Mittwoch, 23. Januar 2008

Heute im Bus

Irgendwo zwischen Handelskai und Vorgartenstraße. Ein voller Bus am Vormittag. Und dann das!

Es muss sein. Heute missbrauche ich mein Weblog zur persönlichen Aggressionsbewältigung. Denn bis heute hielt ich so manchen klischeehaften Bericht über Teile der Wiener Bevölkerung für einen modernen Mythos. Der hat sich nun leider sehr lebhaft bestätigt.

Ein Bus also. Gut gefüllt mit wenig Platz, sogar zum Stehen. Im vorderen Bereich steigt eine Mutter mit offensichtlichem "Migrationshintergrund" (wie es ja politisch korrekt heißt) mit ihrem Kinderwagen ein und begeht völlig unwissentlich einen schwerwiegenden Fehler. Sie stellt sich und ihren Kinderwagen neben eine völlig unscheinbare junge Mutter (ohne jeglichen Hintergrund, wie sich herausstellen würde).

Völlig ohne unmittelbare Veranlassung beginnt die österreichische Jungmutter eine Schimpftirade auf ihre "Nachbarin", die mich ungläubig staunen lässt. Auf einem Niveau, das von jeder Kindergartenstreiterei bei weitem übertroffen wird, geht dieser.... Organismus... schließlich sogar auf das "schirche Kind" der Migrantin los - mit wutverzerrter Fratze und blutunterlaufenen Augen. Gewaltandrohungen und viel Unverständliches erbricht die stolze Österreicherin während ihres unterbitterlichen Kampfes.

Eine Schande! Solche Menschen, die aus unverdientem Glück in diesem Land geboren wurden und es unter normalen Umständen gerademal zum Tschick-Kaufen und Kinderkriegen außer Haus schaffen, werden bei uns als mündige Bürger behandelt - mit Stimmrecht und allem, was dazu gehört. Eine Schande!

Worin besteht deren Beitrag zu einer funktionierenden Gesellschaft, wenn sie noch dazu ihren bemitleidenswerten Nachwuchs mit größter Wahrscheinlichkeit genauso falsch sozialisieren, wie es offenbar ihnen widerfahren ist? Traurig!

Sind es solche Mitglieder der Bevölkerung, die unser (Human-) Kapital für den Wettbewerb auf einem globalisierten Markt darstellen und unser Land zu einem interessanten Wissenschafts- und Industriestandort machen sollen?

Es sind diese Untermenschen, die man des Landes verweisen sollte. Nur: Welches andere Land würde ihnen Asyl gewähren?

Erfahrungen wie diese
legen mir zwei Fragen nahe: Die offensichtlichste und immer wieder gestellte ist die nach der - angeblichen! - Macht der Massenmedien, die in dieser Hinsicht kläglich versagen. Was bedeutet "Bildungsauftrag" im Zusammenhang mit gesellschaftlichen Entwicklungen (vor allem wenn sie historischen Wurzeln erwachsen und alles andere als neu und kurzfristig sind)? Mir scheint, dieser Bildungsauftrag wird etwas ungleichmäßig verteilt ausgeführt - zu Gunsten von Kunst, Kultur und (genau für die aufzuklärenden Schichten) unzugänglicher Politik.

Zweitens: Wie können in einer Gesellschaft voll Intoleranz und krankhafter Panik vor Anderen überhaupt soetwas wie "Web 2.0" und "social networks" funktionieren, in denen man sich fast ausschließlich mit Fremden und mit hoher Wahrscheinlich über sämtliche Landesgrenzen hinweg vernetzt und verfreundschaftet? Woher diese merkwürdige Diskrepanz zwischen der wirklichen sozialen Welt und der virtuellen sozialen Welt? Liegt sie vielleicht darin begründet, dass genau diese Schichten keinen Wert auf Anschluss (ans Netz) legen (denn ökonomische Gründe können bei dem aktuellen Preisverfall fast ausgeschlossen werden - siehe mediaresearch.orf.at)?

Doch leider, effektive Image-Kampagnen - wie sie auch bei der Lösung dieser gesellschaftlichen Missstände helfen würden - kann sich nur die Wirtschaft leisten. Und ob es in ihrem Interesse liegt, reflektierende, hinterfragende, manchmal skeptische - also mündige - Konsumenten heranzuziehen, das erscheint mir äußerst fraglich. Traurig, traurig...


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