlagern könnte, dass man einen Teil seines sozialen Hintergrunds im Web verstärkt wieder findet. Wer´s nicht erwarten kann, sich möglichst lückenlos im Netz wiederzufinden, der kann jetzt gleich seine DNA an beinspace senden.

Andere betrachten die aktuelle und vor allem künftige Entwicklung aus einer eher technischen Perspektive (die sich - wie üblich - an momentanen technischen Gegebenheiten orientiert): Semantisches Web, Webservice statt -site, mobile Anwendungen und virtuelle Welten. Doch Schlagworte wie "Personalisierung" und "Internationalisierung" klingen viel mehr nach einer Zusammenfassung der letzten 10 Jahre als ein Ausblick auf die kommende Dekade.

Mark Hopkins prophezeit vor allem ein knappes Rennen der global players Facebook und Google um die gelungenste Kombination produktivitätsfördernder Onlinetools mit sozialen und kollaborativen Komponenten. Skepsis hinsichtlich eines Mangels an Innovationen und der schlechten Aussichten auf das große Geld mit unkreativen "copycat services" wird durch die Aussicht auf unbeirrbare, tapfere Investoren und abenteuerlustige Unternehmer gelindert.

Und als ich dann plötzlich über Begriffe wie "cloudware" stolpere, ist die mögliche Zukunft des "Web 2.0" für mich vollends ungewiss: Die Verlagerung lokal (am eigenen PC) ausgeführter Anwendungen ins Netz; oder mit der Sprache des Web: Service statt Software.

Wie könnte nun ein "Evolution" zum Web 2.1 aussehen? Um Entwicklungen in irgendeiner Form einschätzen (geschweige denn vorhersagen) zu können, müsste der Beobachtungsgegenstand zu allererst konkret definiert und seine Kriterien und Erscheinungsformen systematisiert werden. Aus Mangel einer konkreten Definition fällt es meiner Meinung nach schwer, ernsthaft darüber zu spekulieren, wie das Web Ende kommenden Jahres aussehen könnte. Und wenn man sich die Veränderungen der letzten zehn Jahre vergegenwärtigt, ist es schlichtweg lächerlich zu glauben, man könnte die Potenziale der Entwickler und User und unvorhersehbarer Trends verlässlich einschätzen.

Dennoch fällt mir auf: Innovative Webservices und Plattformen wie Twitter und MySay und die Bereitstellung von so genannten APIs von vielen Betreibern deuten meiner Meinung nach darauf hin, dass es im Web zwei Konstante gibt. Nämlich: Menschen als soziale Wesen haben das unstillbare Bedürfnis, sich zu vernetzen, in der (virtuellen) Welt ihre Spuren zu hinterlassen und zu kommunizieren (zur Inspiration siehe: Systemtheorie nach Luhmann). Und: Die Individualisierung der eigenen Inhalte und Plattformen wird durch neue Tools (wie Yahoo! Pipes) für programmiertechnische Laien erleichtert und quasi für jeden User ermöglicht.

Die Entwicklung dessen, was heute gerne als "Web 2.0" bezeichnet wird, wird - denke ich - kontinuierlich erfolgen, weshalb ich es für voreilig halte, als nächstes gleich die Versionsnummer 3.0 zu erwarten. Das, sagen wir, "Web 2.1" könnte sich aber vor allem auf einer Meta-Ebene entwickeln: Auf die Vernetzung von Kontakten, Ideen und Meinungen folgt die Vernetzung der individuellen Netzwerke. Bruchstücke, Microsites (vielleicht künftig "Microservices"?) können teilweise jetzt schon per Mausklick auf MySpace & Co. platziert werden. Inhalte und Services können nach Beliebigen und Bedarf kombiniert und in einer ganz neuen Form arrangiert sich selbst und allen Nutzern zur Verfügung gestellt werden.

Dass die alles vereinnahmende Werbung diese neue Beliebigkeit und Freiheit gefährdet, liegt in der Natur der Sache. Vergessen wir aber nicht, dass wir - die Nutzer - ein essentieller Teil dessen sind, was in unterschiedlichsten Facetten als kommerzielle Innovation verkauft wird: dem Web 2.x. User-Proteste bei Facebook und StudiVZ verdeutlichen den Einfluss der Web-User - und die gegenseitige Abhängigkeit von User und Services. Das Eine besteht nicht ohne das Andere. Und so wird auch die künftige Entwicklung des Web, seiner Services und Nutzungsarten davon abhängen, was die Nutzer daraus machen.

