Donnerstag, 24. Januar 2008

Masse hat Trägheit

Die "Physik" menschlicher Kommunikation wird von vielen Web-Services völlig ignoriert. Eine stabile Eigenschaft - die Trägheit - lässt erwünschte Effekte von social networks nicht ins Rollen kommen.

Ein Eintrag bei XING, auf Facebook & Co. mag ja schön und gut sein, um mit seinen (bestehenden) Freunden in Kontakt zu bleiben, um ein wenig im Web 2.0 zu experimentieren und auf neue Kontakte zu hoffen. Dass sich diese allerdings auch im sozialen Web nicht von alleine einstellen, illustriert ein interessanter Blog-Eintrag von Klaus Eck.

Mit Verweis auf einen Gastbeitrag
im Werbeblogger erklärt er, warum soziale Plattformen nicht dazu taugen, neue Kontakte - oder auch Geschäftspartner - zu finden. Die natürliche Scheu des Menschen (tagtäglich zu beobachten im öffentlichen Verkehr) wirkt auch im Web hemmend und verhindert eine Ausweitung des virtuellen Freundeskreises, der allzu schnell als bloße Trophäensammlung endet.

Im Gegensatz zu Web-Plattformen haben Multiuser-Online-Spiele ein größeres Potenzial, Menschen zusammen zu führen: Mehr oder weniger feste virtuelle Spielgemeinschaften (Gilden und Clans) verfolgen vorgegebene Ziele und können ihre Kontakt daher über längere Zeit intensivieren. Unterstützt wird die Kommunikation - auch während des Spiels - durch VOIP-Programme wie TeamSpeak. So werden nebenbei rege Geschäftskontakte geknüpft, auf die man bei XING schon ewig gewartet hat.

Vielleicht sollten sich die Betreiber sozialer Web-Plattformen nicht darauf verlassen, dass Menschen sich selbstständig vernetzen. Wenn nach dem Boom die große Flaute kommt (weil die einmal aufgebauten Netzwerke der User aufgrund ihrer Trägheit stabil bleiben), muss etwas her, das den Spieltrieb der Menschen nutzt, um die soziale Dynamik zu erhöhen.

Was spricht dagegen, Probleme, vor allem solche, die einer sozialen Lösung bedürfen, aufzugreifen und
einzuwerfen - und der trägen Masse zur kreativen Auseinandersetzung damit zur Verfügung zu stellen? Auf diese Weise könnten sich interessierte Gruppen aus einander unbekannten Mitgliedern zusammensetzen, durch Involvement und Motivation in intensiveren Kontakt zueinander treten und nebenbei vielleicht sogar etwas (sozial) Nützliches tun.

Dadurch ergäben sich auch weitere Aspekte zur Beschreibung von Profilen, indem zB. für gelöste Aufgaben Punkte vergeben werden, die - je nach Art des Problems - Mitglieder einer Plattform als Experten auf einem bestimmten Gebiet ausweisen.

Freilich, die Herausforderung bestünde darin, attraktive, motivierende Spiele bzw. Probleme zu entwickeln - oder Mechanismen, die für ihre Entwicklung durch die User selbst sorgen (nicht, um Arbeit auszulagern, sondern weil User am besten wissen, was ihnen gefällt).

Vielleicht sind diese Gedanken eine nähere Betrachtung wert...

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