Donnerstag, 26. Juni 2008

Google macht ernst: Vermarktung der Nutzungsdaten?

Die Gerüchteküche brodelt: Nach Jahren des Datensammelns - nicht nur bei Suchanfragen, sondern im ganzen Web 2.0 - könnte bald ihre Vermarktung beginnen.

Wie in einer "Eilmeldung" auf blog.datenschmutz.net zu lesen ist, berichten amerikanische Medien im Web - The Wall Street Journal oder das Sacramento Business Journal - von möglichen Plänen Googles, kommenden Dienstag eine Weiterentwicklung des Dienstes "Analytics" zu präsentieren.


Im Fokus von "Internet Usage", so der kolportierte Arbeitstitel, stehen für Werbetreibende relevante Informationen über die Nutzung bestimmter Websites. Diese Informationen sollen über bloße page views in Verbindung mit geographischen Angaben hinaus gehen. Offenbar soll man sämtliche relevante demographische Daten erhalten, wie Geschlecht, Alter und sogar das Einkommen der Website-Besucher. Anhand dieser Daten können Nutzer des neuen Dienstes über den Einsatz spezifischer Werbemittel und -formen entscheiden. Und wer weiß, was noch alles...

Doch auch seitens der Werbewirtschaft steigt scheinbar das Misstrauen: Was geschieht mit den Daten der Werbenden - über Kampagnen, bevorzugte Websites und Ausgaben? Könnte die Werbekonkurrenz - irgendwie - Zugang zu diesen Informationen erhalten?

Offenbar beginnt der attraktive Mix interessanter Services immer weniger zu schmecken. Bleibt nur abzuwarten, wie sich der Informations- (ist gleich: Werbe-) Markt entwickelt in einem Umfeld, in dem die Informationssuche sowie Textverarbeitung, Tabellenkalkulation, die private Bilder- und Videoverwaltung, das Kommunikations- und Zeitmanagement (mit Google Mail und Kalender) und viele andere nützliche Angebot zunehmend von nur einem einzigen Anbieter stammen. Über 23andMe.com ("genetics just got personal") - mit starker geschäftlicher wie privater Beziehung zu, natürlich, Google - könnten demnächst auch (die freiwillig eingesandten) Erbinformationen der Netznutzer potenziell in ein und die selbe Datenbank fließen, sodass künftig genetische Dispositionen einzelner Konsumenten bei der Schaltung ganz individueller Werbung berücksichtigt werden. Dazu passt auch Googles Interesse an Patientendaten.

Unsere Handlungsmöglichkeiten sind trotz bester Vernetzung begrenzt. Denn Google hat es - wohl gemerkt ohne aufwendige Kampagnen - geschafft, ein fixer Teil unserer Informationsgesellschaft zu werden. Und nichts spricht für ein absehbares Ende dieser phänomenalen Entwicklung.

Update (27.06. 2008):

Wie derStandard.at berichtet, handelt es sich bei dem angekündigten Gratis-Dienst offenbar um "Google Ad Planer", das sich zur Zeit in einer geschlossenen Betaphase befindet. Laut Google-Blog soll es vor allem der Medien-Planung dienen und Werbenden zielgruppenspezifische Websites zeigen, die sonst nur schwer zu finden wären.

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