Um also die komplexe Entwicklung eines mittlerweile sozialen Raumes (oder Systems) wie dem Web vorhersagen zu können, müssten wir die Entwicklung unseres eigenen Umgangs damit vorhersagen. Ich denke, dieser Umstand relativiert alle auf rein technische oder wirtschaftliche Aspekte reduzierte Prognosen. Nur ein Fokus auf die Vernetzung sämtlicher Faktoren - allen voran auf uns User - wird die eine oder andere vorsichtige Spekulation gestatten.

Montag, 24. Dezember 2007

Süße Weihnacht

Weihnachten als Markenzeichen zu verwerten, das versuchen viele. Die Marke, die aber beinahe untrennbar mit einem, mit dem Imageträger modernen Weihnachtens schlechthin verbunden ist, ist Coca-Cola.

Alle Jahre wieder entflammt die Diskussion um die Legitimation von Weihnachtsmann und Christkind aufs neue. Sieht man sich in der Blogsphäre um, sind´s zu meist Eltern, die ihre Tradition gesichert wissen wollen und unbeirrt aufs Christkind setzen. Mit aller Kraft versuchen sie, sich selbst und die Ihren gegen die süßen Marketingtricks der Industrie zu immunisieren.

Es gibt viele Pros und Contras zu den beiden Kontrahenten. Dabei sind sich der alte Mann und das Symbol des weihnachtlichen "Christus-Kindes" gar nicht so unähnlich: Während Coca-Cola seit 1931 mit "seinem" Weihnachtsmann wirtschaftliches Marketing betreibt und das Bild es Weißbärtigen wesentlich mitgeprägt hat (siehe: Weihnachtsmann oder Santa Claus), war das Christkind ein ideologisches Instrument Martin Luthers im Wettbewerb mit der katholischen Kirche (siehe: Christkind). Den Höhepunkt seiner Popularität (auch unter Katholiken) erreichte es auch nur kurz vor der Verbreitung des Weihnachtsmannes durch Coca-Cola.

Tatsächlich hat sich Coca-Cola geschickt eines uralten europäischen Brauchs (des Nikolaus, der bis ins 4. Jahrhundert zurück geht) bedient, um seiner Marke eine durchwegs positive Konnotation zu verleihen. Wer sich den Weihnachtsmann versinnbildlicht, stellt sich einen sympathischen älteren Herren im knallroten Mantel vor (der - je nach Immunisierungskraft der eigenen Eltern - in der einen Hand möglicherweise ein dunkles Fläschlein hält). Auch wenn dieses Bild nicht alleine vom Getränkehersteller kreiert wurde, haben uns seine Kampagnen Weihnachten ein wenig mehr versüßt - und den Weihnachtsmann. Ob das Christkind ganz ohne wirtschaftliche Unterstützung noch lange dagegen ankommt...?

Samstag, 22. Dezember 2007

Halb so wild

Wenn man Ruhe bewahrt und mit der richtigen Einstellung in die letzten Tage vor Weihnachten geht. Und wenn man sich sonst nichts vornimmt.

Die Straßen sind voll, der Verkehr tröpfelt so dahin. Dabei dachte ich, alle anderen hätten die letzten Vorbereitungen schon vor Wochen abgeschlossen, wären den Rufen der lechzenden Wirtschaft schon viel früher gefolgt.



Auf den unzähligen Weihnachtsmärkten fließt´s dagegen - in rauen Mengen: Glühwein Rot und Weiß, Punsch und sämtliche kreative Mixturen, die man sonst nie so hinnehmen würde.


Ob das an den geschickten Marketingmethoden der Marktbetreiber liegt, die mit allen Tricks daran arbeiten, trotz des - mich auf Weihnachtsmärkten sehr störenden - Schneemangels Stimmung aufkommen zu lassen?


