Mittwoch, 30. Januar 2008

Meinung machen, haben, sagen

Noch nie war es so leicht, an die Meinung der Menschen zu kommen. Ganz ohne aufwendige Umfragen.

Wer was zu sagen hat (und glaubt, dass es irgendjemanden außer ihn oder sie selbst interessiert), schreibt Weblogs oder serviert seinen Senf in Form mehr oder weniger interessant ausgefeilter Forumspostings.

Zur absoluten Meinungsschleuder könnte sich meiner bescheidenen Auffassung nach das Microblogging-Service Twitter (und seine Konkurrenten wie Pownce oder Jaiku) entwickeln. Aus zwei Gründen könnten diese Microblog-Einträge wertvolle Äußerungen enthalten:

Ihr Inhalt ist stark begrenzt. Mit rund 150 verfügbaren Zeichen lässt sich nicht viel schwafeln, wenn man zB. etwas im Web entdeckt und seine Meinung darüber äußern möchte. Das muss knapp und bündig und aufs Wesentliche beschränkt hinaus in den virtuellen Äther.

Und zweitens lässt sich so ein Eintrag mittels Widget ganz schnell zwischendurch machen, ohne auf der Website einloggen zu müssen. Es geht also schnell und unkompliziert - im Idealfall unmittelbar nach Eintreten des Geistesblitzes, von dem berichtet werden soll.

Wer einen Blick auf die "Timeline" von Twitter wirft und die Seite ein paar mal neu lädt, wird staunen ob der Update-Frequenz der Beiträge. Bei dieser Fülle ist es schwierig, relevante / interessante Äußerungen der Community zu entdecken.

Daher machen sich findige Entwickler langsam dran, die Twitter-Feeds automatisch zu filtern: Tweetmeme.com zeigt vor allem, wohin in den Twitter-Nachrichten gelinkt wird, so ähnlich wie´s Twitterlinks versucht.

Auf social bookmarking hat sich ein Service namens deliciousspy spezialisiert, der in Echtzeit gerade hinzugefügte Webadressen darstellt. Zusätzlich kann man sich mittels Filter aufdas Auftreten bestimmter Schlagworten aufmerksam machen lassen.

Zugegeben: Weblogs sind einfacher zu durchsuchen und zu filtern, schon alleine weil sie in gemächlicherem Tempo daherkommen. Twitter & Co. generieren aber spontanere (authentischere / weniger elaborierte) Statements ihre User (Konsumenten), auf die künftig ein Auge geworfen werden sollte, wenn man Trends und Meinungen auf die Spur kommen möchte, denke ich.

Dienstag, 29. Januar 2008

Ich versteh´s nicht

Unzufriedenheit und Kopfschütteln wohin man blickt. Und alles bleibt schlechter.

Immer wieder mokieren sich kluge User über die Geschäftsgebarung und Entwicklungsinteressen der social networks, insbesondere von StudiVZ. Nutzer und Beobachter klagen über scheinbar bewusst verstecke Datenschutz-Einstellungen, und die Aufregung über geänderte AGBs der Plattform war groß.

Ich versteh´s nicht. Von wegen "Web 2.0" und User-Empowerment. Von wegen user generated content. Offenbar war meine bescheidene Analyse eines Web-2.0-Dilemmas zu optimistisch, denn trotz einer enormen Dynamik nicht immer zu Gunsten der Content-Lieferanten (= User) ändert sich nicht viel.

Am spannendsten dürfte für viele noch das "Duell des Jahres" - StudiVZ vs. Facebook - sein. Oder dass es bald noch mehr "Applications" für die eine oder andere Social-Networking-Plattform geben wird - die keiner wirklich braucht, auch nicht am Ende des "Long Tails". An Kreativität mangelt es den Service-Betreibern wie den Nutzern gleichermaßen. Was bleibt, ist just more of them.

Ich verstehe nicht, warum Nutzer sich nicht von den Services emanzipieren und sie zur Abwechslung nicht zum Vorteil der Betreiber oder der (Werbe-) Wirtschaft nutzen, sondern zu ihrem eigenen. Sich wirklich vernetzen und sich das "Web 2.0" nicht nur vorgaukeln lassen. Abwandern und eines ihrer multiplen Profile abschalten, um anderorts ihren Content in Form persönlicher Daten abzuliefern - an einem virtuellen Ort ihres Vertrauens. Oder warum sie nicht selbst initiativ werden, zB. indem sie ihre eigene Community-Site gründen.

Nichts dergleichen, nicht einmal annähernd, passiert. Stattdessen wird kopfgeschüttelt und sich aufgeregt, protestiert und gejammert, beschuldigt und den Betreibern Profitgier vorgeworfen. Danach brav einloggen und Kontakte checken.

Die "Allmacht" der User ist nur in der Werbung fürs Web 2.0 zu erkennen. Tatsächlich ist sie eine Utopie, geschicktes Marketing der Wirtschaft, die es sich leicht macht: Statt mit der Werbung zu den Leuten zu kommen, locken sie die Leute zur Werbung. Web 2.0 sei Dank. Und gegen den Frust nach gebrochenen Versprechen gibt´s tolle Widgets, Badgets und Applikationen - die wirklich niemand braucht.

Ich versteh´s nicht...

Montag, 28. Januar 2008

Das Web wird wach

Dass das virtuelle Treiben ein Teil unserer "realen" Gesellschaft ist, lässt sich schwer widerlegen. Und sein Einfluss auf außer-virtuelle Gegebenheiten wird größer.

Preisvergleiche, Produkt-Kritiken und der Traum vom Karrierestart via YouTube: Das Web wacht auf und wirkt hinein in die "konventionelle" Gesellschaft, abseits von Tastatur und Webcam. Und es wird wachsamer.

So beeinflussen die "User" (oder einfach nur: Menschen?) des Web 2.0 nicht nur die Produktpolitik von Unternehmen (was ohnehin, wenn auch etwas träger, seit je her ein Mechanismus der freien Marktwirtschaft war). Auch auf kommunalpolitischer Ebene zeichnen sich Initiativen ab, die dem Netz entspringen.

