Dienstag, 8. Januar 2008

Doppelt hält besser (was es verspricht)

Ein Doppelleben zu führen, war bis vor kurzem verpönt, war seit je her gängige Praxis der vom Leben Unterforderten und ist seit kurzem wieder populärer. Ein gepflegtes zweites Ich gehört fast schon zum guten Ton.

Im Web hat jeder die Möglichkeit des digitalen Doppellebens. Auf unzähligen Plattformen kann man mit der eigenen Identität experimentieren oder sich einfach nur digital präsentieren. Auf diese Weise findet sich unter den vielen Millionen weltweiter Internet-Nutzer für jedes "Programm" ein Publikum und für jedes Thema Gleichgesinnte.

Eine effiziente Weise der Selbstdarstellung und Verknüpfung mit anderen Interessierten ist das Weblog. Damit lässt sich wunderbar die eigene Identität tunen und mit Fotos auf Flickr sowie mit Videos auf YouTube auf Hochglanz polieren. Dazu die eigene MySpace-Seite, und schon hat sich das "Einfachleben" in den virtuelle Sphären unserer Zeit zumindest verdoppelt.


Diese Multidimensionalität des eigenen Lebens und die Diversifikation der Identität(en) findet ihren vorläufigen Höhepunkt in der virtuellen 3D-Welt von Linden Lab: Second Life. Die seit 2003 völlig von den mehr als sieben Millionen Nutzern (den "Bewohnern") gestaltete Community birgt ein überwältigendes Potenzial: auf den ersten Blick vor allem für die Wirtschaft, die längst Niederlassungen etablierter Konzerne entstehen ließ und einen Umsatz von rund einer Million Dollar pro Tag generiert.


Die wesentliche Stärke der 3D-Community besteht aber zweifellos in ihrer sozialen Komponente. Niemand registriert sich dort als "resident", nur um online zu shoppen. Das geht schneller und bequemer ohne virtuelle Teleportation und langes Adresssuchen im guten, alten World Wide Web. Aber seinen Habitus in eine weitere Dimension zu tragen, soetwas wie Geschmack, identitätstiftende Symbole in mehreren Dimensionen zu vervielfältigen und zu modifizieren, das eröffnet neue Möglichkeiten von Zusammenschlüssen und Interaktionen (auch nicht verschriftlichte): Was man in der virtuellen Welt trägt, dort baut, wie man sich präsentiert (ob auf Facebook oder in Second Life), all das transportiert Botschaften; ebenso wie das eigene soziale Netzwerk (wen man kennt und verlinkt hat), das überall im Web 2.0 visualisiert werden kann.

Im digitalen sozialen Netz ist alles möglich, aber nichts muss sein. So stört sich in Second Life offenbar auch niemand daran, wenn Landsleute in der eigenen Landessprache kommunizieren. Scheinbar alles rund um die eigene virtuelle Existenz ist nach Belieben gestaltbar. Es ist bezeichnend, dass bei der Registrierung auf StudiVZ & Co. die eigene Identität nie überprüft wird. Wer eine gültige eMail-Adresse hat, der existiert im Web 2.0 - so oft und in so vielen Facetten, wie er oder sie es möchte.

Es wird zur Herausforderung, die eigenen Identitäten zu verwalten. Technologien und Services wie OpenID oder NoseRub sollen helfen, die Identitäten (bzw. Accounts) zu verwalten, um das Doppelleben im Netz zu erleichtern. Denn ob Business-Kontakte oder zum Privatvergnügen: Es wird künftig gut sein zu wissen, wie man ein digitales Doppelleben führt und es effizient verwaltet.

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