Apropos Stimmung: Die Straßen erstrahlen im Glanz zahlloser Leuchtdekorationen. Daran kommt niemand vorbei (jedenfalls nicht, wenn er oder sie auf einen dieser Märkte gehen möchte).


Von wegen also "Web 2.0" in der Vorweihnachtszeit, von wegen Onlineshopping-Boom! In den Straßen der Stadt bekommt man den Eindruck, das Web müsste geradezu leer sein. Ein Glück, dass die Erde keine Scheibe ist und wir im Schichtbetrieb das Web mit unseren Inhalten befüllen, sonst hätten wir nach Weihnachten jede Menge aufzuarbeiten.

Besinnliche Tage!

Freitag, 21. Dezember 2007

Völlig losgelöst

Ohne hier die Werbetrommel rühren zu wollen: Meine letzte Entdeckung im neuen Web stellt mein ganz persönliches, bisheriges Highlight dar - und wirft einige Fragen über Steigerungs- und Entwicklungsmöglichkeiten auf.

Man stelle sich eine völlig personalisierte - individualisierte - Webseite vor mit aktuellem Inhalt, der zu 100% den momentanen Bedürfnissen angepasst ist. Seien es News, Börsenkurse, ganz bestimmte Preisentwicklungen auf eBay - kombiniert zB. mit Datenbankabfragen vom eigenen Server und den RSS-Feeds eines Guru-Blogs. Keine der typischen "Startseiten" unterschiedlichster Portale. Mit den Pipes von Yahoo! bieten sich uns "Normalusern" bis dato ungeahnte Möglichkeiten, wie es scheint. Ein Video-Tutorial veranschaulicht die Funktionsweise dieser Plattform.

Wer universal brauchbare Pipes entwickelt, kann sie ganz leicht anderen zur Verfügung stellen, sodass alle in den Genuss der völlig neuen Zusammenstellung von Web-Inhalten kommen.

Doch was bedeutet das für Entwicklung von im Web öffentlich zugänglichem Content? Wenn jeder ein- und ausblenden kann, was er möchte, und multimediale Inhalte gänzlich neu arrangiert werden? Wenn im sozialen Web nicht mehr nur URLs vernetzt, sondern mittels dieser Pipes ganz neue (Kommunikations-) Anwendung entstehen, die aus dem kreativen Umgang ihrer User mit Informationen und Technologien hervorgehen?

Ich denke, ich habe das "Web 2.0" unterschätzt. Meine Erkundungsreise durch eine sich ständig neu formende Sphäre bleibt spannend.

Donnerstag, 20. Dezember 2007

Dann aber ordentlich

Wenn schon Web 2.0, dann keine halben Sachen. Also habe ich mich hineingestürzt, bin eingetaucht in das - angeblich - neue Web voll user generated content.

Dabei stellte ich meinen ersten - durch mich als User selbst generierten - Inhalt schon 1996 bei Angelfire ins Netz. Als ich mich heute an diesen denkwürdigen Tag erinnert habe, hab´ ich mich gefragt, was wohl aus Angelfire geworden ist - und aus meiner ersten Webseite. Okay, der Inhalt von damals ist wohl weg (kann ich mir da sicher sein?), aber den gratis Hosting-Dienst aus der Zeit der 14K-Modems gibt´s noch immer (nachdem er offensichtlich von Lycos gekauft wurde).

Was ist also so absolut revolutionär an dem, was man uns als neue Art des World Wide Web verkaufen möchte? Um das herauszufinden, habe ich mich nicht nur quasi, sondern so richtig ins Vergnügen gestürzt: Nun hab´ ich eine Seite bei MySpace, über die ich viel früher als erwartet meinen ersten "Freund" gefunden habe. Auf Panoramio lade ich Fotos, natürlich bin ich Mitglied bei Facebook und StudiVZ und habe einen hoch seriösen Account bei XING. Möglicherweise schaff ich´s sogar mal, ein - ganz selbst gebasteltes - Video auf YouTube zu laden. Und wer unbedingt will, der kann via Skype mit mir Kontakt aufnehmen. Wenn das nicht geradezu die Verinnerlichung des Web 2.0 ist...!