Mittels Chats und Wikis koordiniert der deutsche Chaos Computer Club (CCC) eigene "Wahlbeobachter", die demokratische Prozesse transparenter machen sollen. Und sie stoßen dabei auf vehemente Gegenwehr seitens der Kommune - mit Bannmeilen und Handyverboten. Dieser "Trendsport" richtet sich vor allem gegen den fragwürdigen Einsatz von Wahlcomputern. Vor allem aber zeigt er, dass sich das Web nicht nur auf Virtuelles beschränkt und neue Formen von Zivilcourage hervorbringt.

Samstag, 26. Januar 2008

Job-Casting 2.0

Neue Zeiten, neue Methoden. Also wird online nach Mitarbeitern gesucht, die von Experten gecastet und von der Web-Community bewertet werden. Gag oder künftige Praxis?

Wir Medienkonsumenten sind ja mittlerweile leidgeprüfte Casting-Beobachter. Authentizität und ein Hauch vom wahren Leben soll bei Sing-, Tanz- und Musical-Shows vermittelt werden. Das bringt Quote.

Also macht sich ein Wiener Multimedia-Unternehmen daran, die Mitarbeiter der künftigen Tochterfirma - angeblich - nur übers Internet zu suchen. Bewerben kann man sich (hier) ausschließlich online. Anschließend kann die Community über die Sympathiewerte der Bewerber abstimmen, während eine Fachjury ihre Kompetenzen bewertet.

Ob aus dieser Art von Casting tatsächlich die Richtigen herausgehen, wird man sehen (oder auch nicht). Diese Art von Verschränkung zwischen Web 2.0 und der physischen Welt ist zumindest eines: ein interessantes Marketingkonzept mit Werbewirkung.

Medienwandel

Alles ändert sich, insbesondere hoch technologisierte Bereiche. Umso interessanter ist der Wandel, wenn er unsere alltägliche Wahrnehmung von den Dingen betrifft.

Ohne Medien (-rezeption / -konsum) würden wir nicht einmal mehr die kurzfristige Wetterentwicklung einschätzen können, geschweige denn von Ereignissen außerhalb unserer unmittelbaren Umgebung erfahren. Alles - oder jedenfalls das meiste -, das wir von unserer Welt wissen, wissen wir aus den Medien, aus Büchern, Zeitschriften, Zeitungen, Radio und Fernsehen und nicht zuletzt aus dem Internet.

Sich diesen Umstand vergegenwärtigend, erscheint ein Blick auf den Wandel der Medien besonders interessant. Genau diesen hat die Autorin Christiane Schulzki-Haddouti getan: Zehn Thesen zur Zukunft der Medien.

Einiges davon hat auch hinsichtlich der Entwicklung des World Wide Web mit seinen social networks Relevanz: Das einfache Publizieren beliebiger Inhalte, die Erosion des Gatekeeping und der Erfolgsfaktor Nischeninformation sind nur einige der Schlagworte, bei denen Weblogger aufhorchen dürften.

Schulzki-Haddouti streift in ihrer kurzen Zusammenfassung auch das Thema Kosten: Während das Publizieren im Web (zB. in Form von Blogs) nichts bis kaum etwas kostet, steht die Werbewirtschaft mit dem vorliegenden individualisierten Mix personalisierter Inhalte vor einem massiven Problem.

Einige Thesen scheinen banal, andere schüren die Hoffnung, dass der Wandel auch innovative Lösungen zur Folge hat.

Donnerstag, 24. Januar 2008

Masse hat Trägheit

Die "Physik" menschlicher Kommunikation wird von vielen Web-Services völlig ignoriert. Eine stabile Eigenschaft - die Trägheit - lässt erwünschte Effekte von social networks nicht ins Rollen kommen.

Ein Eintrag bei XING, auf Facebook & Co. mag ja schön und gut sein, um mit seinen (bestehenden) Freunden in Kontakt zu bleiben, um ein wenig im Web 2.0 zu experimentieren und auf neue Kontakte zu hoffen. Dass sich diese allerdings auch im sozialen Web nicht von alleine einstellen, illustriert ein interessanter Blog-Eintrag von Klaus Eck.

Mit Verweis auf einen Gastbeitrag
im Werbeblogger erklärt er, warum soziale Plattformen nicht dazu taugen, neue Kontakte - oder auch Geschäftspartner - zu finden. Die natürliche Scheu des Menschen (tagtäglich zu beobachten im öffentlichen Verkehr) wirkt auch im Web hemmend und verhindert eine Ausweitung des virtuellen Freundeskreises, der allzu schnell als bloße Trophäensammlung endet.

Im Gegensatz zu Web-Plattformen haben Multiuser-Online-Spiele ein größeres Potenzial, Menschen zusammen zu führen: Mehr oder weniger feste virtuelle Spielgemeinschaften (Gilden und Clans) verfolgen vorgegebene Ziele und können ihre Kontakt daher über längere Zeit intensivieren. Unterstützt wird die Kommunikation - auch während des Spiels - durch VOIP-Programme wie TeamSpeak. So werden nebenbei rege Geschäftskontakte geknüpft, auf die man bei XING schon ewig gewartet hat.

Vielleicht sollten sich die Betreiber sozialer Web-Plattformen nicht darauf verlassen, dass Menschen sich selbstständig vernetzen. Wenn nach dem Boom die große Flaute kommt (weil die einmal aufgebauten Netzwerke der User aufgrund ihrer Trägheit stabil bleiben), muss etwas her, das den Spieltrieb der Menschen nutzt, um die soziale Dynamik zu erhöhen.

Was spricht dagegen, Probleme, vor allem solche, die einer sozialen Lösung bedürfen, aufzugreifen und
einzuwerfen - und der trägen Masse zur kreativen Auseinandersetzung damit zur Verfügung zu stellen? Auf diese Weise könnten sich interessierte Gruppen aus einander unbekannten Mitgliedern zusammensetzen, durch Involvement und Motivation in intensiveren Kontakt zueinander treten und nebenbei vielleicht sogar etwas (sozial) Nützliches tun.

Dadurch ergäben sich auch weitere Aspekte zur Beschreibung von Profilen, indem zB. für gelöste Aufgaben Punkte vergeben werden, die - je nach Art des Problems - Mitglieder einer Plattform als Experten auf einem bestimmten Gebiet ausweisen.

