Samstag, 2. Februar 2008

Spieglein, Spieglein

Okay, wiedermal in eigener Sache: Wer - um Himmels Willen! - braucht hochglänzende Bildschirme?

Irgendein kluger Mensch, der sich vielleicht mit Produktentwicklung befasste, möglicherweise mit hobbypsychologischen Ambitionen und einem Gespür für kleveres Marketing hat uns einen Boom hochglänzender, stark spiegelnder Bildschirme beschert. Gratulation!


Denn Menschen bringen die Eigenschaft des Spiegelns und Glänzens scheinbar in direkten Zusammenhang mit dem Wert der Sache - frei nach dem Motto: Alles, was glänzt, ist Gold. Diesem Umstand tragen die Hersteller und Vermarkter nun Rechnung. Die Stores und Shops sind voll mit den Glanzstücken, sodass sich manch einer schon fragt, ob matte Displays der Ausrottung geweiht sind.

Dabei liegen die Vorteile der "glossy Displays" klar auf der Hand - und zwar auf jener der Händler, nicht der Verbraucher. AppleInsider.com bezweifelt in einem Test des damals neu erschienenen iMac ihre Sinnhaftigkeit und stellt fest:

"[...] Steve Jobs claimed that customers 'loved' glossy displays; we respectfully disagree. The benefits it provides are useful primarily under controlled lighting and for marketing the system in a store."
(Quelle: AppleInsider.com)

Tja. Jetzt haben wir sie also, obwohl Fachleute zu Displays der Entspiegelungsklasse I/I raten. In den Foren auf Apple.com sind mittlerweile heftige Diskussionen entbrannt - pro & contra gloss Displays. Dabei können sich alle Unschlüssigen auf flickr.com von der Unsinnigkeit eines spiegelnden Displays überzeugen, zB. bei Andrea Fortuna, lardh, Macintoshmad oder podstitch.

Satte Farben? Höhere Kontraste? Brillianteres Bild? Viel mehr geschicktes Marketing und das Für-Blöd-Verkaufen (im wahrsten Sinne) geblendeter Konsumenten. Denn welche Sinnhaftigkeit steckt dahinter, eine emittierende Fläche so zu gestalten, dass alles Dargestellte durch Reflexionen der Umgebung gestört wird? Sinn und Zweck eines Bildschirms ist die möglichst störungsfrei Darstellung von Text und Bild.

Ich finde es schade, dass wir - User & Konsumenten - der Industrie mit unserer angeblichen (?!) Nachfrage nach hochglänzenden Bildschirmen ein weiteres Teuerungskriterium der Pro-Artikel (zB. Mac Pro, MacBook Pro) liefern - ein künstlicher Unterschied zwischen Consumer- und Profi-Bildschirm, der sich auch im Preis der Geräte wiederspiegelt.

Kaufen wir doch keine augenschädlichen Bildschirme, nur weil man uns weismachen will, wir selbst würden sie verlangen. Schwachsinn!

Wer schon einen hat (und sich vielleicht darüber ärgert), könnte es übrigens mit einer speziellen Matt-Folie versuchen. Über Erfahrungsberichte wäre ich dankbar...

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