Und ich bleibe skeptisch, oder besser: neugierig. Auf meinen vorsichtigen Erkundungsgängen durch die Sphären eines sozial-gewordenen Internet bin ich vor allem auf eines gestoßen: user generated data - Auskünfte über absolvierte (Hoch-) Schulen, Hinweise auf Verbindungen zu anderen Usern, Geburtsdaten und Hobbies und jeder Menge schlauer Zitate (wahrscheinlich von Wikiquote).

Andererseits: Wer sagt, dass ein "lediglich" sozialeres Netz schlechter sei als eines mit NOCH mehr ("wirklichem") Inhalt? Nein, für Skepsis ist kein Raum im Web 2.0. Wenn ich mich darauf einlasse, dann aber ordentlich!

Mittwoch, 19. Dezember 2007

Das Bloggen beginnt...

... offenbar mit einem Eintrag über das Bloggen. Vielleicht hilft es mir, ein wenig darüber zu sinnieren, womit ich mich beschäftige - und welchen Themen ich mein bescheidenes Weblog widmen möchte.

Und weil ich meine Sache hier gut machen möchte, bin ich natürlich dankbar für jede Art der Information über die Kunst des richtigen Bloggens. Wie viele Weblogs gibt´s überhaupt? Jedenfalls gibt es ganz offensichtlich genügend Hinweise darauf, wie man gut und richtig damit umgeht:

Qualitativ hochwertige, gut strukturierte Texte sollten es sein, die idealerweise noch dazu regelmäßig publiziert werden (seibert-media.net). Und sie sollen zum Denken anregen, weder langweilig noch in irgendeiner Form anstößig sein (blogherald.com). Tom Alby nennt in seinem Buch über das "Web 2.0" zehn heiße Tipps für den richtigen Umgang mit dem eigenen Weblog, allen voran rät er dazu, ausschließlich nüchtern zu bloggen, um seinen im Affekt getätigten Eintrag Tags darauf nicht zu bereuen. Und dass man seine Quellen würdigen soll - was ich hiermit versuche.

Also: Ich werde mich bemühen, täglich ein paar Zeilen zu hinterlassen, dies im (Voll-) Besitz meiner geistigen Kräfte und dennoch auf eine möglichst authentische Weise tun, und dabei versuchen, niemandem zu nahe zu treten.

Ach ja! Und für den Fall, dass der eine oder andere Eintrag doch etwas langweilt, möchte ich unter "Bemerkenswerte Meldungen" zumindest auf Spannendes hinweisen.

Dienstag, 18. Dezember 2007

Wer hätte das gedacht?

Ich sicher nicht. Dass ich es erlebe, ein Weblog zu starten! Und vor allem: Dass die Welt, die meine Anstrengungen hoffentlich zu schätzen weiß, noch so ein Weblog bekommt. Und das ausgerechnet von mir...!

Naja, also schreiben wir mal. Worüber schreibt man in so einem Weblog? Ist´s eine Art öffentliches Tagebuch, um am Abend während eines Werbeblocks im TV den vergangenen Tag Revue passieren zu lassen? Ein bequemes Mittel für den Seelenstriptease zwischendurch? Ein Tool für die bloße Erweiterung des (virtuellen) sozialen Netzwerks? Oder gar ultimatives Marketing-Instrument für die ICH AG? Ansatzweise Definitionsversuche bleiben vorwiegend technisch (wikipedia.org, contentmanager.de).

Abgesehen vom unklaren Verwendungs- und Verwertungszweck dieser Inhalte: Wer da draußen sollte sich auch nur annähernd dafür interessieren, was (zB.) meiner einer zu schreiben hat? Und wie viele Blog-Einträge bleiben ungelesen? Wie oft sind die Mühen und Strapazen meiner neuen Blogging-Kollegen ungerühmt und ungewürdigt?

Die Frage also bleibt: Wozu? Und für wen? Ist´s am Ende gar für den Verfasser selbst - eine Art Katzenwäsche, um sich vom Unrat des Tages zu befreien, sich Ärger, Wut und Verzweiflung von der Seele zu schreiben oder - im Idealfall - Gefühle der Freude mit der weiten Blogging-Welt zu teilen?

Schauen wir mal, dann sehen wir´s eh, nicht wahr? Der Selbstversuch sei hiermit gestartet.