Freilich, die Herausforderung bestünde darin, attraktive, motivierende Spiele bzw. Probleme zu entwickeln - oder Mechanismen, die für ihre Entwicklung durch die User selbst sorgen (nicht, um Arbeit auszulagern, sondern weil User am besten wissen, was ihnen gefällt).

Vielleicht sind diese Gedanken eine nähere Betrachtung wert...

Mittwoch, 23. Januar 2008

Heute im Bus

Irgendwo zwischen Handelskai und Vorgartenstraße. Ein voller Bus am Vormittag. Und dann das!

Es muss sein. Heute missbrauche ich mein Weblog zur persönlichen Aggressionsbewältigung. Denn bis heute hielt ich so manchen klischeehaften Bericht über Teile der Wiener Bevölkerung für einen modernen Mythos. Der hat sich nun leider sehr lebhaft bestätigt.

Ein Bus also. Gut gefüllt mit wenig Platz, sogar zum Stehen. Im vorderen Bereich steigt eine Mutter mit offensichtlichem "Migrationshintergrund" (wie es ja politisch korrekt heißt) mit ihrem Kinderwagen ein und begeht völlig unwissentlich einen schwerwiegenden Fehler. Sie stellt sich und ihren Kinderwagen neben eine völlig unscheinbare junge Mutter (ohne jeglichen Hintergrund, wie sich herausstellen würde).

Völlig ohne unmittelbare Veranlassung beginnt die österreichische Jungmutter eine Schimpftirade auf ihre "Nachbarin", die mich ungläubig staunen lässt. Auf einem Niveau, das von jeder Kindergartenstreiterei bei weitem übertroffen wird, geht dieser.... Organismus... schließlich sogar auf das "schirche Kind" der Migrantin los - mit wutverzerrter Fratze und blutunterlaufenen Augen. Gewaltandrohungen und viel Unverständliches erbricht die stolze Österreicherin während ihres unterbitterlichen Kampfes.

Eine Schande! Solche Menschen, die aus unverdientem Glück in diesem Land geboren wurden und es unter normalen Umständen gerademal zum Tschick-Kaufen und Kinderkriegen außer Haus schaffen, werden bei uns als mündige Bürger behandelt - mit Stimmrecht und allem, was dazu gehört. Eine Schande!

Worin besteht deren Beitrag zu einer funktionierenden Gesellschaft, wenn sie noch dazu ihren bemitleidenswerten Nachwuchs mit größter Wahrscheinlichkeit genauso falsch sozialisieren, wie es offenbar ihnen widerfahren ist? Traurig!

Sind es solche Mitglieder der Bevölkerung, die unser (Human-) Kapital für den Wettbewerb auf einem globalisierten Markt darstellen und unser Land zu einem interessanten Wissenschafts- und Industriestandort machen sollen?

Es sind diese Untermenschen, die man des Landes verweisen sollte. Nur: Welches andere Land würde ihnen Asyl gewähren?

Erfahrungen wie diese
legen mir zwei Fragen nahe: Die offensichtlichste und immer wieder gestellte ist die nach der - angeblichen! - Macht der Massenmedien, die in dieser Hinsicht kläglich versagen. Was bedeutet "Bildungsauftrag" im Zusammenhang mit gesellschaftlichen Entwicklungen (vor allem wenn sie historischen Wurzeln erwachsen und alles andere als neu und kurzfristig sind)? Mir scheint, dieser Bildungsauftrag wird etwas ungleichmäßig verteilt ausgeführt - zu Gunsten von Kunst, Kultur und (genau für die aufzuklärenden Schichten) unzugänglicher Politik.

Zweitens: Wie können in einer Gesellschaft voll Intoleranz und krankhafter Panik vor Anderen überhaupt soetwas wie "Web 2.0" und "social networks" funktionieren, in denen man sich fast ausschließlich mit Fremden und mit hoher Wahrscheinlich über sämtliche Landesgrenzen hinweg vernetzt und verfreundschaftet? Woher diese merkwürdige Diskrepanz zwischen der wirklichen sozialen Welt und der virtuellen sozialen Welt? Liegt sie vielleicht darin begründet, dass genau diese Schichten keinen Wert auf Anschluss (ans Netz) legen (denn ökonomische Gründe können bei dem aktuellen Preisverfall fast ausgeschlossen werden - siehe mediaresearch.orf.at)?

Doch leider, effektive Image-Kampagnen - wie sie auch bei der Lösung dieser gesellschaftlichen Missstände helfen würden - kann sich nur die Wirtschaft leisten. Und ob es in ihrem Interesse liegt, reflektierende, hinterfragende, manchmal skeptische - also mündige - Konsumenten heranzuziehen, das erscheint mir äußerst fraglich. Traurig, traurig...


Dienstag, 22. Januar 2008

More of the same

Die Grenzen der Kreativität. Hier.

Wo ist sie hin, die bunte Welt vom Web 2.0? User generated content ist in aller Munde und auf allen Bildschirmen. Auf den Streifzügen durch die Sphären vermeintlich kreativer Inhalte fällt allerdings auf: So vielfältig das Angebot von Selbstgebasteltem auf Flickr, YouTube, MySpace, Facebook & Co. auch sein mag, nichts davon drängt an den Rahmen vorgebener Bedingungen, an den Rand des Beabsichtigten.

Alles bleibt brav so, wie es die Service-Betreiber beabsichtigen, die es ohnehin nur auf die möglichst detaillierten User-Angaben abgesehen haben. Da wie dort Blogs, Bildergalerien, Lieblingslisten und Message-Buttons. Wenig kreativ, tut mir leid.

Warum Bilder dort, wo sie "hingehören", warum Videos, wie wir sie ohnehin schon kennen? Wo bleibt der Erfindergeist der Masse, die uns im Web 2.0 mit ihren hoch originellen Inhalten erfreuen soll?

Erfrischend, wenn auch mit offensichtlicheren kommerziellen Absichten (Branded Entertainment?), geht´s wenigstens mancherorts im Web zu. Auf BenettonPlay.com darf man sich als User während der Content-Generierung auch kreativ-kommunikativ betätigen: Bei Scharade und der Stillen Post werden schonmal neue Formen des Austauschs erprobt. Und bei "doodle" kann man sich zeichnerisch artikulieren. Aneinandergereiht entstehen Comic-Strips und Dialoge mit anderen.

Warum also nichtmal eine Micro-WebSite auf Flickr stellen, oder Twitter zur Flaschenpost machen? Warum ist noch keiner auf die Idee gekommen, von der Uni aus auf blogtv.com Vorlesungen für Kollegen zu streamen? Überhaupt: Wer sagt, dass man auf del.icio.us strikt Webadressen deponieren muss?

Die Grenzen unserer Kreativität bleiben wir selbst.

Montag, 21. Januar 2008

Web Zwo was?

Glaubwürdigkeit, Relevanz, Mundpropaganda - und vor allem YouTube. Nur weil man etwas tut, muss man es noch lange nicht benennen können.

Gerade bin ich über ein
e interessante Meldung zu den Ergebnissen einer österreichischen Studie gestolpert, wonach die Mehrheit der User nichts mit dem Begriff "Web 2.0" anfangen kann. In der Untersuchung der Uni Graz und des Consulters MindTake kommt man zu dem Schluss, dass "coole Begriffe" alleine noch keinen Konsumenten (sic!) überzeugen.

Gut, abgesehen davon, mit dieser "coolen Studie" den selbst gewonnenen Erkenntnissen zu widersprechen, finde ich die Zahlen hoch interessant: Am ehesten sind männlichen "Zwanziger" mit Bildung und dem Hang zur stundenlangen Online-Session der Begriff des Mitmach-Web geläufig. Frauen (zwischen 20 und 39 Jahren) hilft dagegen - laut Studie - auch keine Matura beim Dechiffrieren.

Und dann das: "Relevanz" und "Glaubwürdigkeit" verlagern sich von klassischen (Massen-) Medien in Richtung Internet, und dort vermehrt zu den Weblogs anstatt den Wikis, sagen die Autoren. Konkret schätzen sie Mundpropaganda für die User als relevanter ein als kommerzielle Werbebotschaften (Gedanken dazu: Schon gehört?).

"Gefragt sind klare Konzepte mit Mehrwert für Betreiber und Verbraucher, wie sie MindTake als Consulter bietet" (MindTake). Woher denn nun die coole Werbebotschaft...?

Offenbar haben es Autoren solcher Studien noch immer nicht begriffen, dass es das Phänomen des "social networking" weder erst seit YouTube und MySpace gibt, noch überhaupt originär webbasiert ist. Auf jeder Schultoilette wird "gepostet", was das Zeug hält. Wäre der Mensch von Natur aus keine "Vernetzungsmaschine", blieben all die Bars und Clubs und Kaffeehäuser und Discos abends leer.

Das Web wird zunehmend zum Tool zur Befriedigung völlig banaler, grundlegender sozialer Bedürfnisse. That´s all. Wer diesem Umstand als Werbetreibender, Unternehmer, Forscher etc. Rechnung trägt, steht - auch - im Web vor einem ungeheuren Potenzial. Dort geht´s nur einfacher, Menschen zusammen zu bringen, ohne teure Locations anmieten zu müssen.

Jedenfalls zeigt diese Befragung die völlige Irrelevanz des Begriffs "Web 2.0", der mehr als Konvention zur einfacheren und schnelleren Verständigung über webbasierte soziale Netzwerke verstanden werden sollte, denke ich.

Das Mega-Weblog

Entweder, man blogt für sich oder mit anderen. Oder man schreibt im vielleicht größten Weblog des Internet.

In vielen Weblogs geht´s um Beiträge mit mehr oder weniger hohem Nachrichtenwert. Manchmal sind es richtig gute Spezialblogs, die sich bestimmten Themen widmen. Über das Bestatterblog erhält man sogar Einblick in einen besonders makaberen Arbeitsalltag.

Aber warum nicht - zumindest nebenbei - im kollektiven Mega-Weblog schreiben und Neues aus sämtlichen Bereichen des Lebens und Regionen der Erde auf Wikinews.org unter die Leute bringen?

Wikinews.org erfüllt sämtliche Kriterien eines Weblogs: Es ermöglicht jedem technischen "Laien", Inhalte ins Web zu stellen, die Kommentare und Informationen enthalten und mittels Hyperlinks auf andere Seiten verweisen. Diese können auch auf
Wikinews.org per RSS abonniert werden - eben ganz so, wie in Weblogs üblich.

Zusätzlich erfüllt dieses Mega-Weblog die Funktion eines zeitgeschichtlichen Archivs - geschrieben von Zeitzeugen. Möglicherweise hat diese Plattform das Potenzial dazu, das erste unabhängige und neutrale "Geschichtsbuch" zu werden - von der Community kontrolliert. Ob
Wikinews.org zur Konkurrenz kommerzieller News-Websites großer Medienunternehmen wird, wage ich allerdings zu bezweifeln - so sehr der Name des Projektes darauf hoffen lässt.

Samstag, 19. Januar 2008

Websuche de.luxe

Was ist naheliegender, als persönliche Bookmarks erfahrener Internet-User zur Qualitätssicherung von Suchergebnissen heranzuziehen?

Social bookmarking - wie mit del.icio.us - ist eine jener Webanwendungen, denen ich bis vor kurzem nicht die geringste Beachtung geschenkt habe. Und die ich nun mit allergrößter Begeisterung beim Surfen nutze.

Immer, wenn ich in den unendlichen Weiten des Web über eine interessante Site stoße, ein neues Web-2.0-Service oder eine News-Meldung, nehme ich die jeweilige Adresse mit zwei Klicks in meine del.icio.us-Liste auf - so wie über 2 Millionen andere Nutzer. Das ergibt einen Pool von zigtausend handverlesene Webadressen, mit Stichwörtern versehen und Themen zugeordnet.

Dass damit für den Besitzer von del.icio.us - Yahoo! - wertvolle Arbeit geleistet wird, ist klar. Dieser will laut Michael Arrington den social bookmarking-Dienst nun zur Qualitätssteigerung seiner Suchergebnisse nutzen. Eine völlig logische Konsequenz des enormen Erfolgs von del.icio.us.

Mehr Futter!

Ein Rückschritt im Multimediazeitalter, dass ich Text den bunten Bildern im Web vorziehe?

Es ist schon merkwürdig: Da bietet das Web so viele multimediale Inhalte wie noch nie - die ich noch dazu dank breitbandiger Anschlüsse ans Netz in zufriedenstellender Qualität abrufen kann -, und ich hocke vorm Bildschirm und scanne simple Textzeilen.

Bis vor kurzem hätte ich so ein Verhalten an mir ausgeschlossen. Heute finde ich´s hoch interessant, mit ein paar Klicks die aktuellsten News- und Blog-Meldungen abrufen zu können. Auf diese Weise lassen sich RSS- und Atom-Feeds nach Lust, Laune und Geschmack mixen.

Nicht zuletzt wegen des steigenden Feed-Angebots gibt es im Internet genug "Futter" für Interessierte aller Art. News-Websites bieten Feeds mit ihren Rubriken, Weblogs sowieso, und sogar Twitter-Postings kann man mit dem Newsreader abonnieren. Und sollte eine Website noch keinen Feed anbieten, kann man sich bei Feedity.com ganz schnell selbst einen basteln.

Eine Liste sämtlicher Newsreader gibt´s hier. Ich hab´ neulich ganz spontan zum kostenlosen NetNewsWire (für Mac OS) gegriffen und bin damit hoch zufrieden. Jetzt... brauch´ ich nur noch mehr Futter dafür!

Freitag, 18. Januar 2008

Echtzeit

Wenn sofort zu langsam ist, bedarf es entweder eigener Hard- und Software und einer schnellen Verbindung zum Internet, oder aber man wirft einen Blick auf Tools zum Live-Blogging.

Nun sind Weblogs ja schon ein sehr schnelles Medium für den sofortigen Transport beliebiger Informationen, Bilder und Videos rund um den Globus. Manchmal sollen Beiträge aber in Echtzeit und trotzdem übersichtlich im Web erscheinen.


Dann kommt es darauf an, dass die Live-Postings umgehend geladen werden, ohne das gesamte Weblog mitzuschleppen. Ein Tool, das dafür geeignet zu sein scheint, in Echtzeit zu bloggen, ist CoverItLive.com (siehe: einer, der´s probiert hat).

Wenig spektakulär, bloß ein paar Lettern per Tastenanschlag durchs Internet zu jagen. Die logische Konsequenz ist Live-Videoblogging. Auf blogTV.com kann jeder live streamen - eine Möglichkeit, die davor nur Serverbetreibern und findigen "Bastlern" vorbehalten war. Eine völlig neue - und absolut authentische - Form der Selbstinszenierung!

Oder aber eine genial-einfache Möglichkeit, in Zeiten mobiler Internetzugänge von mehr oder weniger wichtigen Ereignissen aus dem echten Leben zu berichten. Registrierte Seher einer "Show" können - selbstverständlich ebenfalls live - den Videobloggern Nachrichten senden, Fragen, Bemerkungen... und auf diese Weise in Dialog miteinander treten.

Vielleicht ergibt sich mal die Gelegenheit, dieses interessante Service zu einem passenden Anlass auszuprobieren.

Übrigens: Live Streaming könnte ein Megatrend im Web 2.0 werden. Wer sich dafür interessiert und mitten drinnen sein möchte, könnte einen Blick auf die Service-Rezensionen von ReadWriteWeb werfen, und auf ein Weblog, das sich ausschließlich mit Live Streaming befasst.

Gatekeeper vs. Meinungsmacher

Informationskontrolle liegt in der Natur des Menschen mit seiner selektiven Wahrnehmung - und erst recht in der Natur der Medien, die stets mit stark begrenzten Ressourcen auskommen müssen.

Sprach man einst von Medienorganisationen und Journalisten als Gatekeeper, die Berichtenswertes nach ihren Kriterien auswählten und damit beeinflussten, wovon ihre Medienkonsumenten erfuhren, hat man dieses drastische Bild vom Schleusenwärter weichgezeichnet: Agenda Setting ist´s, was Medien (-macher) betreiben und damit "nur" mehr quasi die Gesprächsthemen ihrer Rezipienten beeinflussen - also auf die öffentliche Meinung wirken.

In einer medial vermittelten, durch und durch mediatisierten Welt (-gesellschaft), in der sich dank einfach zu bedienender Technologien mit enormer Verbreitung (und ebenso steigender Reichweite) die Publikationsmacht nicht mehr auf wenige, ressourcenstarke Organisationen konzentriert, sondern sich - Stichwort Web 2.0 - unter den einstigen (eher passiven) Konsumenten aufteilt, ist es fraglich, wie lange es noch an den Großen liegt, Informationen zu selektieren und Meinungen zu machen. Sofern die altbewährten Konzepte nicht schon längst überholt sind.

Die Entwicklung dieses dynamischen Feldes ist unmöglich zu prognostizieren. Tatsächlich aber werden Weblog-Betreiber von vielen Seiten als meinungsbildende Instanzen erkannt. Vor allem dort, wo ein Phänomen wirtschaftlichen Nutzen haben kann, bleibt es nicht unentdeckt.

Trigami zum Beispiel tritt gezielt im Auftrag seiner Werbekunden an (registrierte) Blogger heran, um unter Vortäuschen seriöser Rezensionen meinungsbeeinflussende Kommunikationsprozesse zu initiieren. Und weil Textblogs wichtige Konsumentengruppen nicht ausreichend erschließen, fokussiert das Unternehmen auch auf (im Auftrag) user-gestaltete Videos auf YouTube & Co.

Besonders fleißige und angesehene Weblog-Autoren entwickeln sich in der Blogsphäre zu den so genannten A-Bloggern. Auch wenn es sich um eine kontroverselle Behauptung handelt, dass es Blogger der "ersten Liga" gibt, und weniger wichtige, deutet die gesteigerte Zurkenntnisnahme einiger weniger - ob gerechtfertigt oder nicht - darauf hin, dass hier beträchtliches Potenzial zum Meinungsmachen besteht. Der Diskussion zum Trotz, wie überbewertete Blogger mittels Linklisten und "Spamblogging" zu ungerechtfertigem Ruhm gelangen, sind es möglicherweise gerade diese, die im Meinungsbildungsprozess eine wesentliche Rolle spielen (werden).

Eine Schwäche der Anarchie? Entwickelt sich hier eine neue Art der Informationsflut, die uns User (die wir stets auch Rezipienten und Konsumenten sind) wieder in die Fänge der Massenmedien treibt, um uns - endlich wieder - auf die kompetente Selektion der Gatekeeper zu verlassen? Oder wird sich abseits automatisierter Bewertungsalgorithmen innerhalb der Web-Community eine verlässliche Selbstregulation etablieren, die uns bei der Beurteilung der Relevanz von Weblogs und ihrer Betreiber hilft?

Vielleicht aber wird es tatsächlich so kommen, dass sich aus der einstigen Versinnbildlichung demokratischer Informationsverbreitung - den Weblogs - hochprofessionalisierte Nachrichtendienstleister entwickeln (siehe auch: FAZ: Die Front gibt es nicht; oder hier: Push it real good). Und am Ende die Meinungsmacher zusätzlich die Funktion der Gatekeeper übernehmen und die Informationskanäle für uns durchforsten, sortieren und verständlich kommentiert zur Verfügung stellen.

Informationskontrollle und selektive Wahrnehmung - eine wechselseitige Beziehung in einer Medienwelt begrenzter Ressourcen.

Mittwoch, 16. Januar 2008

Schon gehört?

Oder gesehen, gelesen, erfahren? Mundpropaganda wirkt - außerhalb des Netzes und innerhalb. Das macht sich die Werbung zu Nutze - aber...!

Wer kennt es nicht? Ein guter Freund oder Bekannter teilt seine durchwegs positive Erfahrung mit einer Dienstleistung oder einem Produkt. Und sobald man vor dem selben Problem steht, nämlich vor einer wichtigen oder teuren Investition (von Zeit, Geld oder Aufmerksamkeit), erinnert man sich prompt an die explizite oder implizite Empfehlung dieser - mehr oder weniger - vertrauenswürdigen Person: Mundpropaganda.

Heute, und vor allem im Zusammenhang mit dem Web 2.0, hört dieses banale Phänomen auf den klingenden Namen "virales Marketing". Dabei handelt es sich doch lediglich um eine durch die technologische Entwicklung beschleunigte Form des guten, alten Weitererzählens. Oder...?

Oder "Branded Entertainment" als "neue Form inhaltlich integrierter Werbung [...], bei der die Werbebotschaften in unterhaltenden und qualitativ hochwertigen Medieninhalten jeglicher Art [...] eingebettet und vom Rezipienten aktiv ausgesucht werden" (Guido Zurstiege, 2007, S. 145) - aus dieser Sicht eine Weiterentwicklung der Mundpropaganda auf subversiver Ebene, die dem multimedialen, interaktiven Web schon eher gerecht wird.

So gesehen, ist das Web 2.0 mit all seinen Möglichkeiten der sozialen Interaktion das ideale Instrument für eine effiziente Mundpropaganda - wie immer man sie nun nennen möchte.

Anders gesehen: Ist das Web 2.0 nicht eher - oder zumindest auch - ein Produkt dieses sozialen Phänomens des Weitererzählens und Empfehlens? Gerade bei einer wachsenden Fülle an neuartigen Services (und ihren noch nicht entdeckten Anwendungsmöglichkeiten) sind wir User doch froh darüber, auf die eine oder andere Empfehlung zurückgreifen zu können. Und wer weiß besser bescheid als jene, die schon damit vertraut sind, und die wir im Netz finden?

Ich glaube, mit dieser banalen Erkenntnis kratzt man an der Basisstruktur des Web 2.0 als "social network": Weitersagen und weiterempfehlen, ob Informationen (live während der Apple Keynote), Produktbewertungen oder auch nur die - sich beinahe minütlich ändernde - persönliche Befindlichkeit.

Interessant wäre, wie sich die real-sozialen Strukturen von Bezugsgruppen (oder Peer groups, also Gruppen aus "Weitersagern") in die virtuellen Sphären übertragen - und in wie weit sie ähnlich funktionieren wie draußen, im "wahren Leben". Möglicherweise ist diese scheinbar banale Funktion sozialer Netzwerke bedeutungsvoller, als man auf den ersten Blick vermutet. Oft sind die simplen Dinge die faszinierendsten.

Montag, 14. Januar 2008

Neues Jahr, neue Küche (3)

Endspurt, und Zeit wird´s, dass sich diese paar Quadratmeter, die für einen der wichtigsten Bereiche der (österreichischen) Kultur reserviert sind, endlich mit Küche füllen.

Nach etlichen Arbeitsstunden vieler fleißiger Helferlein, ohne die wir heute noch vor den Trümmern der Entrümpelung säßen, ist es soweit: Das Ziel nähert sich definitiv.

Die Möbel stehe auf ihrem Platz - und machen sich ganz ausgezeichnet dort. Die Geräte sind eingebaut und funktionieren! Und wir haben tatsächlich alles wie geplant auf winzigstem Raum untergebracht - was ich erst glaube, als ich´s tatsächlich sehe.

Also war es gestern an der Zeit, Abschied zu nehmen von den kahlen Wänden und den letzten Spuren der Bauarbeiten. Aber ich sage: LEICHT ist das Verfliesen nicht, und schon gar nicht das Zuschneiden (oder eher "Zubrechen") der spröden Keramik, die allzu leicht splittert und damit das Potenzial hat, einem den letzten Nerv (nicht nur im Handgelenk) zu rauben.

Dafür sieht die Sache am Ende nett aus - hoffen wir! Denn der allerlerzte Schliff in Form der passenden Fugenmasse fehlt uns noch zum Küchenglück. Dann nochmal alles auf Hochglanz bringen - und fertig wird sie sein, die neue, lange herbei gesehnte Küche. Und herzeigbar...

Wen´s nicht interessiert (und die Zugriffszahlen sprechen für ein eher geringes Interesse an der Entstehung unserer neuen Küche), der darf - bitte, bitte! - weiterhin auf möglicherweise interessantere Beiträge zum Phänomen Web 2.0 und über meine Erkundungsreise durch jenes hoffen.

Mittwoch, 9. Januar 2008

Zeig mir deine Freunde...

... und ich sag dir wer du bist. Ein Spruch aus der Antike erhält in der digitalen Allgegenwart eine neue Bedeutung.

Wenn virtuelle und reale Wirklichkeiten zunehmend eins werden und die Grenzen an Durchlässigkeit gewinnen, stellt sich die Frage, in wie weit völlig gewöhnliche gesellschaftliche Phänomene, die wir tagtäglich beobachten können und auch selbst reproduzieren, in diesen vermeintlich neuen - scheinbar unwirklichen - Welten Fuß fassen.

Wenn die Technik immer mehr in den Hintergrund tritt und der Umgang mit ihr - auch aufgrund einer angepassten Medienkompetenz der Menschen - zur Selbstverständlichkeit wird, bleibt mehr Spielraum für Menschliches, ohne über den nächsten Tastendruck oder notwendige Befehlseingaben nachdenken zu müssen.

Es ist, denke ich, eine Eigenheit des modernen Menschen, sich jener Materialien zur Bildung und Aufrechterhaltung seiner eigenen Identität zu bedienen, wovon es in seiner Umgebung genügend gibt und die allen anderen gleichermaßen zugänglich sind: andere Menschen.

Symbole der Zugehörigkeit und Abgrenzung sind die Bausteine komplexer Gesellschaften. Symbole sind Handlungen, sind Kommunikation. Diese Kommunikation gewinnt umso mehr an Bedeutung, je alltäglicher vermittelte Wahrnehmungen werden, wie wir sie erleben, wenn wir durch User-Profile blättern, Videos sehen oder in irrealen Landschaften neue Gesellschaftsformen kennen lernen.

Diese Menschlichkeit des (sozialen) Webs - wobei der Begriff des World Wide Web in seiner ursprünglichen Bedeutung vielleicht nicht mehr anwendbar ist auf ein sich öffnendes Netz aus vielschichten Verflechtungen unterschiedlichster Services - drückt sich auch dadurch aus, dass man sich seiner selbst nicht mehr nur durch die bloße Visualisierung von Kontakt-Netzwerken vergewissert. Man zeigt - nicht zuletzt sich selbst - die Freunde, die man hat: auf (idealerweise "ge-tagten") Fotos. So wird sichtbar, wer hinter den sonst uniformen Kontakt-Links steckt. Und mit einem Klick auf die abgebildeten Personen gelangt man an deren Hintergrundinformationen - und an ein weiteres (bildhaftes) Netzwerk.

So werden Freunde auch im Web 2.0 zu einem effektiven Medium der eigenen Identität - viel intuitiver als nur in textueller Link-Form. Und sie helfen wieder bei der gegenseitigen Identifizierung - fast so wie im "richtigen" Leben. Nur eines bleibt: Für die hübschen Fotos mit den Vertretern seiner Peergroup muss man weiterhin ins "echtere" Leben.

Dienstag, 8. Januar 2008

Angst vor Wanzen?

Wer sagt, dass im Web nur Kontakte und Datein ge-shared werden?

Wer Angst vor Wanzen hat und oft - in Amerika - auf Reisen ist, der sollte einen Blick auf cantbedone.org werfen. Dort berichten leidgeplagte Außendienstler und Touristen von Sichtungen böser "bed bugs" in Hotels und Motels und anderen Unterkünften.

Na bitte! Hier wird also nicht nur illegal Musik und Software getauscht, sondern auch wirklich hilfreiche Information. Das Web 2.0 hat viele Gesichter.

Doppelt hält besser (was es verspricht)

Ein Doppelleben zu führen, war bis vor kurzem verpönt, war seit je her gängige Praxis der vom Leben Unterforderten und ist seit kurzem wieder populärer. Ein gepflegtes zweites Ich gehört fast schon zum guten Ton.

Im Web hat jeder die Möglichkeit des digitalen Doppellebens. Auf unzähligen Plattformen kann man mit der eigenen Identität experimentieren oder sich einfach nur digital präsentieren. Auf diese Weise findet sich unter den vielen Millionen weltweiter Internet-Nutzer für jedes "Programm" ein Publikum und für jedes Thema Gleichgesinnte.

Eine effiziente Weise der Selbstdarstellung und Verknüpfung mit anderen Interessierten ist das Weblog. Damit lässt sich wunderbar die eigene Identität tunen und mit Fotos auf Flickr sowie mit Videos auf YouTube auf Hochglanz polieren. Dazu die eigene MySpace-Seite, und schon hat sich das "Einfachleben" in den virtuelle Sphären unserer Zeit zumindest verdoppelt.


Diese Multidimensionalität des eigenen Lebens und die Diversifikation der Identität(en) findet ihren vorläufigen Höhepunkt in der virtuellen 3D-Welt von Linden Lab: Second Life. Die seit 2003 völlig von den mehr als sieben Millionen Nutzern (den "Bewohnern") gestaltete Community birgt ein überwältigendes Potenzial: auf den ersten Blick vor allem für die Wirtschaft, die längst Niederlassungen etablierter Konzerne entstehen ließ und einen Umsatz von rund einer Million Dollar pro Tag generiert.


Die wesentliche Stärke der 3D-Community besteht aber zweifellos in ihrer sozialen Komponente. Niemand registriert sich dort als "resident", nur um online zu shoppen. Das geht schneller und bequemer ohne virtuelle Teleportation und langes Adresssuchen im guten, alten World Wide Web. Aber seinen Habitus in eine weitere Dimension zu tragen, soetwas wie Geschmack, identitätstiftende Symbole in mehreren Dimensionen zu vervielfältigen und zu modifizieren, das eröffnet neue Möglichkeiten von Zusammenschlüssen und Interaktionen (auch nicht verschriftlichte): Was man in der virtuellen Welt trägt, dort baut, wie man sich präsentiert (ob auf Facebook oder in Second Life), all das transportiert Botschaften; ebenso wie das eigene soziale Netzwerk (wen man kennt und verlinkt hat), das überall im Web 2.0 visualisiert werden kann.

Im digitalen sozialen Netz ist alles möglich, aber nichts muss sein. So stört sich in Second Life offenbar auch niemand daran, wenn Landsleute in der eigenen Landessprache kommunizieren. Scheinbar alles rund um die eigene virtuelle Existenz ist nach Belieben gestaltbar. Es ist bezeichnend, dass bei der Registrierung auf StudiVZ & Co. die eigene Identität nie überprüft wird. Wer eine gültige eMail-Adresse hat, der existiert im Web 2.0 - so oft und in so vielen Facetten, wie er oder sie es möchte.

Es wird zur Herausforderung, die eigenen Identitäten zu verwalten. Technologien und Services wie OpenID oder NoseRub sollen helfen, die Identitäten (bzw. Accounts) zu verwalten, um das Doppelleben im Netz zu erleichtern. Denn ob Business-Kontakte oder zum Privatvergnügen: Es wird künftig gut sein zu wissen, wie man ein digitales Doppelleben führt und es effizient verwaltet.

Sonntag, 6. Januar 2008

Neues Jahr, neue Küche (2)

Chaos pur herrscht dort, wo einst unsere alte, geliebte Küche stand, deren einziger Makel es war, ein wesentliches Küchengerät vermissen zu lassen.

Am Tag drei der Umbauarbeiten blicken wir auf ein Wechselbad der Gefühle zurück: Nach erfolgreichem Abtransport der alten Möbel und Geräte folgten teilweise herbe Ernüchterungen...

... wie zum Beispiel die Notwendigkeit, den Wasseranschluss doch noch versetzen zu müssen, damit jenes Gerät in der Küche seinen Platz findet, weswegen all der Aufwand letztendlich getrieben wird: der Geschirrspüler. Dank kompetenter Fachleute und einer unübertrefflichen Organisation (in beides bin ich leider nur wenig involviert) erweist sich das Unterfangen "neue Küche" am Ende des Tages jedesmal als halb so tragisch.

Diese Experten wirken jedes Mal wahre Wunder, die mich ehrfürchtig erstarren lassen - zumindest so lange, bis die nächste Fahrt zum Baumarkt ansteht oder all der Müll entsorgt werden muss.

All die Arbeit für etwas mehr Luxus lassen die Tage noch kürzer erscheinen, als sie es ohnehin sind. Ich hoffe, ich komme bald wieder zu dem einen oder anderen Ausflug in das Web 2.0 - und natürlich freue ich mich auf den Geschirrspüler.

Mittwoch, 2. Januar 2008

Neues Jahr, neue Küche

Der Countdown läuft. Und weil so ein Blog auch mal persönlich sein darf (oder soll), oute ich mich jetzt...

Morgen beginnt der Abbau und Abtransport der alten, längst ausgedienten Küche. Das muss wohl sein. Zu zweit bzw. zu viert werden wir´s schon schaffen, hoffe ich. Denn ich bin der geborene Anti-Heimwerker ohne jeden Sinn fürs Montieren, Schrauben, Bohren oder gar Feilen und Sägen.


Also bleibt die Hoffnung, dass alles gut geht, und dass die kommenden zwei Tage glimpflich an mir vorüber gehen. Vielleicht landet das eine oder andere Dokument dieses Monstermegaprojektes ja in Form eines weiteren persönlichen Eintrags in diesem Weblog.

Gemeinsamkeiten

Die "Communitysierung" des Webs hat viele Facetten. Nicht immer geschieht dies zum Selbstzweck, der bloßen Vernetzung von Identitäten und Kontakten.

Typische Community-Websites (social networks bzw. social software bzw. cloudware; siehe: "Web 2.1") wie MySpace oder StudiVZ erfüllen (neben der Selbstdarstellung und -vermarktung) vor allem einen Zweck: Das einfache Knüpfen eines (virtuellen) Netzwerks.

Mit der aufkommenden "Widgetisierung" des Webs können nicht nur Kontakte mit ein paar Mausklicks vernetzt und kombiniert werden, sondern Services und Tools im ganzen Web verstreut (und doch irgendwie miteinander verbunden) werden. Die Sache mit dem Web 2.1 wird also immer komplexer und unübersichtlicher (jedenfalls für Leute wie mich, die erst seit kurzem aktiv mitmachen).

Diese Entwicklung führt nun offenbar dazu, dass sich Communities um Themen und Motive bilden, die weit entfernt sind vom Finden verlorengeglaubter Schulfreunde. Alles nicht neu, und Selbsthilfegruppen gab´s schon immer...

... aber selten zuvor war es zB. so einfach, auf der eigenen Facebook-Seite Geld für die nächste Wohnungsrenovierung zu sammeln: Widgets von ChipIn sind handlich, pflegeleicht und vielseitig verwendbar. Dabei wirkt das bunt zusammen gewürfelte Team auf Hawaii auffallend "community-like".

Sogar die Firmengründung erhält im Web einen Hauch von Gemeinschaftlichkeit: CommerceNet, ein "entrepreneurial research institute", hat neben ChipIn auch so kuriosen, community-haften Ideen zu ihrer äußerst erfolgreichen Umsetzung verholfen, wie Ravelry, einer Strick-Plattform, die bereits in ihrer Betaphase eine enorme Nachfrage von Leuten mit dem gemeinsamen Interesse für Strickmuster verzeichnet.

Geradezu idealistisch erscheint mir in dem Zusammenhang MoveOn.org, wo "nur" politisiert und an der Erhaltung der Demokratie gearbeitet wird. Von dieser politischen Community ging auch eine der interessantesten "Internet-Aufstände" der letzten Zeit aus, der Protest gegen veränderte Datenschutzrichtlinien von Facebook.

Gemeinsam Firmen gründen, Ideen verwirklichen, dafür Geld sammeln oder gemeinsam Demokratie (aus-) üben, im Web ist für jede virtuelle (also: mögliche) Gemeinschaft Platz. Es ist ganz eindeutig ein Web der Gemeinsamkeiten...

Dienstag, 1. Januar 2008

Prosit 2008!

Allen ein spannendes Jahr 2008 mit viel Freude, Glück und jeder Menge interessanter Dinge!

In Wien wurde das neue Jahr traditionell laut und ausgelassen begrüßt - und mit dem Läuten der "Pummerin" des Stephansdoms.